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Borderlands 3 (Shooter) – Der neue alte Loot-Shooter

Gelingt dem Klassiker der Generationswechsel? Immerhin ist es fast auf den Tag genau zehn Jahre her, dass Borderlands erstmals das gelang, was heute gang und gäbe ist: sich in einem reinrassigen Ego-Shooter mit Freund und Freundin auf eine Beutejagd der Marke Diablo zu begeben. Und es ist immerhin satte fünf Jahre her, dass die Reihe nach dem Pre-Sequel eine längere Pause einlegte. Warum? Das wissen nur 2K und Entwickler Gearbox. Seitdem hat sich in Sachen gemeinsame Beutejagd jedenfalls viel getan. Was bedeutet das im Test für ein Borderlands 3, das heute genauso ist, wie es vor fünf Jahren hätte erscheinen können?

Borderlands 3 war ein richtger Hingucker - was verspricht der 4. Teil?
© Gearbox Software / 2K

Sammeln und Entsorgen

Typisch Borderlands ist dabei auch, dass man die Ausrüstung nicht modifizieren kann, wie das in Destiny und besonders Warframe oder gar The Division der Fall ist. Nun war das war schon immer so, allerdings hat sich die Shooter-Beutejagd in den letzten Jahren weiterentwickelt, weshalb mir dieser Aspekt heute noch stärker fehlt als schon im allerersten Serienteil. So fällt nämlich umso stärker auf, dass das pure Herumlaufen und Aufsammeln dutzender Beuteteile hier viel mehr Zeit verschlingt als anderswo – so viel, dass es oft ermüdend ist. Das Meiste schmeißt man ja ohnehin weg und diese Schleife aus sammeln, ansehen und wegwerfen ist für sich genommen nicht gerade aufregend. Immerhin muss man zusätzlich tausende Spinde, Mülleimer und andere Verstecke durchsuchen, um stets volle Gesundheit und Magazine zu haben.

Zu allem Überfluss erschwert das ebenso träge wie unhandliche Menü das Sortieren. Ständige kurze Ladepausen stören da auf den Konsolen ebenso wie das mitunter umständliche Vergleichen von Gegenständen. Abgesehen davon kann man Waffen, die sofort als nutzlos erkennbar sind, nicht beim Aufheben schon als Schrott markieren, sondern muss sie einsammeln, das lahme Menü öffnen, sie in der eher unübersichtlichen Sortierung zunächst suchen – dann erst darf man sie kennzeichnen. Man kann ungewollte Gegenstände zudem nur an entsprechenden Automaten verkaufen, weshalb ich mich nach mehreren Bosskämpfen zurück an den Leveleingang teleportiert habe, um dort allen Schrott loszuwerden und anschließend durchs komplette Level wieder in den am weitesten entfernten Winkel zu laufen und die eigentliche Beute aufzulesen.

Apropos Menü: Falls ihr lokal am selben Bildschirm spielt, was ohnehin nur auf Konsolen möglich ist, dann seid gewarnt, dass das Spiel bei jedem kurzen Ladestottern kurz anhält – auch bei eurem Partner, der sich gerade im Kampf befindet! An dieser Stelle leistet die Technik wirklich „ganze Arbeit“ und ich frage mich, weshalb man ein Spiel, in dem der Rucksack eine so zentrale Rolle spielt, nicht besser an seine eigenen Bedürfnisse angepasst hat.

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Das oft benutzte Menü hat leider Schwächen, denn es ist nicht nur träge, sondern teilweise auch unhandlich. © 4P/Screenshot

30, 60 oder mittendrin?

Überhaupt ist Borderlands 3 leider ein technisch schwaches Spiel, schafft es die auf PlayStation 4 Pro und Xbox One X angepeilten 60 Bilder pro Sekunde doch nur in wenigen Situationen. In späteren Abschnitten ging die Bildrate sogar so weit in die Knie, dass ich nachgeschaut habe, ob ich aus Versehen den Auflösungs-Modus aktiviert hatte. Der stellt die Action nämlich nicht wie der Performance-Modus nur in 1080p dar, sondern schafft zumindest 1800p, bringt es auf PS4 Pro dann allerdings nicht einmal auf die angestrebten 30 Sekundenbilder. Mit anderen Worten: In dieser Form ist der Shooter überhaupt nicht vernünftig spielbar. Eine Xbox One X schafft zumindest die minimal nötigen 30.

Zum Glück sieht das Spiel in der geringeren Auflösung der Performance-Einstellung nicht wesentlich schlechter aus – was freilich auch an der recht einfach gehaltenen Grafik liegt. Die Kulisse hat durchaus Stärken und zeigt schicke Umgebungen! In dem von Graffiti-Kunst und Neon-Reklame durchzogenen Meridian fühle ich mich ebenso wohl wie auf Skywell-27, wo eine geringere Schwerkraft Erinnerungen an das Pre-Sequel weckt. Der

Auf PC läuft Borderlands 3 naturgemäß flüssiger – allerdings berichten einige Spieler über ein Mikrostottern und in jedem Fall ist die Performance im noch nicht fertiggestellten DirectX-12-Modus dermaßen schlecht, dass wir selbst Besitzern leistungsfähiger Systeme davon abraten den zu verwenden.

Abgesehen davon bietet die PC-Version zahlreiche Einstellungsmöglichkeiten, sodass ma u.a. mit unbegrenzter Bildrate, variabler Auflösungsskalierung oder an Ultrabreitbild-Monitoren spielt. © 4P/Screenshot

Gedanke, dass zwischen dem letzten und diesem Teil eine komplette Generation liegt, drängt sich aber nicht gerade auf. Von einem Destiny, das in ähnlich weitläufigen Levelschläuchen spielt, ist man hier meilenweit entfernt.

Was die Welt hergibt

Auch deshalb hätte ich erwartet, dass das Spiel die magische 60 weitgehend hält, wobei sich gerade Destiny mit seinen 30 Bildern pro Sekunde ohnehin besser anfühlt als dieses Borderlands bei etwa 50. Zumal man übrigens immer noch in Objekten der Umgebung hängenbleibt, während sich alle Bewegungen nach wie vor wie ein leichtes Schweben anfühlen. Eine gelungene Neuerung ist dafür das hinzugekommene Rutschen nach einem Sprint sowie das Festhalten an hohen Kanten, falls man die gerade so erreicht. Im Kampf gewinnt die Vertikale dadurch zwar kaum an Bedeutung, allerdings befindet sich manches Versteck auf einem hohen Dach, was dem Erkunden zusätzlichen Reiz verschafft.