Mehr Hektik als flüssige Action

Auch wenn die Auswahl an Augmentierungen, Waffen & Co stimmt: Das Spiel kann keine Sogwirkung entfachen.
Auch wenn die Auswahl an Augmentierungen, Waffen & Co stimmt: Das Spiel kann keine Sogwirkung entfachen. © 4P/Screenshot
Aber in der Hitze des Gefechts zeigen sich dann die bekannten Probleme gegenüber der klassischen Gamepad- oder Maus/Tastatur-Steuerung. Vor allem der Actionweg kann aufgrund der fehlenden Kontrolle während der Gefechte frustrierend sein: Einen Feind anzuvisieren und per automatischer Zielfixierung zu beschießen ist natürlich kein Problem. Aber sobald Alarm ausgelöst wird und mehrere Wachen auftauchen oder man schnell reagieren muss,  weil man verfolgt wird, ist die Steuerung zu fehleranfällig. Hinzu kommen teilweise komplett apathische Feinde, die trotz Beschuss nicht reagieren oder die wie blöde ohne Deckung zu suchen vorwärts stürmen – die KI ist stellenweise miserabel. Wer also mit durchschlagenden Argumenten und Action hantieren will, wird auf dem iPad enttäuscht.

Der Schleichweg ist schon eher zu empfehlen, denn hier hat man mehr Ruhe, kann besser planen und geduckt von Säule zu Säule huschen. Außerdem erscheinen die Buttons für einen lauten oder leisen Kill recht früh, so dass man nicht ganz nah an den Feind ran muss. Aus der Deckung heraus kann man zudem sehr gut manuelles Zielen für Kopfschüsse oder Granaten  nutzen. Aber das Leveldesign ist weitaus simpler gestrickt, was Architektur und Struktur angeht – sprich: Man findet als Schleicher nicht genug alternative Routen und wird meist an enger Leine zum Ziel geleitet. Es gibt immerhin auch mal Hacking vor verschlossenen Türen, das wesentlich einfacher ist als im Original, sowie Notizen, die der Geschichte einige private Facetten hinzufügen. Außerdem kann man Schädel, Haut, Rumpf, Arme, Augen und Beine mit aktiven und passiven Augmentierungen wie dem getarnten Lauf, dem lautlosen Laufen oder dem Blick durch Wände aufrüsten. Man wird also auf dem iPad mit der subtilen Vorgehensweise besser unterhalten als mit der mangelhaften Action.

Faule Kompromisse und ärgerliche Bugs

Die KI ist stellenweise mangelhaft: Zwischen apathischem Staunen über Beschuss und selbstmörderischen Läufen ins Feuer.
Die KI ist stellenweise mangelhaft: Zwischen apathischem Staunen über Beschuss und selbstmörderischen Läufen ins Feuer – wer den Actionweg einschlägt, wird schnell enttäuscht. © 4P/Screenshot
Auch beim Schleichen muss man jedoch mit faulen Kompromissen und ärgerlichen Bugs leben: Zum einen wird einem das Leben als Infiltrator künstlich leicht gemacht. Leichen lösen sich kurz nach einem Treffer einfach auf. In einer Patrouille von drei Mann wundert sich natürlich keiner, wenn die Kollegen plötzlich einer nach dem anderen über Bolzenschüsse verschwinden – authentisch ist anders. Und die Suchroutinen nach einem Alarm sind erbärmlich schwach: Obwohl gerade noch geschossen wurde, reichen ein paar Meter der Flucht und etwas Geduld, um den Alarmpegel so zu senken als wäre nichts gewesen.

Hinzu kommen ärgerlich Fehler in der Steuerung und Visualisierung: Tippt man auf einen Punkt im Gelände, damit Ben automatisch dorthin geht, kann es passieren, dass er eine abstrus lange und für die Wachen einsehbare Route wählt, anstatt direkt um ein Hindernis zu huschen – natürlich wird er dann entdeckt. Außerdem bleibt er manchmal komplett in massiven Gegenständen wie Kisten hocken, die dann mit dem Körper verschmelzen; hier hapert es an der Kollisionsabfrage.

Auch die Einbindung der In-App-Purchases ist kontraproduktiv: Nicht über Händler, sondern direkt während der Einsätze kann man über Echtgeld effizientere Waffen, Minen und Granaten kaufen (3000 Credits gibt es für 0,89 Cent). Man muss das zwar nicht, um erfolgreich zu sein, aber warum lässt man diesen Bruch in der Fiktion überhaupt zu?