Man kann es Silas Greaves nicht verübeln: Ob er seinen Zuhörern einen Bären aufbindet oder ob er tatsächlich Wyatt Earp, Billy the Kid und viele weitere Legenden getroffen hat und was sich dabei zugetragen hat, spielt gar keine Rolle. Wenn seine rauchige Stimme von Überfällen und Shootouts, Verrat und Bruderschaft erzählt, während man selbst Dutzenden Bösewichten eine Ladung Blei verpasst, dann ist das einer der unterhaltsamsten Western, den ein Videospiel je erschaffen hat. Die Inszenierung als Comic einschließlich überraschender und augenzwinkernder Wendungen hat sechs Jahre nach ihrer Premiere kaum an Reiz verloren. Weil Call of Juarez: Gunslinger dem Original dabei inhaltlich gleicht, verweise ich an dieser Stelle wie gehabt auf Mathias‘ damaligen Test und gehe in den folgenden Absätzen darauf ein, was ihr über die Umsetzung wissen müsst.
Ein Western am Limit
Die bringt Nintendos Plattform nämlich ganz schön ins Schnaufen. Grafisch ist die Switch jedenfalls am Limit – weit darüber hinaus sogar. Abgesehen davon, dass einige Details spät auftauchen und die Umgebung flacher wirkt als auf PC, ist die Bildrate dermaßen niedrig, dass es mir stellenweise physisch unangenehm ist, das Spiel anzusehen. Irgendwie gewöhnt man sich dran, aber für mich gehört Gunslinger zu jenen Spielen, die in dieser Form zur heutigen Zeit, wo auf diesen Aspekt größerer Wert gelegt wird, nicht hätten veröffentlicht werden sollten. Ich habe mir zum Vergleich noch einmal in die PC-Fassung angeschaut und der Unterschied ist erschreckend.
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Dank Autoaim gelingen auch Kopfschüsse. Präzise Zielen kann man aber nie. © 4P/Screenshot
Wo jetzt?
Man hätte außerdem nicht nur die Eigenheiten der Sticks bedenken sollen, sondern auch die Tatsache, dass man unterwegs auf einem relativ kleinen Bildschirm spielt. Gegner in weiter Entfernung erkennt man auf dem Switch-Display nämlich ausgesprochen schlecht und oft erst dann, wenn angezeigt wird, aus welcher Richtung man gerade getroffen wurde. In Verbindung mit der Tatsache, dass man wie im Original schon denkbar schlecht ausmachen kann, nach welchem Treffer ein Bösewicht zu Boden geht, falls man die Anzeige der dafür erhaltenen Punkte abschaltet, sorgt das mitunter leider für Frust.
Auch wenn der Port nicht so gut ist, scheinbar für manche weniger schlimm als für andere, freue ich mich, dass dieses Kleinod auf Switch etwas Publicity bekommt. Ein wunderbares Game, von dem ich nichts gehört hatte, bis ich wegen des bescheuerten The Cartel davon las und es für kleines Geld auf Steam erwarb. Und es hat mich wieder zu Shootern gebracht, so sehr habe ich es genossen. Dringend spielen, und wenn nicht auf der Switch, dann woanders.
Ein Fünkchen Wahrheit ist da leider dran.
Aber dann danke fürs Aufklären.
Ist leider schwierig, was man hier mitunter lesen muss, noch zu überzeichnen.
Das Feststellen haptischer Unterschiede ist mitnichten Aggression. Alle Sticks und alle Bildschirme der Welt haben Eigenheiten - der Punkt ist, ob Spiele daran angepasst sind oder nicht und nur darum geht es hier.
, aber auch sehr sicher, dass das Fazit nicht nach einer Switch-Kritik klingt. Da steht explizit drin, dass das Spiel nicht auf die Konsole passt, sprich nicht sorgfältig an deren Besonderheiten angepasst wurde. Dass ein paar dieser Besonderheiten aufgezählt werden, ist keine Wertung, sondern für das Beschreiben der spielerischen Schwächen einfach notwendig.
Usul: Ich bin da freilich voreingenommen
Wenn ich schon wieder diese ganzen Microaggressions lese. Der Stick habe "Eigenheiten", der Bildschirm sei "klein". In Zukunft bitte einfach generell darauf verzichten, Test von Ports zu veröffentlichen, die nicht gelungen sind. Alles andere wäre unseriös.