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Ys 6: The Ark of Napishtim (Rollenspiel) – Ys 6: The Ark of Napishtim

Bekommt ihr auch feuchte Augen, wenn ihr euch an Action-RPG-Perlen wie Secret of Mana oder The Legend of Zelda: A Link to the Past zurückerinnert? Schade, dass für solche Spiele heutzutage kein Platz mehr zu sein scheint … oder doch? Bei Ys: The Ark of Napishtim fühlt ihr euch nämlich genau in diese Zeit zurückversetzt. Doch wird der Nostalgietrip heutigen Ansprüchen überhaupt noch gerecht?

© Nihon FalcoM / Konami / XSEED Games

Aufgebohrter Oldie

Die jüngste Episode der hierzulande eher unbekannten Ys-Saga wirkt wie eine Zeitreise in goldene 16Bit-Zeiten als Polygone, Render-Sequenzen und Surround Sound noch Fremdwörter waren. Dabei muss man bei The Ark of Napishtim auf keine dieser Errungenschaften verzichten. Die Spielgrafik präsentiert sich in schmuckem 3D, ihr bekommt aufwändig inszenierte CG-Filme serviert und die Sound-FX ertönen in raumfüllendem Pro Logic II.

Exklusiv-Kino: Die imposanten Render-Sequenzen gibt’s nur in der PS2-Fassung.

 Zugegeben, die Effekte wirken teils genauso wie der Soundtrack reichlich antiquiert und die Kulisse ist vergleichsweise schlicht. Aber alles wurde mit viel Liebe zum Detail zum Leben erweckt und die Musikuntermalung bietet trotz mäßiger Sampling-Qualität mitunter traumhafte Kompositionen. Zudem wurden gegenüber der zwei Jahre alten PC-Vorlage sämtliche Dialoge vertont.

Charaktere mit Sprachfehlern

Die durchgehende englische Sprachausgabe ist allerdings ein Segen mit vielen Schatten, denn die englische Synchro gleicht teils einer Freakshow. Irgendwie scheint es, als habe man das Sprecher-Casting in einem Zentrum für Sprachbehinderte abgehalten. So viel sonores Genuschel, piepsiges Gekrächze, eigenartiges Akzentuieren und nervtötendes Gelispel, welches die Charaktere wenig authentisch erscheinen lässt, habe ich jedenfalls schon lange nicht mehr gehört. Kein Wunder, dass Serien-Protagonist Adol Christin bei so viel stimmlicher Peinlichkeit den Mund lieber erst gar nicht auf macht. Allerdings wirkt der stumme Rotschopf dadurch reichlich profillos, was zusammen mit den bemüht übersetzten, aber gehaltlosen Dialogen und der altbackenen Story um ein von bösen Mächten bedrohtes Inselparadies nachhaltig an der sonst bezaubernden Atmosphäre kratzt.

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Einfallsloses Setting

Dass man nach einem Schiffsunglück an den Strand eines entlegenen Eilands gespült und mit Skepsis aufgenommen wird, bis man sich heldenhaft um die Probleme der Insulaner kümmert, ist jedenfalls genauso originell wie das Retten von entführten Prinzessinnen oder das Vermöbeln bösartiger Orks und dürfte Rollenspielveteranen nicht mehr als ein müdes Gähnen entlocken. Zudem strotzt die vorhersehbare und lineare Handlung nur so vor stereotypen Charakteren und klischeehaften Ereignissen. Aber sei‘s drum, Ys‘ Stärken liegen nicht in der Dramaturgie, sondern im Gameplay. Denn spielerisch wirkt der Titel wie aus einem Guss. Die Steuerung ist bis auf einige hakelige Hüpfmanöver sehr handlich und intuitiv, das Gegnerverhalten angenehm individuell, der Schwierigkeitsgrad gut ausbalanciert und der Spielablauf ungemein motivierend.

Beschränkung aufs Wesentliche

Charmantes Leveldesign: Die Schauplätze wurden mit viel Liebe zum Detail entworfen.

Zwar dreht sich eigentlich alles nur ums Gegnerplätten, Geldverdienen und Itemsammeln, aber das macht dank steigender Charakterwerte, ausbaufähiger Waffen und Zauberattacken sowie ausrüstbarer Spezialgegenstände eine Menge Spaß. Inventarprobleme habt ihr in Ys übrigens nicht, da für jedes Objekt bereits ein Platz in eurem Rucksack reserviert ist. Sogar alle jemals erworbenen Rüstungen und Schilde bleiben bis zum Spielende im Gepäck verfügbar. Die Anzahl an Ausrüstungsgegenständen und einsetzbaren Items ist zwar recht überschaubar, aber völlig ausreichend. Überhaupt ist das Menüdesign angenehm übersichtlich und aufs Wesentliche beschränkt. So setzen sich die Charakterwerte lediglich aus Lebensenergie, Erfahrungspunkten, Angriffsstärke und Verteidigungskraft zusammen, während das Waffenarsenal aus gerade einmal drei Schwertern mit individuellen Elementarkräften besteht, die ihr jederzeit auf Knopfdruck wechseln könnt.