Bereits 2019 machte es sich Bleak Sword bei Apple Arcade gemütlich und stach mit dem düsteren, minimalistischen Stil und den mundgerechten Action-Herausforderungen aus der bunten Bande an Puzzle- und Cozy-Games heraus. Nun ließ das schnittige Soulslike vor Kurzem die verrufenen Mobile-Plattformen hinter sich und schnetzelte sich als Deluxe-Variante auf den PC und die Nintendo Switch. Wir haben die Zähne zusammengebissen, uns durch dunkle Wälder, finstere Verliese und brennende Burgmauern gekämpft und legen mit Wunden übersät unser Schwert nieder, um im Test die Frage zu beantworten: Serviert euch Bleak Sword DX verdauliche Action-Kost für zwischendurch oder sorgt es vor lauter Frust eher für Bauchschmerzen?
Auch wenn es die Optik und die ursprüngliche Veröffentlichung auf Mobilgeräten vielleicht nicht vermuten lassen würde, aber Bleak Sword DX hat eine Story, die das Gameplay zumindest lose einrahmt. Das titelgebende Düsterschwert hat das herrschende Haus rund um König Eric, Prinz Daeric und Prinz Rhael zu internem Blutvergießen getrieben und das rote Zeitalter eingeläutet, 200 Jahre Schrecken, Fäule und Finsternis. Nur ich, ein namenloser Held und Ritter der Gerechtigkeit kann die nach Mord und Totschlag gierende Waffe noch aufhalten, indem ich sie den Klauen des verfluchten Thronfolgers entreiße. Damit mir das gelingt, muss ich – wie sollte es anders sein – meine Prophezeiung erfüllen, drei magische Steine sammeln und die Truppen des düsteren Königs bezwingen.
Die Geschichte ist eine nette, nicht nötige Dreingabe, passt mit seiner minimalistischen Darstellung aber zu der Gesamtpräsentation von Bleak Sword DX und gibt meinem in weiß gehüllten Schwertkämpfer immerhin eine Motivation, sich durch die in der DX-Kampagne vorhandenen zwölf Kapitel mit jeweils zwölf Leveln zu schnetzeln – die normale, etwas kürzere Kampagne vom damaligen Mobile-Release steht aber auch zur Auswahl. Eine Ausnahme bildet das nur sechs Level lange Kapitel, in dem ich auf dem Rücken eines stolzen Gauls zwar nicht in den Sonnenuntergang, dafür aber durch ein von fiesen Feinden bevölkertes Ödland reite.
Grundsätzlich herrscht in allen Leveln die gleiche Ausgangslage: Mein kleiner Ritter trifft auf Wellen von Gegnern, die mal einzeln, mal zusammen auftreten und allesamt besiegt werden wollen, um siegreich das Schwert in die Luft strecken zu dürfen. Damit ich dieses Ziel erreiche, muss ich nicht nur meine geschmiedete Waffe schwingen, sondern auch im richtigen Moment ausweichen oder mein Schild in die Höhe strecken, um Attacken zu blocken – wenn ich rechtzeitig reagiere, kann ich nach erfolgreichem Blocken außerdem einen Gegenangriff durchführen. Erscheint über dem Gegner ein rotes Ausrufezeichen, kann die Attacke nicht geblockt werden und ich muss ausweichen.
Kombiniert mit einer Ausdauerleiste, die sich leert, wenn ich Schwert oder Schild nutze, nicht aber, wenn ich ausweiche, hört sich das Grundkonzept erst einmal verdächtig nach Dark Souls an und angesichts der düsteren Ästhetik und des überaus deftigen Schwierigkeitsgrades lässt sich Bleak Sword DX durchaus in das vom From Software-Titel geprägte Soulslike-Genre verfrachten. Die kurzen Kloppereien in den einzelnen Leveln, die selten mal die drei Minuten-Marke überschreiten, gehen allerdings deutlich flotter von der Hand: Es herrscht ein hohes Spieltempo, bei dem schnelle Reflexe gefragt sind, um nicht von mehreren Gegnern auf einmal überrannt zu werden.
Nach jeder erfolgreich abgeschlossenen Begegnung erhalte ich Erfahrungspunkte, die nach und nach zum Levelaufstieg führen, wo ich dann eines von zwei Attributen steigern kann, wobei sich Lebenspunkte, Schaden und Verteidigung bei der Auswahl abwechseln. Die Ausdauerleiste kann ich hingegen nicht erhöhen. Mit etwas Glück ist nach Levelabschluss außerdem ein Gegenstand dabei, der entweder ausgerüstet werden kann und so permanent meine Statuswerte erhöht, bei einmaligem Einsatz einen Buff verleiht oder meine Lebenspunkte wieder auffüllt. Auch hier ist der Dark Souls-Einfluss nicht zu übersehen: Sterbe ich, verliere ich meine aktuell gesammelten Erfahrungspunkte und meine Gegenstände, auch wenn mein insgesamt erreichtes Level erhalten bleibt. Wenn ich die Begegnung, in der ich gestorben bin, dann im zweiten Versuch bewältige, bekomme ich Erfahrungspunkte und Items zurück, während das erneute Scheitern zum permanenten Verlust führt.
Das Gameplay-Konzept mit seinen mundgerechten Herausforderungen ist hervorragend geeignet für unterwegs, funktioniert aber nicht weniger gut auf dem großen Fernseher zuhause. Jede Begegnung ist wie ein Kampfpuzzle, bei dem ich anfangs noch ausschließlich mit flinken Fingern durchkomme, später aber lernen muss, welche Gegner in welcher Reihenfolge und in welchen Konstellationen auftauchen, um die Pixel-Kreaturen möglichst effizient auszuschalten. Dank der beeindruckend großen Gegnervielfalt und den abwechslungsreichen, fairen Bosskämpfen wird das minimalistische Kampfsystem nie langweilig und fängt die Essenz von knackigen Herausforderungen gut ein. Im späteren Spielverlauf sind allerdings Geduld und eine sehr hohe Frusttoleranz angesagt, denn Bleak Sword DX wird wirklich, wirklich hart – und das leider nicht aus den richtigen Gründen.