Außerdem umschifft Entwickler Sanzaru so seine erzählerischen Schwächen in subtilen Momenten. Ähnlich wie in Sly Cooper: Jagd durch die Zeit wirkt die Slapstick-Comedy wieder etwas platt. Im Rest des Spiels passt das theatralische Overacting aber bestens zum archaischen Thema, zumal man so immer schön die Aufmerksamkeit des Spielers aufs Wesentliche zieht. Ob nun Ingrid im Kampf ihre Rachlust an den Mördern ihres Stammes herausbrüllt oder der alte Frodi nebenbei mit rauer Stimme über das Martyrium seiner Verbannung berichtet. All das und der mystische Soundtrack macht die Ausflüge angenehm lebendig.
Noch mehr Immersion schafft die unheimlich detailverliebte Kulisse: Derart hübsch beleuchtete Kultstätten, aufwändig beleuchtete Gewässer habe ich in VR noch nirgends gesehen! Selbst Figuren wie der sympathische Mentor Loki oder die urige Kneipe in Asgard sind mit derart feinen Texturen und Einkerbungen verziert, dass ich mich kaum daran sattsehen konnten. Die bombastische Präsentation hat allerdings ihren Preis: Da ich nicht mit dem leichten Ruckeln der GeForce GTX 1070 leben wollte, bin ich schnell auf eine 2080ti umgestiegen. Mit ihr blieb es immerhin auf hohen Einstellungen flüssig. Für Ultra müsste man sie vermutlich übertakten, eine Titan RTX nutzen oder auf zukünftige Grafikkarten warten – Asgard‘s Wrath ist quasi das Crysis der VR-Ära! Schade, dass Sanzaru Besitzer älterer PCs ausschließt. Getestet wurde übrigens mit der neuen Rift S, aber auch mit der alten Rift (CV1) habe ich an der GeForce GTX 1070 Gezuckel erlebt.
Anstrengend und komfortabel gleichzeitig
![[GUI_STATICIMAGE(setid=85336,id=92598657)] [GUI_STATICIMAGE(setid=85336,id=92598657)]](https://dev.4p.de/wp-content/uploads/sites/13/2024/04/92598657-vollbild.png)
Ebenfalls sofort ins Auge springt die unheimlich effektive schwarze Vignette, die immer genau den Teil des Bildes verdeckt, der für Übelkeit sorgen könnte. Vom Schweißfaktor abgesehen ist Asgard‘s Wrath eines der komfortabelsten Spiele mit freier Bewegung. Selbst ich hatte mit meinem eher empfindlichen Magen nicht die geringsten Probleme – im Gegensatz zu Skyrim VR. Zusätzlich werden noch diverse Komfort-Optionen angeboten.
Auch in den passend umgesetzten Inventar-Menüs kann man sich rollenspieltypisch austoben: Wer rechtzeitig seine Tasche erweitert und ihren Inhalt in Asgard regelmäßig in die Truhe entleert, kann sich schon nach wenigen Stunden besser gepanzerte Ausrüstung oder eine Sekundärfunktion der Hauptwaffe schmieden lassen – zum Beispiel eine Wurf-Axt mit explosivem Feuerschaden. Zur Not tun es im Kampf aber auch die aufgehobenen Waffen besiegter Feinde, mit denen sich Kampfstil und der nötige Abstand zum Gegner schön variieren lassen – im Gegensatz zur Standardwaffe aber mit Abnutzungseffekt. Für den größten Unterschied sorgen natürlich Distanzwaffen wie eine Armbrust oder ein Bogen, der sich übrigens auch mit dem Inside-out-Tracking der Rift S meist präzise spannen lässt; trotz hintereinander gehaltener Hände.