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Alternativa (Adventure) – Alternativa

Alternatives aus Tschechien: In einer trostlosen Zukunftswelt muss sich ein Held bewähren, der fast alles verloren hat. Um sein Leben zurückzubekommen, kommt er sogar auf die Idee, sich den Regimegegnern anzuschließen. Klingt als Basis schon mal nicht schlecht, aber ist Alternativa auch spannend?     

© Centauri Production / First Reality / Peter Games

Goldene Stadt auf Abwegen

Prag hat man irgendwie anders in Erinnerung. Im Spiel eine Stadt im Niedergang.

Prag hat man irgendwie anders in Erinnerung. Im Spiel ist es eine Stadt im Niedergang.

Das Prag des Jahres 2045 ist auch nicht mehr, was es mal war. Statt Postkartenmotiven wartet die Stadt nun mit Slums, dunklen Straßen und Bergen von Müll auf. Zwar blitzt trotz altbackener Grafik immer wieder der alte Charme der heimeligen Gassen auf, aber im Wesentlichen ist die Stadt an der Moldau kein wohnlicher Ort mehr. Und schon gar keiner, um Urlaub zu machen. Überall liegen schrottreife Roboter herum, die niemand zu gehören scheinen, aber auch keine große Rolle spielen. Sie sind die Hinterlassenschaften einer Gesellschaft, die tief gespalten ist. Ein paar Reiche können sich alles leisten, während der Großteil in nie gekannter Armut lebt. Konzerne bestimmen die Politik, die gelinde gesagt wenig arbeitnehmerfreundlich ist. Endora heißt eine dieser Megafirmen, die sich gerade eine neue Zentrale baut. Natürlich in einem der besseren Viertel, wo nicht jeder Zutritt hat.      

Zudem ist es um die Freiheit nicht mehr gut bestellt, die der Profitgier geopfert wurde. Der Staat verfolgt alle, die eine andere Meinung vertreten. Dennoch schließen sich immer mehr   den Widerständlern an, wie es auch Richard versucht, der keine Wahl zu haben scheint. Das  wird umso deutlicher, als sich Kollege und Mitbewohner Andy dem Staat anbiedert. Dennoch wird dieser interessante Konflikt wie so vieles in Alternativa nicht weiter ausgeführt, auch wenn man später mal in die Rolle von Andy schlüpft. Insgesamt wirkt die Welt etwas aufgesetzt, da man nicht glauben will, dass sich Prag in eine Vorhölle verwandelt haben soll. Zwischendurch blitzt immer wiederh etwas von der ehemaligen Touristenmetropole durch, die unter der hypermodernen Oberfläche schlummert. Bei Blade Runner wirkte die düstere Kulisse deutlich authentischer, so dass man sich selbstverständlicher darin bewegte.         

Geklautes Leben

Überall liegen Roboter rum. Wenn der Held nicht bald was findet, kann er sich dazu legen.b

Überall liegen Roboter herum. Wenn der Held nicht bald was findet, kann er sich dazu legen.

Richard, mit dem man startet, arbeitet am Bau einer neuen Firmenzentrale, bis er unvermutet gefeuert wird. Er fragt sich, warum er von Endora entlassen wurde? Hat er nicht gut gearbeitet? Ein Problem ist, dass ihm auch seine Papiere abgenommen wurden, ohne die in der Zukunftswelt kein Weiterleben möglich scheint. Die ID-Karte, um die sich alles dreht, dient nämlich nicht nur der Identifikation, sondern auch dem Erwerb von Dingen des täglichen Lebens. Sogar der Zugang zur Hochbahn hängt von der persönlichen ID ab. Es reicht also, jemand seine Arbeit samt ID zu entziehen, um ihn fertig zu machen. Dann erwartet ihn ein Leben auf der Straße, wo er von der Hand in den Mund lebt. Dieser Teil des Adventures orientiert sich eher an der Gegenwart, da man auch heute schon bei Verlust der Kreditwürdigkeit quasi ein Rechtloser ist, mit dem keiner mehr Verträge schließt.                    

Richard versucht gar nicht erst, wieder von der Baufirma aufgenommen zu werden wie Andy. Der Roboterhasser will es im Untergrund versuchen, wo er lieber dem Widerstand angehören möchte. Nur wie? Er weiß nicht, wie er an die Regimekritiker rankommen soll. Er stapft unbeholfen durch die Gegend und fragt jeden in den Slums, ob er ein Widerständler sei. Das ist recht gefährlich in einem Staat, in dem auch Spitzel lauern könnten. Einige Szenen sind dabei fast unfreiwillig komisch, wenn Richard z.B. einen Betrunkenen in einer Bar anlabert, um weiter zu kommen. Verhaftet wird er hier aber nicht, obwohl es an anderen Stellen durchaus mal um Überleben gehen kann: Wer hier das Falsche sagt, landet beim „Game Over“ und muss neu laden.

Ich find nix!

Die Sucherei ist auch deshalb ne Qual, weil die Reise umständlich ist.

Die Sucherei ist auch deshalb eine Qual, weil die Reise umständlich ist.

So ansprechend Alternativa sich für Freunde des Cyberpunk zunächst anhört –  das Problem ist, dass der Großteil der Zeit nicht mit dem Kampf gegen das System, sondern mit Suchen zugebracht wird.  Es gibt zwar eine Hotspot-Anzeige, die aber schwer zu finden ist, da sie die TAB-Taste verwendet. Wer da nicht draufkommt, muss jedes Bild von Hand absuchen, was lange dauert und wobei man auch mal was übersieht. Leider geht es dann erstmal nicht weiter, bevor man z.B. einen bestimmten Punkt berührt hat. So kann man erst nach einer Lösung für den Augenscanner suchen, wenn man dieses Gerät entdeckt hat. Da das Teil recht klein ist, kann man es schon mal übersehen. Ebenso wie eine Kamera in der Wand und andere Fundstücke, bei denen man sich trotz Hot-Spot-Anzeige schwer tut.

Zum anderen ist es öfter so, dass man auf dem Schlauch steht, weil schlicht Hinweise fehlen. Zwar werden die wichtigsten Sachen im PDA vermerkt, so z.B. was man benötigt, um den Scanner zu überlisten. Hat man schließlich alles Notwendige gesammelt, ist noch lange nicht klar, warum es nicht weitergeht. So ist man eigentlich den Großteil des Adventures damit beschäftigt, was durchs Fehlen einer echten Schnellreisefunktion erschwert wird. Man kann zwar die Hochbahn nehmen, aber diese ist viel zu umständlich. Ein Klick aufs Ziel sollte stattdessen direkt dort hinführen, wo man ohnehin schon war. Hier muss man erst umständlich die Bahn  besteigen und dann noch das Filmchen wegklicken. Zudem landet man zuerst an der Haltestelle und muss erst zum Ziel gehen.