Veröffentlicht inTests

WWE 2K18 (Sport) – Zeit für eine (Lade-)Pause

Der Erfolg der Showkämpfe des World Wrestling Entertainment ist auch über 30 Jahre nach dem ersten WrestleMania-Event ungebrochen. Bei den Videospiel-Umsetzungen ist man in den letzten Jahren jedoch ins Straucheln gekommen. Vor allem nach der Übernahme der Lizenz durch 2K Sports nach der Demission von THQ konnte man kaum noch Impulse setzen. Um dies zu ändern, hat man für WWE 2K18 u.a. die Spieler-Karriere komplett überarbeitet. Wir sind für den Test in den Wrestling-Ring gestiegen.

© Yuke's und Visual Concepts / 2K Sports

Und zudem gibt es die angesprochenen Ladezeiten. Und die zeigen sich nicht nur, wenn man den Backstage-Bereich verlässt und in die mit diesmal halbwegs ansehnlichen Zuschauern prall gefüllte Arena sowie den mit nur wenigen negativen Ausnahmen sehr gelungenen sowie authentischen Einmärschen umgeschaltet wird. Man kann löblicherweise fast jederzeit über entsprechende Menüs seine Figur modifizieren, Attributspunkte verteilen und diverse andere Einstellungen vornehmen. Allerdings ist alles mit an den Nerven zerrenden Ladebildschirmen verbunden. Am schlimmsten ist es bei den Interviews. Hier geht man auf die geduldig vor den WWE-Symbolen wartende Renee Young zu, woraufhin eine Ladesequenz eingeleitet wird. Nach etwa zwölf (PS4) bis 20 (One) Sekunden sieht man, wie die Figur auf Renee zugeht, nur um dann festzustellen, dass erneut geladen wird – dieses Mal die Interviewseqeuenz, die mitunter nach nur eine Frage beendet sein kann, bevor was passiert? Richtig, nachgeladen, dieses Mal zwischen 20 und 40 Sekunden. Doch das alles würde mich nicht so sehr stören, wenn der gesamte Backstage-Bereich nicht so aufgezwungen wirken würde. Man hätte den gleichen Effekt (die Immersion ist ohnehin gering) auch über ein Menü erzielen können, das einem die zur Verfügung stehenden Räume oder anwesenden Superstars bzw. Diven zeigt, zu denen man dann per Teleport springt.

Schwaches Drehbuch, madige Kulisse

[GUI_STATICIMAGE(setid=82491,id=92551077)]
Nicht nur bei den fernsehreifen Einmärschen ist die Mimik gelungen – auch im Ring kann man die Dramatik in den Gesichtern ablesen. © 4P/Screenshot

Zudem steht das Drehbuch um den Aufstieg eines Nachwuchs-Wrestlers in den WWE-Olymp auf einem dramaturgisch schwachen Fundament. Gerade mit dem Hintergrund der Storylines der echten WWE hätte man hier viel mehr herausholen können. Doch mehr als die üblichen Standard-Fehden und Einflüsse durch das Management springen nur selten heraus. Warum gibt es nicht mehr von den Situationen wie den in einer Phase kontiniuerlichen Aufforderungen,  sich zwar anzustrengen und mindestens Matches mit einer Drei-Sterne-Wertung abzuliefern, aber letztlich doch mutwillig zu verlieren? Vielleicht, weil selbst dieses Element von den lustlos in der Gegend herumstehenden sowie auf ihre Mobiltelefone starrenden „Kollegen“ nicht dokumentiert und dadurch entwertet wird. Dass zudem inhaltliche Fehler auftauchen, wie unnötige oder gar nicht zur Fehde/Story gehörende Superstars, die ihre Aufwartung machen und dann so schnell verschwinden, wie sie gegangen sind, ist auch nicht schön. Ebenso, dass bestimmte Elemente wie ein „Brand-Wechsel“, also die Neumischung der Smackdown- und Raw-Roster angedeutet werden, aber deren Fäden dann bis zum Nimmerleinstag im Sand verlaufen. Und in manchen Situationen kann es sogar passieren, dass der mit der Koordination jeder Sendung beauftragte Produktionschef in einem Gespräch mit meinem Wrestler verkündet, dass sich eben dieser gerade draußen in der Halle unterwegs ist, z.B. für eine Promo oder eine „Interference“ in einem anderen Match. Wie bitte? Hab ich vielleicht irgendwas verpasst? War dies ein Hinweis des Produzenten, dass ich jetzt in die Halle soll? Ein Blick in die zur Verfügung stehenden Aktionen zeigt, dass ich diese Möglichkeit nicht habe. Also doch ein weiterer Bug.

[GUI_STATICIMAGE(setid=82824,id=92554702)]
Im Standbild sehen die langen Haare noch okay aus. In Bewegung entwickeln sie ein merkwürdiges medusenhaftes Eigenleben… © 4P/Screenshot

Denn zu all den inhaltlichen Schwächen gesellen sich in diesem Jahr auch noch ungewohnt viele technische. Während die Gesichter, Tattoos, Qualität der Klamottentexturen in der Breite so gut aussehen wie noch nie in einem Wrestling-Spiel, hat Yuke’s definitiv ein Haar-Trauma. Traditionell sind die langen Zotteln der Diven sowie der zahlreichen Diven ein Stein des Anstoßes. Doch bei dem Versuch, Haarpracht in dieser Ausgabe authentischer aussehen zu lassen, ist etwas schief gegangen: Jetzt bewegen sich die Locken wie gorgonische Schlangen und machen fast alle mit langen Haaren zu Kindern der Medusa. Zudem verhaken sich Figuren mit dem Hintergrund oder anderen Athleten, was zu absonderlichen Verrenkungen führt. Und vor dem Patch 1.02 konnte es sogar passieren, dass Figuren urplötzlich im Boden verschwinden, während die Bildrate beim Laufen durch die immer gleichen und damit auf Dauer langweiligen Backstage-Bereiche auf der Xbox One mitunter unerklärlicherweise abfiel. Doch selbst wenn dies nicht mehr passiert, ist auch mit dem neuesten Update noch nicht alles in Butter. Denn auch im Ring kann es zu unglücklichen Verrenkungen kommen – vor allem im Zusammenspiel mit den Ringseilen, während nicht alle Animationen mit der gleichen Sorgfalt erstellt wurden. Bei manchen wirkt es, als ob Phasen ausgelassen werden, andere wiederum sind schlichtweg fehlerhaft und mit einem weiteren Bug werden bei einem der „Specials“ urplötzlich die betreffenden Figuren ausgetauscht – auf beiden Systemen. Derart unsauber hat sich bislang noch kein WWE-Spiel aus dem Hause 2K präsentiert. Es wirkt, als ob man sich mit all den Ideen, die man hatte, sowie der Implementierung von insgesamt fast 200 Superstars, Legenden, Diven und Managern komplett übernommen hat. Insbesondere, da man offensichtlich den Herbsttermin für die Veröffentlichung halten musste.


  1. Wrestling lebt von "suspension of disbelief" (vergleichbar mit der Immersion im Gaming). Ob das nun durch ein TV-Serien Setting oder die Darstellung als legitimer Kampfsport erreicht wird, ist vom Zuschauer abhängig. Mir gefällt letzteres besser, zumal NJPW noch ein wenig Grauzone mit reinbringt und ein Stück Realität in einige Storylines mischt, wie die WWF / WWE das zu ihren besten Zeiten getan hat.

  2. John Cena, Ronda Rousey, Brock Lesnar, Randy Orton und The Undertaker - alles aktuelle Stars - kennt sicherlich nahezu jeder. The Miz hat auch schon ein paar Filme gedreht, Chris Jericho ist nebenbei als Musiker mit seiner Band Fozzy auch im Rock-Genre kein Unbekannter. Überhaupt ist die Aussage quatsch, dass in den 90ern mehr Wrestler bekannt gewesen sein sollten als heutzutage. Allein schon dank dem Internet ist es doch für die WWE viel leichter Geschehnisse zu verbreiten. Man findet auch immer mehr Crossover-Events, wie bspw. Kevin Owens Auftritt bei einem Shania Twain Konzert. Und auch da wieder Thema Internet: Früher wäre da vielleicht mal irgendwo in einem Klatschmagazin ein Bild aufgetaucht, heute verbreitet sich das auf Instagramm, Facebook etc. rasend schnell.

    Wie jetzt 40 Leute? Ich habe nur etwa die ersten 10 Folgen LU gesehen, aber dort waren ein paar hundert Leute in der Halle.
    Statisten in einem Filmstudio...
    Mal ganz davon abgesehen, dass ich diesbezüglich relativ eindeutig ROH angesprochen habe. Das ist komplett billig aufgemacht. Ich habe da noch nichts Gegenteiliges gesehen. Selbst TNA in schlechtesten Zeiten wirkte grundsätzlich "wertiger" als ROH.
    TNA hatte natürlich auch mehr Geld als ROH. ROH läuft auch nicht Landesweit im Fernsehen, wie WWE, TNA oder LU. Witzigerweise ziehen sie aber sogar mehr zahlendes Publikum als TNA.
    Was alberner sein soll bei NJPW habe ich doch ganz genau geschrieben - das ganze Getue, als ob es legitimer Kampfsport statt Show wäre
    Das macht nahezu jede Liga. Einschließlich WWE und ROH. NJPW [genau wie ROH] legt da vielleicht den Schwerpunkt anders und setzen mehr auf die Action und Qualität im Ring, statt um das Drumherum. Finde ich persönlich aber ganz gut. Mir reicht es grundsätzlich wenn sich zwei darum streiten, wer der bessere Mann im Ring ist oder wer der neue Champion wird. Ich brauch da keinen Familienzwist als Hintergrundgeschichte, in der sich Wrestler A und B prügeln, weil rauskommt, dass die Frau von A...

  3. adamc hat geschrieben: 26.07.2018 23:06 [...]
    Aktuelle WWE-"Superstars" kennen nur Wrestling-Fans. Ansoinsten keine Sau. Hulk Hogan kannte damals quasi jeder. Bret Hart kannten zumindest noch alle Bravo-Leser und den Undertaker immerhin diejenigen, die wußten, was Wrestling ist.
    [...]
    Weiß ich nicht. John Cena kennt doch auch so gut wie jeder.
    (Der ist doch noch aktuell, oder? *g*)

  4. "Der Erfolg der Showkämpfe des World Wrestling Entertainment ist auch über 30 Jahre nach dem ersten WrestleMania-Event ungebrochen."
    Das ist schlichtweg falsch. Nach dem Mega-Hype in den 1990ern ging es dann spätestens nach dem Ende der Attitude-Ära kontinuierlich bergab. Aktuelle WWE-"Superstars" kennen nur Wrestling-Fans. Ansoinsten keine Sau. Hulk Hogan kannte damals quasi jeder. Bret Hart kannten zumindest noch alle Bravo-Leser und den Undertaker immerhin diejenigen, die wußten, was Wrestling ist.
    Von "ungebrochenem Erfolg" konnte man nichtmal mehr Mitte der 90er sprechen, da die Konkurrenz in Form der WCW die damalige WWF plattzumachen drohte. Zum Glück für die heutige WWE hatten die in der Führungsetage nur Vollpfosten, die den Laden trotz quasi unendlichem Budget dann zielsicher in die Pleite geführt haben...

  5. Sevulon hat geschrieben: 22.07.2018 11:30 Natürlich haben die Storylines. Und die LU-Show aus dem kleinen Filmstudio vor 40 Leuten sollen hochwertiger sein als bspw. NJPWs Wrestle Kingdome aus dem Tokyo Dome vor 35.000 Leuten mit Lichtshows und Pyros? Gewagte Aussage. Genauso verstehe ich nicht, was bei den Japanern alberner sein soll, als bei ROH oder LU.
    Wie jetzt 40 Leute? Ich habe nur etwa die ersten 10 Folgen LU gesehen, aber dort waren ein paar hundert Leute in der Halle. Und das sind keine PPVs gewesen. Wrestle Kingdome mag da schon etwas ansprechender sein. Ist halt keine Wochen-Show. Mal ganz davon abgesehen, dass ich diesbezüglich relativ eindeutig ROH angesprochen habe. Das ist komplett billig aufgemacht. Ich habe da noch nichts Gegenteiliges gesehen. Selbst TNA in schlechtesten Zeiten wirkte grundsätzlich "wertiger" als ROH.
    Was alberner sein soll bei NJPW habe ich doch ganz genau geschrieben - das ganze Getue, als ob es legitimer Kampfsport statt Show wäre. Mag ja inzwischen anders sein, aber vor wenigen (<10) Jahren war es noch so. Von daher ja auch die Frage nach den Storylines - das erschien mir bei den Japanern bisher bestenfalls am Rande vorgekommen zu sein, da man ja mit legitimen Sport (auch wenn es Fake ist) keine Geschichte drumherum erzählen muss.

Hinterlassen Sie bitte einen Kommentar.

Seite 1