Veröffentlicht inTests

Bayonetta 3 (Action) – Die Hexe wird müde

Satte acht Jahre nach Teil 2 ist es endlich soweit: Mit Bayonetta 3 erscheint exklusiv für die Nintendo Switch ein neues Action-Spektakel der kampflustigen Hexe des Umbra-Clans. Unser Autor Michael hat das Abenteuer zweimal durchgespielt und verrät in seinem Test, ob sich das neueste Werk von Platinum Games trotz technischer und spielerischer Ermüdungserscheinungen lohnt!

© Platinum Games / Nintendo

Dicke Dinger

Bereits die bisher beschriebene Kampfmechanik verlangt eine Menge Übung – doch es kommt noch dicker, viel dicker. Mit jeder neuen Waffe, die ihr nicht länger in Rodins Bar erwerbt, sondern im Verlauf der Story bekommt, erhält Bayonetta auch eine neue Dämonengestalt. Was in den Vorgängern die „Wicked Weaves“-Specials waren, gestaltet sich diesmal deutlich abwechslungsreicher: Am Ende jeder Combo ruft ihr mit korrektem Timing einen verbündeten Dämon für einen verheerenden finalen Schlag zur Verstärkung. Habt ihr außerdem genügend magische Energie durch Angriffe gesammelt, holt ihr Euren Partner sogar komplett in den Kampf. Hier kommt die anfangs erwähnte Resteverwertung aus Scalebound zum Tragen: Während Bayonetta schutzlos an einer Stelle verharrt, übernehmt ihr die komplette Steuerung der riesigen Kreatur, die eigene Combos beherrscht und für die ihr ebenfalls neue Moves erwerben dürft. Aber Vorsicht: Kassiert euer Partner zu viele Treffer, fällt er für eine Weile aus oder wird wütend und greift Bayonetta an. Wird diese hingegen von einem Gegner getroffen, endet die Beschwörung sofort – behaltet also beide Charaktere immer im Blick, was angesichts der mitunter ziemlich überforderten Kamera gar nicht so einfach ist. Positiv ist hingegen zu vermerken, dass die Entwickler trotz all der Vielfalt auf unnötig viele Tastenkombinationen verzichtet haben: Obwohl sich jede Waffe und jeder Dämonenpartner anders spielt, führt Ihr die Special Moves immer gleich aus. Allerdings spielen sich solche Momente träger, was den Flow der Kämpfe beeinträchtigen kann.


Variation für Profis


[GUI_STATICIMAGE(setid=92354,id=92655195)]
Neue Moves erwirbt Bayonetta diesmal mit einer eigenen Währung, die sie durch lange Combos verdient. Jede Waffe und jeder Dämon halten etliche freischaltbare Manöver bereit, die sich zum Glück alle gleich steuern. © 4P/Screenshot

Noch nicht genug? Dann schaut mal mit prall gefülltem Geldbeutel bei Rodin vorbei. Dort kauft ihr Amulette, mit denen ihr das Spielgeschehen beeinflusst. Aus den beiden Vorgängern bekannt ist „Moon of Mahaa-Kalaa“: Rüstet das Amulett in einen der beiden dafür vorgesehenen Slots, um künftig jeden Angriff zu parieren, indem ihr wie Raiden in Metal Gear Rising: Revengeance mit korrektem Timing den Stick in Richtung des Angriffs drückt. Interessanterweise ist das Gimmick diesmal deutlich günstiger zu haben. Kein Interesse? Dann kauft ein Amulett, um Gegner dauerhaft wütend zu machen, was sich positiv auf eure Belohnung auswirkt. Oder wählt das Amulett, mit dem eure Dämonenschergen autonom angreifen können. Da die Dämonen-KI aber nicht die beste ist, rate ich davon ab. Die Auswahl ist gewohnt groß, aber auch sehr kostspielig und nur für fortgeschrittene Spieler interessant.

Viel zu entdecken


[GUI_STATICIMAGE(setid=92354,id=92655197)]
Spielt Ihr mit Viola, müsst ihr euch umstellen: Statt Hexenzeit durch Ausweichen auszulösen, erledigt das die Punk-Hexe durch Paraden. Das verändert das Spielgefühl erheblich. © 4P/Screenshot

Zwar stehen die Kämpfe nach wie vor im Mittelpunkt, zwischen den Auseinandersetzungen erlebt ihr diesmal aber mehr Erkundungsfreiraum in teils weitläufigeren Gebieten. Dort finden sich neben optionalen Kämpfen, in denen ein paar Engelsmonster der Vorgänger recycelt werden, auch spezielle Herausforderungen, für die ihr Gegner im Rahmen einschränkender Parameter besiegen müsst. Mal sind die Homunculi nur während der Hexenzeit verwundbar, mal dürft ihr den Boden nicht berühren – Serienfans kennen das aus den Vorgängern. Als Belohnung erwarten euch Fragmente, mit denen ihr Lebensenergie und Magievorrat dauerhaft vergrößert. Falls Euch Bayonettas Vorrat an heilenden und stärkenden Lollis ausgehen sollte und ihr keine Ressourcen mehr habt, um selber welche herzustellen, spürt ihr kleine wuselnde Mitarbeiter des Spinnen-Lieferdienstes auf oder sucht nach Schatzkristallen – aber Vorsicht, denn manchmal verbirgt sich dahinter auch ein Rätsel oder gar ein angriffslustiger Golem! Wer die einzelnen Kapitel besonders aufmerksam durchstöbert, entdeckt vielleicht Katzen, Krähen und Kröten, die es in einer kleinen Geschicklichkeitseinlage zu fangen gilt. Habt ihr auf diese Weise alle Umbra-Tränen in einem Kapitel gefunden, schaltet ihr für dieses Kapitel eine alternative Variante frei.