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Xbox Series X (Konsole) – Die stärkste Konsole der Welt

Mit der Xbox Series X und der technisch abgespeckten Xbox Series S läutet Microsoft am 10. November die neue Konsolengeneration ein. Neben mehr Leistung und Speicher sollen auch die Reduzierung von Ladezeiten und Betriebsgeräuschen eine zentrale Rolle bei den Geräten spielen. Wir haben für den Test zunächst das Premium-Modell genauer unter die Lupe genommen. Welchen Eindruck haben Konsole, Controller und die Spiele hinterlassen?

© Microsoft / Microsoft

Neue Features, rasante Ladezeiten

Schaut man sich die Einstellungen im Detail an, stolpert man insbesondere bei den Video-Optionen über die eine oder andere Neuerung. Neben der Unterstützung von Dolby Vision springt vor allem das so genannte Auto-HDR ins Auge, das man auf Wunsch aktivieren oder deaktivieren kann. Der Name ist Programm: Die Funktion fügt auch solchen Spielen ein HDR-Signal hinzu, die ursprünglich den höheren Kontrastumfang bei der Darstellung nicht unterstützt haben. Das umfasst nicht nur die Bibliothek aller kompatiblen Spielen von der Xbox 360 und Original-Xbox, sondern auch frühere One-Titel wie z.B. Dirt Rally oder Metal Gear Solid V: The Phantom Pain. Generell verfolgt Auto-HDR das Ziel, die Kulisse durch den Algorithmus visuell aufzuwerten. Das Ergebnis schwankt dagegen von Spiel zu Spiel, fällt mitunter nur subtil auf oder kann in manchen Fällen mit unnatürlichen Farben sowie einer übertriebenen Beleuchtung sogar stören.  

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Die Einrichtung via App funktioniert schnell und komfortabel. © 4P/Screenshot

Durchweg positiv fallen die flotten Ladezeiten auf – zumindest, wenn man die Spiele von der internen Festplatte startet, die nach der Installation des Betriebssystems noch eine Kapazität von 802 Gigabyte bietet. Vor allem Spiele mit offenen Welten, bei denen Spielstart und Schnellreise oft mit langen Wartezeiten einhergingen, profitieren mitunter enorm von der NVME-SSD. Muss man sich bei Red Dead Redemption auf der One X für die Fortsetzung der Story beim Laden von der externen Festplatte etwa 1:44 Minuten gedulden, ist man auf der Series X dank der Geschwindigkeit der internen SSD schon nach 38 Sekunden wieder zurück im Wilden Westen. Zwar variiert der Vorteil bei den Ladezeiten je nach Titel, aber schneller geht es bei allen Anwendungen, die auf der internen Festplatte oder der offiziellen Speichererweiterung installiert sind. Selbst der Bootvorgang bei einem Kaltstart geht rasant vonstatten und ist nahezu auf dem Niveau des schnellen Hochfahrens. Wer gerne mehrere Spiele parallel zockt, hat ebenfalls Grund zur Freude: Dank Quick Resume kann man einfach ohne große Wartezeit zwischen verschiedenen Titeln wechseln und umgehend dort weitermachen, wo man zuvor aufgehört hat. Die Funktion lässt sich dabei nicht nur für Spiele der One-Generation, sondern auch für 360 und Original-Xbox verwenden.     

Clevere Auslieferung

Bei vielen Spielen, insbesondere aus dem Portfolio der Xbox Game Studios, kommt außerdem das so genannte Smart Delivery zum Einsatz. Dieses System soll dafür sorgen, dass man basierend auf der genutzten Xbox-Hardware automatisch die beste Version des Spiels erhält. Dadurch fallen auf der Series S die Dateigrößen oft kleiner aus, weil das leistungsschwächere Modell ohnehin keine 4K-Ausgabe besitzt. Bei der Series X ist das Gegenteil der Fall: Hier wird versucht, die Titel von der Xbox One nochmal mächtig aufzubohren. So bekommt der Shooter Gears 5 etwa höher aufgelöste Texturen, die der Ultra-Einstellung am PC entsprechen, eine verbesserte Beleuchtung, zusätzliche Grafikeffekte und die Möglichkeit, sich mit Bildraten von bis zu 120fps in die Mehrspieler-Schlachten zu stürzen. Im Vergleich zur Xbox One X wirken abseits der flotteren Ladezeiten viele der Verbesserungen zwar eher subtil, wirken sich aber dennoch positiv auf das Gesamtbild und mitunter sogar das Spielgefühl aus. Durch das Upgrade via Online-Patch werden die Spiele quasi in die Series-X-Version umgewandelt. Kehrseite der Medaille: In diesem Fall müssen einige der Spieldaten zwingend auf der internen SSD verbleiben und lassen sich nicht länger komplett auf externe Standard-Festplatten auslagern.

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Wie man es kennt, liebt oder hasst: Bei der Benutzeroberfläche bleibt fast alles beim Alten. © 4P/Screenshot

Die potente Hardware alleine ist zudem kein Garant dafür, dass alle Spiele automatisch verbessert werden oder runder laufen. Das zeigen Beispiele wie Blair Witch, das auf der Series X noch genauso an einer grenzwertigen Bildrate leidet wie auf anderen Xbox-Konsolen und daher keine nennenswerten Vorteile mit sich bringt. Keine Sorgen muss man sich über seine Spielstände machen: Im Rahmen des Xbox-Ökosystems erhält man unabhängig von der verwendeten Konsole jederzeit Zugriff auf seine Spielstände über die Cloud. Dabei spielt es keine Rolle, ob man die One- oder Next-Gen-Version oder teilweise sogar die PC-Fassung der Spiele nutzt, da die Spielstände immer kompatibel sind und automatisch mit dem aktuellen Gerät synchronisiert werden.    

Ist das Next-Gen?

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Passend zur Hardware setzt Microsoft zum Konsolenstart zunächst auf Upgrades statt neuer Spiele. Bis zum neuen Halo, Forza Motorsport & Co wird man sich noch etwas gedulden müssen. © 4P/Screenshot

Aktuell fehlen der Xbox Series X noch Zugpferde vom Schlag eines Halo Infinite. Zudem lassen angekündigte Spiele wie das neue Forza Motorsport oder Fable noch auf sich warten, während viele der aufgekauften und gegründeten Studios ebenfalls noch Zeit benötigen, um ihre Visionen für die neue Konsolengeneration umzusetzen. Aktuell fühlt man sich beim Spielen mit der Xbox Series X daher eher wie nach dem Kauf der Xbox One X oder einer neuen Grafikkarte für den PC, mit denen man vor allem aktuelle und alte Spiele besser erleben kann als auf bisherigen Xbox-Konsolen. Aber ist das Next-Gen? Trotz Vorteilen wie rasanten Ladezeiten, HDMI 2.1, Auto-HDR und niedrigem Betriebsgeräusch stellt sich hier irgendwie nicht das Gefühl ein, das man früher beim Start einer neuen Konsolengeneration hatte. Dafür wirkt vieles zu vertraut und der technische Fortschritt bei Spielen nicht so groß, wie man es sich vielleicht erhofft hatte. Vor allem, wenn man von der ebenfalls schon starken Xbox One X zur Series X aufrüstet, hält sich die Euphorie daher in Grenzen. Dennoch ist die Xbox Series X ohne Zweifel ein feines und leistungsfähiges Stück Hardware, das aber vermutlich erst in den kommenden Monaten und Jahren mit neuen Spielen zeigen wird, was wirklich in ihm steckt.