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Archangel (VR) (Shooter) – Railshooter mit Riesenmech

Der haushohe Mech, in dem man sitzt, könnte auch aus Guillermo del Toros Pacific Rim stammen. Im VR-Titel Archangel kämpft man allerdings nicht gegen eine außerirdische Bedrohung, sondern ist als Racheengel unterwegs, um die Unterjochung der menschlichen Gesellschaft durch eine unbarmherzige Militärfraktion zu beenden. Wir haben uns für den Test ins Cockpit hinter der PlayStation-VR-Brille gezwängt.

© Skydance Interactive / Skydance Interactive

Shooter mit Story

Man erfährt nur in Fragmenten, wieso die Umgebungen, die man in seinem turmhohen Mech durchstreift, einen postapokalytischen Eindruck hinterlassen. Man weiß nicht wirklich, wieso man in der Rolle des Rebellen-Toppiloten Gabriel (bzw. Gabrielle, wenn man die weibliche Variante wählt) auf der Seite der Rebellen gegen die Herrschaft der oppressiven Militärdiktatur HMNX (Humanix) kämpft. Doch am Ende der überraschend langen, sich angenehm Zeit lassenden sowie überzeugend inszenierten Einleitung, in der man auch eindrucksvoll mit dem Lift zur Pilotenkanzel des gut 30 Meter hohen Mechs transportiert wird, erfährt man wenigstens, warum man zum Racheengel auf einer Art Selbstmordmission wird, die einen etwa fünf bis sieben Stunden beschäftigen wird.

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Das Cockpit hinterlässt vor allem in VR einen sehr plastischen Eindruck und ist eines der Highlights in einer weitegehend soliden Kulisse. © 4P/Screenshot

Dass die Inszenierung immer wieder mit filmischen Mitteln wie clever eingestreuten sowie in einer verzerrten Pixelwelt spielenden Rückblenden aufgewertet wird, kommt nicht von ungefähr: Skydance Interactive ist die Spielesparte von Skydance Media. Und die wiederum steht als Produktionsfirma seit etwa 2010 hinter Titeln wie Jack Reacher,  World War Z, Mission Impossible Rogue Nation oder den modernen Star-Trek-Filmen. Dementsprechend wird auch die mitunter dramatische Musikuntermalung gut eingesetzt, während die (englische) Sprachausgabe aller Figuren ebenfalls eine hohe Qualität besitzt. Doch nicht alles ist auf dramaturgischer Seite allererste Sahne: Die eingespielten Filme bei Dialogen mit den Flügelleuten oder dem sich immer wieder einmischenden Antagonisten sind weder umfangreich animiert noch lippensynchron.

Mech Crisis

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Die Railshooter-Action wird solide inszeniert, bietet aber schon mittelfristig zu wenig Variation innerhalb der Gegner-Palette. © 4P/Screenshot

Bei der Action zu ihrem ersten komplett eigenen Titel, nachdem man u.a. als Zulieferer bei Gears of War 4 (Bike- und Fahrstuhlsequenzen) tätig war, zeigt Skydance allerdings eine Menge Potenzial: Als klassischer Rail-Shooter angelegt, hat man es anfangs nur mit Infanterie-Truppen, Panzern oder leichten Fliegern zu tun, die schnell Opfer der MGs bzw. Raketen werden, die man von den idealerweise via Move kontrollierten Armen abschießt. Später kommen noch eine Railgun sowie zielsuchende Geschosse hinzu, die vor allem gegen die aus der Luft angreifenden Feinde ein probates Mittel sind. Entgegenkommende Geschosse kann man mit den Schilden abwehren, die an jedem Arm ausgefahren werden können, aber nur bedingt halten, bevor sie wieder aufladen müssen. Und zu guter Letzt kann man die Mechfäuste zu einem Schlag ausfahren, um in den Nahkampf gehende Gegner auf Distanz zu halten. Das Ganze funktioniert auch mit einem Standardcontroller, wobei die Knöpfe ebenso gut und intelligent belegt sind wie mit Move. Die duale Steuerung hat allerdings einen Vorteil: Jeder Arm hat sein eigenes unabhängiges Fadenkreuz, wohingegen per Controller nur ein gemeinsames Fadenkreuz bietet, das allerdings auch über die Bewegung des Pads im Raum und nicht über die allgemeine Kopfbewegung gesteuert wird. Und durch eine Bewegung vor den Körper kann man die Schilde über ihre Standard-Position bei Controller-Nutzung hinweg hieven. Da die Move-Bewegungen dabei auf einen kleinen Raum begrenzt sind und wie die Kopfbewegungen gut erfasst werden, aber gleichzeitig auch eine gewisse Trägheit des Riesenmech zu spüren ist, fühlt man sich in der Tat, als ob man in dem Kontrollzentrum der mobilen Waffe sitzt.