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BlazBlue: CentralFiction (Prügeln & Kämpfen) – Das Ende einer Ära

Die BlazBlue-Serie hat sich seit ihrer Premiere mit „Calamity Trigger“ im Jahr 2010 bis zu „Chronophantasma Extend“ im Herbst letzten Jahres zu einer markanten Anlaufstelle für Fans klassischer 2D-Prügler entwickelt. Mit „Centralfiction“ wird vorerst ein Schlussstrich unter die gleichermaßen fordernden wie unterhaltsamen Kämpfe gezogen. Verabschieden sich die Helden mit einem Handkanten-Feuerwerk? Im Test geben wir die Antwort.

© Arc System Works / PQube

Der letzte Vorhang

Wer erst jetzt mit Centralfiction zu den sehr unterhaltsamen 2D-Prügeleien der BlazBlue-Serie stößt, wird sich überfordert fühlen. Nicht von den umfangreichen, aber dank guter Trainingsoptionen erlernbaren Kombos, die sich leicht erreichen lassen und meist auf den bekannten Optionen Schlag oder Tritt nach Halb-, Dreiviertelkreis bzw. „Z“-Bewegung basieren. Auch nicht von den weit über 30 Charakteren, die einen Rekord für die Serie ausmachen und die für Veteranen sieben komplett neue Figuren bereithalten. Zwar stellt nahezu jede Figur mit ihren unterschiedlichen Tempo-, Entfernungs- sowie Bewegungsvoraussetzungen eine neue Herausforderung dar. Doch es macht eine Menge Spaß, sich die Feinheiten jedes Charakters anzueignen, da man zunehmend Erfolgserlebnisse gegen die kompetent agierende KI feiert. Gegen menschliche Spieler in den nicht immer lagfrei laufenden Duellen sieht es schon anders aus. Man merkt, dass die BlazBlue-Community viel Zeit investiert, so dass Gelegenheitsspieler weitgehend „im Handumdrehen“ abgefertigt werden.

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Schicke 2D-Figuren, aufwändige Effekte, jederzeit geschmeidige Animationen: Arc System Works übertrifft sich mit Centralfiction. © 4P/Screenshot

Doch selbst eine längere Niederlagenserie ist nicht das, was ich mit der Überforderung meine. Veteranen wissen, dass Arc System Works als verantwortliches Team ein Faible für ausufernde Erzählungen hat – was man auch in den Prüglern zur Persona-Serie feststellen konnte, in denen man durchaus gut eine Stunde zwischen den Kämpfen damit verbrachte, den vertonten Bildern im Stile einer Visual Novel zu folgen. Und dies ist hier nicht anders. Wenn man ausnahmslos alle Zwischensequenzen wie ein Derwisch wegklickt, ist man mit der Story in Centralfiction je nach Erfolgsquote bei den Kämpfen zwischen einer und eineinhalb Stunden beschäftigt. Hört man sich jedoch alles in Ruhe an und nimmt die Atmosphäre auf, kann man gut 13 bis 15 Stunden veranschlagen. Doch selbst wenn man sich darauf einlässt, werden Anfänger wie der Ochs vorm Berg stehen.

Wie bitte?

Denn nicht nur, dass man das erste Mal bei einer westlichen Veröffentlichung eines BlazBlue-Spieles auf eine englische Sprachausgabe verzichtet hat. Zudem wird ein Schlussstrich unter die Geschichte von Ragna The Bloodedge, eines der Hauptprotagonisten der Serie gezogen. Und das wirkt in der Tat so, als ob man jemand zum Einstieg in die Welt von Science-Fiction-Filmen „Die Rückkehr der Jedi-Ritter“ zeigt – auf Wookiee mit englischen Untertiteln. Sprich: man kann seinen Spaß damit haben, doch sämtliche Anspielungen, Verbindungen und Fäden, die hier zusammenlaufen, kann man erst dann komplett verstehen, wenn man auch die anderen Episoden kennt. Zumal einige andere Figuren, die in den letzten Spielen in den Fokus gerieten, hier mehr oder weniger aufs Abstellgleis

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Insgesamt gilt es 35 Charaktere zu meistern, darunter sieben neue Figuren. © 4P/Screenshot

geschoben werden. Ungeachtet dessen bleibt die Frage offen, wieso ausgerechnet zum Schwanengesang die Entscheidung getroffen wurde, keine englische Sprachspur anzubieten – merkwürdig.

Doch auch abseits der Geschichte kann man als Prügelfan Spaß haben, da nicht nur die bewährten sowie akkurat auf Eingaben reagierenden Mechaniken mitsamt ihrer hervorragenden Kollisionsabfrage verfeinert sowie um einige neue Aktionen wie die potenten und Effekt heischenden „Exceed Accels“  oder den so genannten „Active Flow“ ergänzt wurden. Dahinter verbirgt sich eine Mechanik, bei der Spieler belohnt werden, wenn sie sich nicht nur auf die Defensive verlassen, sondern ihr Heil in der Offensive suchen. Um all das auszureizen, darf man sich u.a. am Speed Star Modus versuchen, bei dem man sich innerhalb von drei Schwierigkeitsstufen keine Sorgen um seine Gesundheitsanzeige machen muss. Stattdessen gilt es, die unnachgiebig herunter tickende Zeit durch effektive Kombos zu verlängern, damit man auch noch den nächsten Gegner schlagen kann. In „Alliance“ wiederum ist man mit einem Viererteam unterwegs, um einer Reihe von KI-Gruppen zu zeigen, wo der Hammer hängt. Und man kann sich neben weiteren Bonus-Modi (teils mit eigenen kleinen Storybögen) auch am so genannten „Abyss“ versuchen, bei dem man mit leichten Rollenspiel-Elementen wie Verbesserung von Statistikwerten sowie dem Freischalten und Ausrüsten von Boni konfrontiert wird, um die zunehmend stärker werdenden Gegner zu plätten.

2D-Meisterwerk

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Sehr schade: Englische Sprachausgabe gibt es keine mehr, nur noch englische bzw. wahlweise japanische Texte. © 4P/Screenshot

Nachdem sich Capcom mit Street Fighter in den letzten Jahren trotz 2D-Mechaniken den Polygonen und 3D-Modellen verschrieben hat, ist Arc System mit seinen Prügelspielen von BlazBlue über Guilty Gear bis Persona 4 Arena zum unangefochtenen Meister der kämpfenden Sprites geworden. Und mit Centralfiction liefert man abermals einen eindrucksvollen Beweis für die Kunstfertigkeit ab. Aufwändige Effekte, geschmeidige Animationen, dazu eine prachtvolle Farbgebung und schick gestaltete, lebendige Hintergrunde: Wohin man auch schaut, findet sich aufwändiges Pixeldesign. Dazu gesellen sich knackige Soundeffekte sowie eine abwechslungsreiche, wenngleich in manchen Punkten gewöhnungsbedürftige Musikauswahl.

  1. Xelyna hat geschrieben:aber interessant zu wissen wie viel mühe man sich damals mit der reihe gegeben hat, hat sich dann warscheinlich auf dauer absolut nicht rentiert.
    Immer doof, wenn ein Nachfolger weniger Features aufweist, als der Vorgänger.
    Zumal das auch ein Teufelskreis sein kann: Ja, ggfs. haben sich Teil 1 und 2 nicht so gut verkauft. Teil 3 streicht Übersetzungen, verkauft sich dadurch noch schlechter und am Ende kommt die Fortsetzung hierzulande garnicht mehr raus, weil's angeblich niemand kauft. Dass man mit einer Lokalisierung und etwas Werbebudget vielleicht durchaus Verkäufe generieren und im Positiven landen kann, glaubt ja heute keiner mehr.

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