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Bounty Bay Online (Rollenspiel) – Bounty Bay Online

Es kracht in den Wanten, Windböen lassen die Segel knallen und Gischt spritzt über die Reling. Dazu mischt sich der sanfte Klang von Eisenkugeln, die gerade die Bordwand durchschlagen und der Donner der Kanonen vereint sich mit dem Lärm der Naturgewalten: Willkommen an Bord von Bounty Bay Online. Ob das Online-Rollenspiel seetauglich ist?

© Suzhou Snail / Gameforge Berlin

Eine gute Idee geht baden?

Aber was passiert abseits der durchwachsenen Technik? Ein „Sid Meier’s Pirates!“ als Online-Rollenspiel ist eigentlich ein Traum für jeden Fan des 20 Jahre alten Klassikers und klingt auch nach einer willkommenen Abwechslung für die fantasymüden Helden des MMORPG Einheitsbreis der letzten Monate – wenn nicht Jahre. So aufregend die Idee klingt, so holprig ist die Umsetzung. Die Lokalisation ist nicht nur mangelhaft, sie ist grauenvoll.

Von See aus sehen die Städte wenig attraktiv aus

Neben zahlreichen Schreib- und Grammatikfehlern tauchen an allen Ecken noch Ketten von Sonderzeichen auf, wohl Reste von Worten aus dem fernen Osten. Seit Everquest II <a class="DYNLINK" onmouseover="DynToolTipp_Show('Klicken für Gameinfos‚)“ onmouseout=“DynToolTipp_Hide(); “ href=“javascript:DynCont_Display(‚Gamefinder‘,’runmod.php?sid=%7BSID%7D&LAYOUT=dyncont_gf&spielid=2783′)“>

gab es wohl keine qualitativ so miserable Übersetzung eines MMORPGs mehr, und das in einem Spiel, in dem es an hilfreichen Texten, Einführungen usw. mangelt.

Wie schon bei der Grafik zeigt auch die Steuerung zwei Gesichter: Ist das Bewegen des Schiffes per Mausklick auf See oder im Gefecht noch eine feine Sache, so sehr versagt diese Steuerung an Land. Eine Wegfindungsroutine wurde gleich gar nicht versucht zu implementieren, allerdings sucht man eine Umstellungsmöglichkeit auf benutzerfreundlichere Tastensteuerung vergeblich. Ansonsten ist das Interface recht schlicht gehalten, man findet sich dort erst nach einiger Zeit zurecht, denn es gibt immer wieder Untermenüs oder weitere Infos erst nach Auswahl einer Fähigkeit.

Das Rentier in die Wüste geschickt

Die Welt von Bounty Bay Online bietet den Spielern viel Freiheiten: Kein Weg, Beruf oder Ort ist den Spielern verschlossen (sofern man den Weg dorthin überlebt), doch so schön diese Freiheit ist – es mangelt dafür an wirklich schönen Quests. Diese sind wirklich nur 08/15-Standard: „Bringe 20 Kisten davon nach dort“ oder „Zerstöre fünf Piratenschiffe“. Eine nette Idee sind dafür die Entdeckungen, die jeder Spieler machen kann (Tiere, Bauwerke, etc.). Diese geben nicht nur viel Ruf, sondern spülen auch meist eine ordentliche Summe in die Barkasse. Was allerdings Rentiere in der ägyptischen Wüste zu suchen haben, das muss mir mal wer erklären.

Auf der Weltkarte steuert ihr neuen Abenteuern entgegen – oder direkt in die Arme von Piraten.

Einen großen Unterschied zu der Mehrzahl der Konkurrenzprodukte ist, dass der Charakter keine Stufe hat. Jede Fähigkeit (und auch das Schiff) hat eine eigene Stufe und man bekommt je nachdem was man gerade tut Erfahrungspunkte für das jeweilige Fachgebiet. Das Umhersegeln und Erforschen der Welt bringt Punkte in Seefahrt, Entern und Versenken von Schiffen erhöht das Können bei Seegefechten. Wer sich lieber friedlich im Hinterlande der Städte um den Abbau von Rohstoffen oder der Herstellung von Gegenständen widmend, der kann das sehr gerne tun und diese Fähigkeiten steigern. Nach Erreichen von gewissen Stufen kann dann eine Fähigkeit erweitert werden oder es können Spezialfähigkeiten (einige Sekunden stärkere Schusskraft der Kanonen, etc.) erlernt werden.

Grind oder nicht Grind – das ist die Frage

MMOs aus Asien haben immer eines gemeinsam: erstaunlich hohe Spielerzahlen im Herkunftsland und nervigen Grind als zentralen Spielinhalt. Auch bei Bounty Bay Online treffen beide Vorurteile zu (angeblich 4,5 Mio Spieler in Asien), allerdings kann man über den Grindfaktor streiten. Das Abbauen von Rohstoffen oder das Abschlachten von Tieren um einen seltenen Gegenstand zu bekommen (der nötig ist, damit man diese Tierart entdecken kann) fällt eindeutig unter die Kategorie sinnfreier Grind, hingegen bietet das Handeln und Erforschen der Meere großen Unterhaltungswert und Handlungsfreiheit. Hier unterscheidet sich Bounty Bay Online angenehm von seinen Kollegen.