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Alarm für Cobra 11: Crash Time (Rennspiel) – Alarm für Cobra 11: Crash Time

Schon seit Jahren flimmert die RTL Actionserie Alarm für Cobra 11 über die Mattscheibe. Trotzdem habe ich immer noch keine einzige Folge gesehen. Macht nichts! Dafür schlage ich mich auch in diesem Jahr auf dem PC mit einem neuen Computerspiel-Ableger durch verstopfte Autobahnen, jage Ganoven und kläre Verbrechen auf. Hat Synetic aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt und mit Crash Time einen überfälligen Neuanfang gestartet?

© Synetic / RTL Playtainment

Totale Ausschlachtung

Synetic ist für mich ein Phänomen. Ein Musterbeispiel dafür, wie man sich auf Lorbeeren ausruht, die schon seit langem einen bitteren Beigeschmack besitzen. Wenn ich auch heute wieder mit dem neuen „Crash Time“ im Dienst der Cobra 11-Einheit über Autobahnen und durch Innenstädte presche, wird mir bei jedem einzelnen Meter bewusst, dass sich seit dem durchschnittlichen World Racing 2 (4P-Wertung: 63%) nicht viel verändert hat – und im Vergleich zum direkten Vorgänger „Nitro“ sogar noch viel weniger. Der Vorteil: Selbst heute macht die flüssige Grafikengine noch einiges her. Zusammen mit dem eindrucksvollen (optischen) Schadensmodell, bei dem nach Karambolagen viele kleine Einzelteile durch die Luft wirbeln und die Karosserie schön zerlegt wird, wirken die Verfolgungsjagden auf den ersten Blick alles andere als abstoßend. Ja, bis auf mitunter recht starke Pop-Ups am Streckenrand und vereinzelte Tearing-Probleme sehen die Cobras für einen Midprice-Titel richtig gut aus. Schlimm wird es dagegen, wenn man einen Abstecher ins Feld unternimmt – sei es durch Zufall oder weil

Solche Stunteinlagen gehören zu eurem Arbeitsalltag.

 man abkürzen will. Hier erwarten euch die gleichen unsäglichen Clippingfehler wie beim Vorgänger, bei denen die Gräser und Ähren eure Innenausstattung ersetzen. Doch selbst das wäre noch halb so wild und treibt euch zumindest ein Lächeln ins Gesicht…

Spielerische Schwächen

Wenn ihr wissen wollt, woran es auch beim aktuellen Teil wieder hapert, reicht fast schon ein Blick auf die Kontraliste des Vorgängers, denn die Entwickler haben fast jeden Kritikpunkt konsequent übernommen. Das geht schon beim öden Missionsdesign los, in dem euch acht Fällen, angefangen bei Mord über Raser-Verfolgungen bis hin zu Undercovereinsätzen in der illegalen Tuningszene, erwarten. Klingt nach Abwechslung? Könnte man meinen. In Wirklichkeit erwarten euch immer die gleichen Aufgaben, die schnell an Reiz verlieren. Vor allem die Checkpoint-Rasereien kommen vermehrt zum Einsatz, in denen ihr unter Zeitdruck bestimmte Orte abklappern müsst. Kleiner Tipp: Schaltet am besten euer Gehirn aus, wenn ihr hier wenigstens etwas Spaß haben wollt. Denkt nicht darüber nach, warum ihr gerade mit Blaulicht durch die Stadt fegt! Ich meine, was ist denn das für ein Auftrag, bei dem man mitten auf einer Kreuzung für drei Sekunden anhalten muss, um Zeugen zu befragen, die überhaupt nicht da sind? Schon im Vorgänger wurdet ihr mit solchen Schwachsinns-Missionen konfrontiert. Aber dort gab es auch noch lächerliche Pappaufsteller, die die Stadt bevölkerten. Für den Nachfolger wurden diese komplett abgeschafft – mit dem Ergebnis, dass die Städte menschenleer sind und lediglich Müllbeutel die Bürgersteige und Plätze „bevölkern“. Ein anderes Mal müsst ihr den Wagen eurer Chefin stoppen, der unter einer defekten Bremse leidet. Auch das kennt man schon aus dem Vorgänger. Doch warum die gute Frau

Böse Clippingfehler: Kürzt ihr durch ein Feld ab, sprießen im Wageninneren die Sträucher… 

trotz ihrer Bremsprobleme einwandfrei Serpentinenabschnitte meistert, grenzt schon fast an ein Wunder. Auch frage ich mich, warum Kollegen nicht die Verfolgung aufnehmen, wenn ich mitten in einer Verfolgungsjagd auf der Autobahn an ihnen vorbei jage. Wie gesagt: Denkt am besten nicht weiter darüber nach, denn nachvollziehbar ist hier so einiges nicht. Das gilt auch für das KI-Verhalten: Das Gummiband ist schon bekannt und sorgt auch hier dafür, dass das Fahrerfeld eng zusammen bleibt. Neu ist, dass KI-Aussetzer dafür sorgen können, dass ihr die Mission wieder von vorne beginnen dürft. Wie das? Zu euren Aufgaben gehört es auch immer wieder, andere Fahrzeuge zu beschatten. Dabei dürft ihr den Abstand nicht zu groß werden lassen, eurem Ziel aber auch nicht am Heck kleben. Kommt ihr zu nahe, habt ihr nur wenige Sekunden, den Abstand wieder zu vergrößern. Schön ist, dass die KI bei Neuversuchen nicht immer die gleichen Routen abklappert und deshalb unberechenbar bleibt. Blöd ist, wenn die KI unerwartet eine 180°-Drehung ausführt und euch plötzlich entgegen kommt, denn in diesem Fall habt ihr keine Chance, den Abstand zu halten. Also hilft nur eines: Neustart! Passt aber auf, dass ihr nicht aus Versehen den kompletten Fall abbrecht, denn dann dürft ihr gleich ALLE Spielabschnitte neu angehen, da Teilerfolge seltsamerweise nicht gespeichert werden.