Ein Singleplayer-Shooter, ganz ohne Ballast in Form von saisonalen Inhalten, Mikrotransaktionen und unnötigen bunten Skins? Und dann auch noch von einem AAA-Studio? Für die moderne Videospielwelt wirkt Doom: The Dark Ages wie ein Relikt vergangener Zeiten – dabei ist das Team von id Software überraschend mutig.
Keine Sorge: Der Shooter-Gigant bleibt sich grundsätzlich treu – dennoch soll die Story eine der wichtigen Säulen werden, wie Game Director Hugo Martin bereits mehrfach erläutert hat. Wer sich jetzt zurecht den Kopf reibt und fragt, wie das mit einer Reihe zusammenpasst, die sich sonst nur damit beschäftigt, dass Dämonen ordentlich der Kiefer weggeballert wird, der ist auf der richtigen Spur.
Nach einem von Publisher Bethesda veranstalteten Preview-Event bin ich (leider) so schlau wie vorher, was die Handlung angeht – aber heilfroh, dass sie das neue Doom nicht von dem abhält, was am wichtigsten ist: die Action.
Doom: The Dark Ages ist ein stampfendes Ungeheuer
Auf Einladung von Bethesda konnte ich vier Ausschnitte aus Doom: The Dark Ages spielen, die mehr oder weniger zusammengewürfelt waren. Neben dem Prolog standen ein Ausflug mit dem Atlan-Mech sowie dem Drachen und schlussendlich ein offener Level auf der Schlachtplatte. Spielzeit: Etwa drei Stunden.
180 Minuten, in denen id Software das bestätigt, was das Team schon in der Xbox Developer Direct im Januar klar und deutlich machte: Das neue Doom setzt die Jump’n’Run-Parade und das immens hohe Tempo aus seinem Vorgänger nicht fort. Stattdessen spielt sich der neue beziehungsweise technisch gesehen alte Doom Slayer – ist ja schließlich ein Prequel – wie ein Schrank: Er ist relativ langsam, stampft auf wie Titus aus Warhammer 40.000: Space Marine 2 und sucht stets die direkte Konfrontation.

Über den Autoren: Als das erste Doom 1993 erschienen ist, war Sören gerade mal ein paar Monate alt. Viele Jahre später, und eigentlich noch immer zu jung für so ein Spiel, holte er den Shooter-Klassiker nach – und findet ihn bis heute zeitlos genial. Die Reboots sind für ihn derweil die wohl besten Arcade-Shooter der Moderne, insbesondere Eternal.
Das macht sich vor allem in der Waffenauswahl bemerkbar. Klar, gibt es noch immer die großen Kanonen, mit denen ich ganze Löcher in die dämonischen Feinde schieße und die sich dabei richtig gut anfühlen. Das Highlight? Offensichtlich der „Skull Crusher“, also die Waffe, die ihr gewiss aus dem Trailer kennt: Ein Schnellfeuer-Gewehr, welches als Munition die Schädel meiner Feinde zermalmt und sie in Hochgeschwindigkeit zurückfeuert – mehr Metal geht kaum noch.
Oberste Priorität: Parieren und Kämpfen
Dass Doom ein guter Shooter ist, der sich flott und responsiv spielt und bei dem wie gehabt nichts anbrennt, dürfte aber angesichts beider Vorgänger kaum jemanden überraschen. The Dark Ages setzt deshalb auf eine weitere Neuerung, die zumindest in diesem Ausmaß ungewohnt ist: Nahkampf. Gleich drei verschiedene Möglichkeiten gibt id Software mir an die Hand, um Feinden aus nächster Nähe eins überzuziehen.
Da wären ein elektrisch verstärkter Handschuh, eine Art Dreschflegel und zu guter Letzt ein Kettensägenschild, auf welches vielleicht sogar Captain America stolz wäre. Mit diesem kann ich logischerweise Angriffe blockieren, sie parieren und manche Geschosse sogar auf die Feinde zurücklenken – alles drei ist in den Kämpfen fast immer notwendig zu beherrschen.
Und ja, natürlich kann ich das Schild auch werfen und es zersägt Dämonen im Handumdrehen oder betäubt sie, indem es sich temporär zwischen die Hautfetzen schraubt.

An die Kombination aus langsamerem Doom Slayer und Nahkampf gilt es sich zu gewöhnen, und zwar möglichst schnell. Schon auf dem normalen Schwierigkeitsgrad hat mich die Preview öfters ins Schwitzen gebracht, als ich an diesem Punkt zugeben mag. Zum Glück lässt sich der Schwierigkeitsgrad im Zweifel aber sehr individuell einstellen.
Schießen wie ein Weltmeister
Spielerisch laufen die Gefechte derweil wie folgt ab: rötlich gefärbten Geschossen gilt es in Sekundenschnelle auszuweichen, grüne Kugeln müssen auf ihren Absender mithilfe des Schilds zurückgefeuert, Glory Kills – die nun ohne ständige Mini-Zwischensequenz auskommen – ausgeführt und mächtige Nahkampfattacken pariert werden. Trotz verringerten Tempos spielt sich Doom: The Dark Ages rasanter als viele andere Shooter.
Das liegt natürlich auch an der Masse an Feinden, die mir id Software auf den Hals hetzt. Bis zu 20 Gegner oder mehr, teilweise mit ganz unterschiedlichen Stärken und Schwächen, sind keine Seltenheit. Hinzu kommen Besonderheiten, wie etwa ein Anführer, der seine Untertanen verstärkt. Oder ein Feind, der eine dicke Rüstung trägt, die es erstmal mit genügend Schaden zu brechen gilt, bevor ich ihn überhaupt richtig angreifen kann.
Wie steht’s um die Performance? Im Rahmen des Preview-Events lief Doom: The Dark Ages auf absoluten High-End-PCs mit einer Nvidia GeForce RTX 5090. Geboten wurden dafür aber immerhin eine native 4K-Auflösung und stabile 60 Bilder pro Sekunde – komplett ohne DLSS oder andere Upscaling-Verfahren.
In diesen Momenten fühle ich mich wieder zurück an Eternal erinnert, bei dem es ebenso darum geht, jederzeit die richtige Lösung für das aus Feinden zusammengestellte Puzzle im Kopf zu haben, während im Hintergrund die harten und treibenden Klänge des Soundtracks erklingen. Da geht einem härter die Pumpe als beim alljährlichen Firmenmarathon.