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Crash: Herrscher der Mutanten (Geschicklichkeit) – Crash: Herrscher der Mutanten

Nach einigen mehr oder weniger gelungenen Abenteuern und Crossover-Games auf PS2, Xbox und GameCube hatte Orangehaut Crash Bandicoot eine Generalüberholung nötig. Tadaaa: Crash of the Titans lieferte genau das! Nicht gerade das beste Jump-n-Run aller Zeiten, aber absolut solide, schön bekloppte und angenehm locker spielbare Hüpfkost. Kein Wunder, dass sich sein Nachfolger nicht lange mit Experimenten aufhält.

© Radical Entertainment / Sierra

Allein ist’s ja auch mal schön

Schon der Vorgänger richtete sich sowohl in Sachen Präsentation als auch vom Schwierigkeitsgrad her klar an Gelegenheitsspieler – das ist hier nicht anders. Zwar gibt es drei Schwierigkeitsgrade, aber die Sache wird insofern sehr einfach gemacht, dass es im Gegensatz zu Crash of the Titans keine Leben mehr gibt. Werdet ihr verkloppt oder fallt ihr einen Abgrund hinunter 

Ihr dürft auch gemeinsam auf Titanenjagd gehen – leider ist die Koop-Variante bestenfalls mäßig gelöst.

(was nicht mehr so oft passiert, da sich Crash automatisch an Kanten festhält), geht’s eine Sekunde später in unmittelbarer Nähe wieder weiter. Eine weitere Vereinfachung umfasst das Speichersystem: Wurde vorher nur zwischen den teils sehr langen Missionen der Spielstand gesichert, könnt ihr das jetzt auch innerhalb des Spiels an bestimmten Stationen machen. Trotzdem gibt es für fortgeschrittene Spieler keinen Grund, die Nase zu rümpfen: Wie gewohnt gibt es viel zu entdecken, neben den 16 Hauptmissionen warten 50 Nebenaufträge, die teilweise exzessives Forschen voraussetzen. Sogar unter der Erde: An markierten Stellen kann Crash das tun, was Beutelratten gerüchteweise sehr gut können: buddeln. Innerhalb eines begrenzten Areals dürft ihr euch durch das Erdreich wühlen und so nicht nur Boni sammeln, sondern auch zum Teil anderweitig unpassierbare Hindernisse untergraben. Und zu guter Letzt warten noch optionale Herausforderungen unter Zeitdruck, die ihrerseits wiederum zusätzliche Upgrade für Crash springen lassen.

Im Vorgänger durftet ihr zu zweit herumcrashen, allerdings ziemlich spaßbefreit. Für Herrscher der Mutanten hat Entwickler Radical Entertainment diese Spielvariante komplett neu gestrickt, allerdings immer noch nicht gut. Ihr könnt zwar das gesamte Abenteuer zu zweit bestehen, allerdings ist es weder als Crash Schwester Coco noch als Aku-Aku optimal: Im Falle von Coco bleibt die Kamera jederzeit auf Crash zentriert – fällt man also mal zurück, bleibt man außerhalb des Bildes und muss sich blind zurücktasten. Als Schwebemaske hat man es schon etwas leichter, denn in dieser Form bleibt man automatisch in der Nähe von Crash – aber kann nicht viel mehr machen, als ein Fadenkreuz zu steuern, um mit Hühnern nach Feinden zu schmeißen. Apropos: Die Kamerasteuerung macht nach wie vor gelegentlich Probleme. Zwar haben die Entwickler die Übersicht meist im Griff, gelegentlich wird sogar in eine 16Bit-kompatible Seitenansicht geschwenkt, wenn es sinnvoll erscheint. Aber hin und wieder wünschte man sich, dass man die sture Perspektive manuell verstellen könnte, was aber nicht erlaubt ist: Wenn man z.B. einen Weg zurück laufen muss, aber die Kamera nicht dreht, so dass man ins Bild hinein läuft. Oder einen Sprung schaffen muss, der aufgrund der flachen Perspektive schlecht abschätzbar ist.

Rotier mir!

Eine weitere weniger glorreiche Idee ist der erweiterte Doppelsprung: Drückt ihr zwei Mal die Hopstaste, macht Crash einen Salto, sonst nichts – weiter oder höher kommt er damit nicht mehr. Um das zu erreichen, müsst ihr jetzt zuerst den linken Stick rotieren

Das Grafikdesign ist wunderbar verspielt, die Levels sind herrlich verschörkelt und albern – allerdings müsst ihr dieses Mal ständig hin- und herrennen, was auf Dauer langweilt.

und dann springen! Klingt genauso umständlich und ungenau, wie es tatsächlich auch ist, die Ausführung dieses Sprungs ergibt keinen Sinn – zumindest auf 360 und PS2. Auf Wii wird der Sprung via Schütteln der Wiimote ausgelöst, was ganz wunderbar von der Hand geht. Genauso wie die neuen Konter-Attacken: Stimmt euer Timing, könnt ihr Schlägen eines Gegners ausweichen und sofort (und ziemlich mächtig) zurückschlagen – für dickere Titanen ist das eine sehr praktische Sache. Und um die Aufzählung der Steuerungs-Neuheiten endlich abzuschließen, könnt ihr jetzt auch an Wänden herumklettern, was allerdings nicht sehr oft genutzt wird.

Technisch folgt Herrscher der Mutanten dem hübschen Vorgänger: Die teilweise herrlich behämmerten Figuren (Crashs unfassbar debiles Grinsen ist nach wie vor einzigartig!) sind witzig designt und toll animiert, die schön verschnörkelten und abwechslungsreichen Levels erstrahlen in satten Farben, die Framerate gibt sich keine Blöße – sehr schön. Der Hintergrund verschwimmt auf 360 leicht unscharf, fließendes Wasser oder Eisblöcke verzerren den Hintergrund ansehnlich. Das Highlight aber sind die Comic-Zwischensequenzen, die einen Variantenreichtum bieten, den man zuletzt nur in Amped 3 bestaunen durfte: Mal werden wunderbar alberne Schattenspiele präsentiert, mal Comic-Handpuppen, mal ganze Erzählungen im Superhelden-Stil der 60er Jahre. Und stets begleitet von in der deutschen Version guter, in der englischen Fassung brillanter Sprachausgabe, die ihr mithilfe der System-Sprachwahl umstellen dürft. Technisch nehmen sich die Konsolen-Versionen wie schon beim Vorgänger nicht viel: Die 360-Fassung ist logischerweise höher aufgelöst und detailreicher, aber auf keinem System gibt es spürbare Einschränkungen oder anders designte Levels.