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ANNO 1404: Venedig (Taktik & Strategie) – ANNO 1404: Venedig

Um Haaresbreite schipperte ANNO 1404 an der Platin-Auszeichnung vorbei, was hauptsächlich am fehlenden Mehrspieler-Modus lag. Mit dem ersten Add-on „Venedig“ wird dieser nachträglich realisiert und somit einer der liebsten Wünsche der Community erfüllt. Ist die venezianische Erweiterung der Traum aller Entdecker?

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Szenarien für Einzelspieler

Im Gegensatz zum Multiplayer warten 15 neue Szenarien auf Solisten: Vier Missionen sind dem leichten Schwierigkeitsgrad zugeordnet, sechsmal werdet ihr mit mittelschweren Aufgaben konfrontiert und fünf Szenarien sind „schwer“. In diesen Missionen wird Abwechslung groß geschrieben: So dürft ihr in „Geißel der Meere“ als Korsar umherziehen, ein Reich ohne Steuern aufbauen, müsst mit wenig Bauland auf Inseln zurechtkommen oder

‚Willem van der Mark‘ bei der Suche nach seiner verschollenen Tochter unterstützen. Ubisoft gibt an, dass diese Szenarien rund 40 Stunden Spielzeit bieten sollen, doch aufgrund komplexer Aufgaben wie „Behaupten Sie sich in einer Welt ohne Ressourcen“ oder „Werden Sie zum Oberhaupt der Bettler“ wirkt diese Schätzung eher 

Zwei neue Schiffe: Die kleine Handelskogge zeichnet sich durch hohe Geschwindigkeit und geringe Verlangsamung bei Schaden aus. Die große Handelskogge, die ebenfalls sehr schnell ist, bietet viel Laderaum und ist bewaffnet – wie ein Flaggschiff 2.0, nur teurer im Unterhalt.

untertrieben. Eine (kurze) Kampagne mit eingebetteter Story und Hintergründen zu Venedig, den Maskenbällen, dem Rat der Zehn, Kaufleuten oder Sabotageaktionen vermisse ich allerdings.

Trauriges Venedig

Obgleich „Venedig“ im Titel der Erweiterung steht, fällt der tatsächliche Effekt der liebevoll nachgebildeten Hafeninsel eher mau aus. Sie dient als übergeordnete (theoretische) Verbindung für Spionage sowie die Ratsversammlung und ist ansonsten nur ein neutraler Hafen, vergleichbar mit einem abgespeckten Orienthafen oder Lord Richard Northburgh. Ihr fahrt mir eurem Schiff dorthin, tretet mit ‚Giacomo Garibaldi‘ in Kontakt, könnt Waren sowie Items einkaufen, neue Errungenschaften erlangen und allerlei ruhmrelevante Aufträge für den Repräsentanten der Republik von Venedig erfüllen. Mehr als ein weiterer NPC-Anlaufhafen ist dies nicht und da ihr keine venezianischen Gebäude in eurer Siedlung errichten könnt, haben es die Entwickler verpasst, ein Äquivalent zum Orient aufzubauen. Selbst eine Erweiterung des eigentlichen Spielkerns, des Wirtschaftssystems, gibt es nicht: Weder neue Waren oder Produktionsketten sind vorhanden. Es hätte ja keine ultimative neue Kette rund um die Metropolenwaren geben müssen, aber vielleicht eine neue Ressource, die man über „Venedig“ kennen lernt, abbaut und weiterverarbeitet – um zum Beispiel Spionage durchführen oder den eigenen Palast aufbauen zu können. Richtig gelesen, der eigene Palast ist wieder enthalten und kann als Symbol der Macht aufwändig und mit reichlich Tamtam errichtet werden.

Neben vielen neuen Zierelementen, Gegenständen, Erfolgen und Medaillen ist die Vogtei erwähnenswert, die als neues Bauwerk darüber informiert, welche Gebäudetypen auf den Inseln errichtet wurden. Zwei neue Schiffstypen sind im venezianischen Hafen erhältlich und wenn ihr die angebotenen Items bei dem NPC-Händler unzureichend findet, könnt ihr sie für einen kleinen Obolus neu auswürfeln lassen. Zu diesem „Add-on Kleinkram“ gesellen sich zwei größere Neuerungen, die einen bedeutenden Einfluss auf den Spielablauf haben: „Sabotage“ und „Ratsversammlung“.

Ratsversammlung

Mit der Ratsversammlung könnt ihr gegnerische Inseln ohne militärische Mittel erobern und das ist zugleich die interessanteste Neuerung. Um Zugang zur Ratsversammlung zu erhalten, benötigt ihr Patrizier und Kontakt zu ‚Giacomo Garibaldi‘, danach wird ein neuer Menüpunkt beim Kontor

Für 27.304 Goldmünzen könnte ein ’neutraler Ratssitz‘ in Frommendorf bald mir gehören. Doch nach dem Kauf muss ich erstmal warten…

verfügbar. Jede Siedlung hat eine Ratsversammlung, die aus fünf Sitzen besteht und einen Stadtschlüssel. Der Gründer der Stadt hat automatisch einen Ratssitz plus Schlüssel und die neutralen Plätze können frei von jedem Spieler gekauft werden. Wer drei oder mehr Sitze einer Stadt innehat, kann den Stadtschlüssel kaufen und die Stadt übernehmen. Das „Opfer“ kann sich dagegen wehren und Ratssitze zurückkaufen oder Allianzen schmieden. Je mehr Gebäude ihr auf der Insel habt und je prunkvoller die Siedlung ausfällt, desto teurer werden die Ratsitze (fünf oder sechsstellige Goldbeträge sind keine Seltenheit) – und da der Eigentümer der Stadt ohnehin weniger als die anderen Interessenten zahlt, ist das System durchaus fair (u.a. durch Abkling- bzw. Wartezeiten beim Kauf) und bietet viel Multiplayer-Sprengstoff.

Sabotage

Last but not least dürft ihr Spionieren und Sabotieren. Zuerst sucht sich der Spion aus dem Geheimkabinett in der fremden Stadt einen Unterschlupf (meist Wohnhaus). Seine Sabotagemöglichkeiten sind dann abhängig vom infiltrierten Gebäude: Feuer legen, Aufstand anzetteln, Wasser vergiften oder Arbeit durch Bauchtänzerinnen lahm legen (hohe Abklingzeit dieser Fertigkeiten). Schutz gegen Spione bieten die Geheimkabinette gleich aus einer Hand, die sich gerissenerweise als normales Wohnhaus tarnen lassen. Insgesamt ist die Spionage eine nette Ergänzung, die nicht ganz an die Ratsversammlung herankommt, aber man könnte mit einer Sabotageaktion den Wert einer Siedlung drücken, um anschließend zuzuschlagen…