Feinde heizen einem ein

Die KI ist so aggressiv, wie man es von Ageod gewöhnt ist. Die Franzosen schaffen es dieses Mal sogar, dass der Feind meistens dann ankommt, wenn es einem überhaupt nicht in den Kram passt. Bei Marius vs. Sulla hat man gerade in höchster Not Rom besetzt und schickt den alten Haudegen Marius nach Griechenland. Just in diesem Moment steht der fähige Sulla vor der Tür und erobert die Hauptstadt im Handstreich zurück. Er ist in der Offensive weit stärker als der Rom bewachende Cinna beim Verteidigen. Wem die Herausforderung zu groß ist, der kann in den Optionen gut versteckt die KI weniger agil einstellen und sich so einen kleinen Vorteil verschaffen.
In Spanien wird man vom Computer regelmäßig in einen Kleinkrieg verwickelt, den man nur unter enormen Anstrengungen gewinnen kann. Ebenso ist es in Palästina, wo Vespasian einen jüdischen Aufstand niederschlagen muss. Reagiert der zukünftige Kaiser nicht sofort, clever und mit voller Härte, wird die Sache zum Flächenbrand. Zum Glück bekommt man im Laufe eines Feldzugs auch mal Nachschub, wenn sich etwa Vespasians Sohn Titus hinzugesellt. Ihn kann man dann das Aufräumen überlassen, während man weiterzieht. Auch sonst gibt es immer wieder Überraschungen wie Sklavenaufstände, die aber nie zu einer ernsten Bedrohung werden.
Hohe Authentizität

AJE ist so authentisch, wie man es von es von Ageod kennt. Die antiken Szenarien, die politischen Akteure und die Truppen – alles ist historisch korrekt. Da sind Legionäre mit Pilum und eckigem Schild, die sich im Laufe der Zeit verändern. Zur Caesar-Zeit tragen sie nur ein Kettenhemd, während sie später in der Kaiserzeit den typischen Schienenpanzer haben, aus dem sie der gute Obelix immer rausschlägt. Jeder Legion sind aber auch Hilfstruppen und Reiter zugeordnet. Die Liebe zur Geschichte geht sogar so weit, dass zu Zeiten des Marius noch die alten Einheiten wie Hastati, Velites oder Triarier vorkommen.
Auch die nichtrömischen Feinde sind durchaus authentisch, so sie denn überhaupt vorkommen. So führt Pontus z.B. Hopliten in die Schlacht, die mit ihren langen Lanzen gut in die Zeit nach Alexander dem Großen passen. Da sich Völker und Bräuche ständig mischten, ist es jedoch kaum möglich zu sagen, welches Volk wie bewaffnet war. Ebenfalls authentisch sind die nubischen Reiter, gallischen Schwertkämpfer oder Schleuderer von den Balearen. In Reihen der Legionen finden sich germanische Reiter, die Cäsar von seinem Feldzug in Gallien mitbrachte, den man allerdings nicht spielen kann. Obwohl oft verfeindet, haben die Römer immer wieder gern auf fremde Söldner zurückgegriffen.
Statische Schlachten

In Sachen geschichtlichem Anspruch erreicht man einen hohen Grad, die für Ageod ebenfalls typischen, automatischen Kämpfe können da nicht mithalten. Denn man ist zum Zuschauen verdammt, da man immer nur das Ergebnis eines Gefechts bekommt. Das ist auch so gedacht: AJE ist ein Spiel für Strategen, die gern große Armeen durch die Gegend schieben, Taktik ist hingegen kaum gefragt. Man kann weder Formationen einnehmen, noch eine besondere Taktik befehlen und das Gelände spielt auch nur eine eingeschränkte Rolle. Aufpassen muss man nur, wenn man über einen Fluss hinweg angreift – das bringt Nachteile. Auch Einheiten in Festungen haben defensive Vorteile.
Die einzige Befehlsoption ist, ob man offensiv oder defensiv vorgehen will und wie man auf Angriffe des Gegners reagiert. Dann klickt man weiter und bekommt schließlich das Ergebnis, ob man gesiegt oder verloren hat – das ist zu wenig und eigentlich nicht mehr zeitgemäß. Das Ergebnis ist größtenteils vom Können des Generals bzw. der Einheiten anhängig, weshalb Caesar mit seinen erfahrenen Legionen fast unbesiegbar ist. Man kann während der Schlacht nicht reagieren, fliehen oder Verstärkung ran führen. So wundert man sich schon mal, dass nachher Truppen fehlen, die scheinbar gefallen sind. Übersichtlicher wird das ohnehin schwer zu durchschauende Spiel dadurch nicht. Vor allem, wenn man sieht, was bei Rome: Total War hinsichtlich Mittendrin-Gefühl möglich ist.
Keine Verwaltungstätigkeit
Übers Militärische hinaus gibt es dieses Mal wenig zu tun, wenn man es etwa mit Ageods Pride of Nations vergleicht. So kann man nichts erforschen oder produzieren und auch auf diplomatische Verhandlungen muss man verzichten. Selbst die Einheiten, die man als Nachschub bekommt, werden automatisch freigeschaltet. Einzig der Handel auf See ist noch von Bedeutung, da er für Denare im Beutel sorgt. Allerdings ist man hier auch eher mit der Gefahrenabwehr der Schiffsströme beschäftigt. Man muss also auch wie einst Pompeius gegen Piraten kämpfen, die den antiken Seehandel bedrohen. Dazu muss man allerdings auch die Seeräuber besiegen, die sich an Land befinden. Auch gegnerische Flotten sind Gift fürs Geschäft.