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Auto Modellista (Rennspiel) – Auto Modellista

Cel-Shading ist in, keine Frage: Jump-and-Runs bekommen mit dieser Technik den letzten Comic-Feinschliff, das neue Zelda geht damit frische Atmosphären-Wege. Aber ein Rennspiel im Stile von Gran Turismo3, komplett im »flachen« Look, noch dazu vom Prügelspiel-Serientäter Capcom? Das ist neu. Wollen doch mal sehen, ob die Idee was taugt.

© Capcom / Electronic Arts

Übersichtsprobleme

Wie gesagt basiert das Spiel auf Cel-Shading, was dem Ganzen einen sehr Comic-ähnlichen Look verleiht. Leider ist die Technik hier purer Selbstzweck, und vermutlich nur aus Gründen der Rechenzeitersparnis zum Tragen gekommen: das Spiel nimmt sich selbst viel zu ernst, es gibt keinerlei Comic-Bezug. Auto Modellista in »normaler« Grafik zu entwickeln, hätte wesentlich konsequenter gewirkt.

Davon abgesehen ist die Optik sehr gut: Egal ob Fahrzeugmodelle, Strecken, Schattenspielchen – alles ist erstklassig. Dazu kommen nette Details, drei Kameraperspektiven, schön umgesetzte Wettereffekte und ein rasend hohes Tempo; selbst im 50Hz-Modus, der leider unter extremen PAL-Balken zu leiden hat. Dazu gibt es bei hoher Geschwindigkeit eine Art Kondensstreifen-Effekt, der das Ganze noch rasanter wirken lässt. Falls Ihr auf Anzeigen verzichten könnt, dürft Ihr sie entweder Stück für Stück oder gleich ganz ausschalten, und habt somit nur das Spielfeld vor Euch – was gar nicht so schlecht ist, da die Übersichtskarte aufgrund extremer Krümeligkeit sowieso kaum zu gebrauchen ist.

Leider ändert das nichts an der teilweise schon penetranten Unübersichtlichkeit mancher Strecken: die scheinbar in sich selbst verknoteten Berg-Passagen beispielsweise sollten nur im Schritttempo angegangen werden, um nicht aller paar Sekunden die Bekanntschaft der Leitplanken zu machen. Auf der Tokioter Regenstrecke hingegen dürft Ihr raten, wann Euch die Kurven erwarten, da sie im Regendunst und dem Flimmern des Bildschirms kaum auszumachen sind. Dankbarerweise erscheinen kurz davor Pfeile, die Euch den rechten Weg weisen.

__NEWCOL__Ohrenbluten

Akustisch hat Auto Modellista einen ganz klaren Nachteil: es ist von Capcom. Das bedeutet, Ihr bekommt es mit dem enthusiastischsten Ansager aller Zeiten zu tun, der »Waaaarning!«, »Auuuuto Modellistaaaaa!« und »Keep rockin´, Baby!« mit derart viel Freude und Stimmgewalt in die Welt wirft, dass man sich schon nach kurzer Zeit einen Gürtelreifen wünscht, dem man ihm um die Gurgel knotet. Die obskure Musik trifft den MTV-verwöhnten Mitteleuropäer mit mindestens derselben Wucht: Anime-Freunde und Fans typisch japanischer Spiele könnten sich mit diesem blumig-zuckersüßen Happy-Sonnenschein-Rock gewiss anfreunden, alle anderen kratzen schon nach Sekunden verzweifelt am Lautstärkeregler. Angesichts dieser akustischen Vergewaltigungen nimmt man freudestrahlend zur Kenntnis, dass die Soundeffekte aufregend mittelmäßig aus den Boxen dröhnen.

Videobastler erfahren in Auto Modellista ungeahntes Entzücken: Das nach jedem Rennen gezeigte und speicherbare Replay, dürft Ihr in einem separaten Editor mit allerlei akustischen und visuellen Effekten verschönern – zwar prinzipiell nutzlos, aber eine nette Idee, wenn auch nicht ganz leicht zu bedienen.
Gesellige Raser werden leider nicht so viel Spaß haben: der Online-Modus der japanischen Version fehlt in der deutschen Variante völlig, stattdessen dürfen sich zwei Piloten am Splitscreen austoben.