Der Sport der Linken
Die Ersten sind Cyanide nicht, denn es gab schon 1995 eine lizenzierte Umsetzung des Warhammer-Ablegers. Die hat mit der aktuellen Versoftung allerdings nicht viel gemein. Doch was ist Blood Bowl eigentlich? Es erinnert irgendwie an Rugby oder Football, wenn Goblins, Chaos, Menschen oder Echsen das eiförmige Leder in die gegnerische Zielzone tragen müssen… Der Eindruck täuscht keineswegs: Die Regeln sind zwar bedeutend einfacher und die erlaubten Mittel zum Teil völlig link, aber das ist eben die Brücke, mit der das Brettspiel den Bogen von Warhammer zum taktischen Mannschaftssport schlägt. Taktisch? Unbedingt! Das Herz dieses Brutal Sports sind Rundenkämpfe, die den Final Fantasy Tactics‘ dieser Welt nicht unähnlich sind. Mit einem erfrischenden Unterschied: Ein auf den Boden gezwungener Gegner steht meist in der folgenden Runde wieder auf. Geschickte Deckungsarbeit hat deshalb Vorrang vor dem schnellen Niederringen eines Kontrahenten – spannend!
Doch bevor die Mannschaft in der 16×25 Felder großen Arena steht, müssen wichtige Entscheidungen getroffen werden. Will man z.B. wahlweise auch in Echtzeit antreten? Will man Aushilfsspieler für eine Partie anheuern? Will man den Schiri bestechen? Und will man die lizenzierten Regeln anwenden oder den Blitz-Modus verwenden? Nur der Blitz-Modus erlaubt dabei das Einschalten des Echtzeit-Ablaufs, das Variieren der Spielzeit sowie den Kauf von Extras
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wie das Aufreiben der gegnerischen Zuschauer oder das Einnehmen leistungssteigernder Mittel. Auch die Karriere sowie einzelne oder eigenhändige zusammengestellte Turniere darf man mit oder ohne Blitz-Modus bestreiten, online gilt die Unterscheidung ebenfalls.
Der teure Transfermarkt
In der Karriere stehen natürlich noch ganz andere Entscheidungen auf der Tagesordnung, da die Spieler durch gelungene Aktionen Erfahrungspunkte sammeln, mit denen sie wiederum ihre Werte steigern oder besondere Fähigkeiten erlernen. Aus einem gewöhnlichen Feldspieler könnte somit ein schneller Werfer werden. Geschickter wäre es allerdings, die Fähigkeiten der schon beim Kauf spezialisierten Läufer, „Dampfwalzen“ oder sicheren Fänger weiter auszubauen, damit man irgendwann besonders starke Spezialisten auf den Platz stellen kann. Die acht lizenzierten Völker legen dabei unterschiedliche Vorlieben an den Tag: Wo sich die Orks auf ihre solide Rüstung verlassen, sind die Skaven flink und weichen Angriffen geschickt aus. Sponsoren machen zusätzliche Mittel locker, um Nachwuchs zu kaufen, Bestechungen zu finanzieren oder kurzfristig einen teuren Starspieler zu engagieren. Ist ein Großteil der Mannschaft mal verletzt, kann das teure Anheuern von Ersatzspielern zudem die einzige Möglichkeit sein, den Kader zu füllen. Aber Sponsoren wollen Ergebnisse sehen: Nur wer dem Geldgeber zahlreiche Siege und ein Wachstum der Fanbasis verspricht, erhält entsprechende Unterstützung!
Und dann geht es endlich los: Auf dem Rasen, im Vorhof einer Burg oder in einem der anderen drei Stadien darf man zunächst zwischen vorgegebenen Aufstellungen wählen oder die eigene Taktik vorbereiten und das Muster für später abspeichern. Die fünf Kulissen unterscheiden sich spielerisch dabei in keiner Weise, verzichten auf moderne Licht- und Schattenspiele und bestehen aus wenig griffigen Materialien. Dafür hinterlassen sie aber selbst auf älteren Rechnern einen flotten Eindruck. Dass die Warhammer-Figuren recht hölzern um den Ball kämpfen, fällt unter diesen Voraussetzungen kaum auf – die versucht witzigen Bemerkungen des Kommentoren-Duos sowie die in Anbetracht des brutalen Spektakels viel zu müden Geräusche trüben die Stimmung allerdings spürbar. Selbst ein harter KO, der nicht umsonst in Zeitlupe wiederholt wird, klingt wie eine lasche Ohrfeige.