Tentakel-Porno?
Der garstige Blob selbst wird im Verlauf des Spiels mächtiger: Bald lernt man einen Tentakelschuss oder das kurzzeitige Unsichtbarmachen, später kommen Fähigkeiten wie die Wurm-Transformation und das Übernehmen von Menschen hinzu. Das Besondere daran: Je nach aktueller Größe der „Spielfigur“ steht euch nur ein bestimmtes Set an Fähigkeiten zur Verfügung. Wer Schaden nimmt und damit kleiner wird oder in Wasserpfützen freiwillig einen Teil seiner Biomasse ablegt, kann zwar nicht mehr Holzbarrikaden durchbrechen, dafür aber das Unsichtb
arkeits-Feature nutzen. So gelangt man Stück für Stück an Laserbarrieren vorbei, öffnet meterdicke Metallschotts oder drückt sich in der schwimmenden Wurm-Form durch kleine Löcher.
Eine klassisch erzählte Geschichte gibt es in Carrion nicht: Keine Text-Logs, keine Dialoge, keine Sequenzen – klar passt das irgendwie zum Monster-Sujet, andererseits lässt es die Welt auch ziemlich leer und beliebig wirken. Was dort passiert ist, wer mit wem kämpft – dafür gibt es lediglich ein paar Rückblick-Passagen, wo man kurz als Forscher statt als Monsterblob die unterirdischen Komplexe erkundet.
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Damit ist Carrion trotz der neu hinzukommenden Fähigkeiten ein tendenziell monotones Unterfangen: Wege-Sucherei folgt auf hektische Kämpfe mit Soldaten, danach geht es wieder ein Weile durch Röhren und Tunnel, stets auf der Suche nach dem nächsten Punkt zum Durchquetschen. Am meisten Spaß macht es, wenn man Feinde erfolgreich narrt: Man täuscht mit einem Tentakel einen Angriff von rechts an, woraufhin sich die toughen Gegner mit den Elektroschild in diese Richtung wenden. Dann schickt man schnell von links einen Arm aus, um einen unachtsamen Kollegen zu übernehmen – und schon ballert der, an einer roten Leine geführt, seine Kameraden nieder. In diesen Momenten ist Carrion nicht nur besonders befriedigend, sondern auch ein erfreulich unverbrauchtes Spielerlebnis.