Der Schlüssel zum Erfolg heißt also Übenübenüben, und dafür ist das Training da: Ihr könnt jede Disziplin beliebig oft ausprobieren, die Steuerung pauken und so lange rubbeln, bis eure Fingerkuppen glühen.Vielleicht entdeckt ihr dabei auch die Zeitlupe, um die erstaunlich wenig Aufhebens gemacht wird: Damit könnt ihr in kritischen Momenten (etwa dem Abwurf beim Kugelstoßen oder dem Abheben beim Weitsprung) die Zeit kurz verlangsamen, was die Wahl des Winkels weitaus einfacher macht.
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Bei Sportarten wie dem Kugelstoßen ist die Zeitlupe überlebenswichtig – merkwürdig, dass sie nirgends erwähnt wird. |
Und dennoch wird die Zeitlupe nirgends auch nur mit einem Wort erwähnt: Nicht im Training, nicht in den optionalen Tutorials, die ihr vor jeder Disziplin in den Hauptmodi aktivieren könnt – nicht mal im Optionsmenü. Lediglich im Handbuch finden sich zwei kleine Sätze, die anmerken, dass es diese Funktion gibt. Wieso diesem Feature, das wie kein anderes über Sieg oder Niederlage entscheiden kann, derart wenig Aufmerksamkeit gewidmet wird, ist schwer zu verstehen.
Aber auch ohne Zeitspielereien stellt sich immer wieder die Frage, was sich die Entwickler bei manchen Sportarten gedacht haben: Das Kugelstoßen, bei dem ihr zuerst wie wild den linken Stick rotieren und dann innerhalb eines schrecklich kurzen Zeitfensters den Abwurfwinkel festlegen müsst, wurde einfach an jeder Intuition vorbei programmiert. Beim Speerwerfen ist die Wahl des Abwurfwinkels, der über schnelles Reißen des linken Analogsticks von rechts nach links oben erfolgt, reine Glückssache. Kanufahren ist derart wirr, dass ich nicht mal imstande bin, das Linker / Rechter Stick-Gewurstele in Worte zu fassen, bei denen sich mein Gehirn nicht selbst verknotet. Genau wie beim Turmspringen, bei dem man beide Sticks in unterschiedlichen Geschwindigkeiten gegeneinander rotieren muss. Oder Judo, bei dem völlig unklar ist, was wann wie und warum zu tun ist: Zwei Männer patschen ein bisschen an sich
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Das Kajakfahren ist das absolute Lowlight unter den Disziplinen – die Steuerung ist für völlig vermasselt. |
herum, hin und wieder muss man eine Richtungstaste drücken und irgendwann ist es vorbei. Zu aufregend? Dann probiert doch eine Partie Tischtennis aus, gegen eine KI, die dümmer ist als die Platte, auf der sie spielt, und sich mit genau einem Manöver völlig problemlos immer wieder aus den Latschen hauen lässt.
Grün wie Hoffnung
Satte 38 Disziplinen gibt’s in Beijing 2008 – so viel bietet kein anderes Sportspiel. Neben den bereits erwähnten dürft ihr euch auch in Hammerwerfen, Brustschwimmen, Gewichtheben, Radrennen oder Tontaubenschießen messen. Und genauso wie es Ausreißer nach unten gibt, gibt es auch Sportarten, die für zufriedenes Grinsen sorgen. Z.B. Bodenturnen, bei dem es darauf ankommt, eingeblendete Tasten möglichst perfekt zu erwischen, während die Turnerin sich alle Mühe gibt. Genau genommen so viel Mühe, dass euer Tun keinerlei Einfluss auf die Animation hat: Unabhängig davon, ob ihr jede Taste perfekt erwischt oder jede einzelne verhaut, wird eine optisch makellose Performance abgeliefert – schade. Zurück zum Positiven: Das Bogenschießen, bei dem ihr unter Einberechnung des Windes das Fadenkreuz kontrolliert, steuert sich angenehm flüssig. Auch Pistolenschießen oder Hochsprung lassen keine grauen Haare wachsen. Dazwischen tummeln sich allerdings viele Disziplinen, die emotional kaum berühren: Stabhochsprung, Ringe, Stufenbarren, Schwebebalken oder diverse Renn- und Schwimmvarianten, die sich alle gleich steuern.