Und dennoch kann dies nur ein erster Schritt sein. Denn es gibt ein Problem: Einige Altlasten der Mechanik wie der mitunter in einem engen Zeitfenster gehaltene Konter passen nicht mehr in das Konzept. Hatte man auf PS3 oder 360 kaum Probleme, wenn man eine Hand voll Angriffe nicht blocken oder kontern konnte, gerät man hier schnell in stürmische Kampfgewässer, in denen man im Handumdrehen entweder eine Energie- oder eine Lebensleiste verliert. Zudem sorgt eine weitere frische Mechanik für Lust und Frust gleichermaßen: Wenn beide Wrestler einen Griff initiieren, kommt es zu einer Schere-Stein-Papier-Auswahl, der ein Minispiel folgt, bei dem man per rechtem Stick einen „Hotspot“ finden muss, damit entweder der Konter eingeleitet oder die nächste Phase eingeleitet wird. Prinzipiell ist dieses System gelungen und sorgt ebenfalls dafür, das Tempo auf spannende Weise aus einzelnen Kampfphasen zu nehmen. Allerdings kann das Hin und Her der Initiative nicht nur unheimlich schnell die Energieleiste leer saugen, bevor man sich aus dem gegenseitigen Klammergriff lösen kann, sondern es lässt sich auch auf schnell wiederholende Standard-Animationen zurückfallen – individuelle, von den Athleten abhängige Animationen, habe ich auch nach Stunden nicht gesehen. Erkennt man diese Balance-Probleme der ansonsten einen Schritt nach vorne machenden Kampfmechanik und kann entsprechend gegensteuern (indem man z.B. erst Griffe setzt, wenn man weiß, dass der Gegner zu groggy ist), machen die Auseinandersetzungen eine Menge Spaß. Auch, wenn es immer noch Move-Schleifen gibt, denen man nicht entkommen kann. Auch wenn man immer noch mitunter lange dauernde Animationen abwarten muss, bevor man wieder reagieren kann. Allerdings rate ich dringend dazu, ein kompatibles Pad zu benutzen. Mit Maus und Tastatur wird das Spielgeschehen sehr krampfig und büßt viel seiner Dynamik ein.
Karriere auf NBA-Niveau?
Nachdem seinerzeit bekannt wurde, dass Visual Concepts zusammen mit Yukes an den Showkämpfern arbeiten und dabei federführend an der Karriere mitwirken würde, ging mir das Herz auf. Immerhin ist der Aufstieg eines Basketball-Nobodys zu einer NBA-Größe, wie er in den letzten Korbjagden inszeniert wurde, schlichtweg beispielhaft. Doch obwohl man hier ähnlich vorgeht und man mit dem NXT-Nachwuchs der WWE sowie Bill DeMott als Coach, der einem auch akustisch unter die Arme greift, vergleichbare Stilmittel bemüht, kommt die Inszenierung der Karriere nicht an die der Basketballer heran. Wo bei NBA 2K immer wieder über Interaktionen mit den Stars, inszenierte Ereignisse und andere Stilmittel die Atmosphäre auf einem motivierenden Niveau gehalten wird, plätschert die Karriere der Nachwuchs-Showkämpfer häufig belanglos vor sich hin. Zu oft findet die Interaktion mit entscheidenden Figuren über Social-Media-Aktivitäten in Form von Textboxen statt. Zu selten hat man die Möglichkeit, Entscheidungen zu treffen. Zu selten trifft man abseits der trockenen Texte Kulissen auf namhafte Wrestler, die einen piesacken oder loben, helfen oder schaden wollen.
Immerhin durchläuft man nicht nur die NXT-, sondern auch die Superstars-Shows, bevor man bei Raw oder Smackdown landet, schließlich irgendwann um den Titel kämpft und an allen nennenswerten Pay-Per-Views teilnimmt. Und mit einem Belohnungssystem, das nicht nur den Sieg per se belohnt, sondern auch die Spielweise analysiert und schließlich sogar festlegt, ob man „Heel“ (Antagonist) oder „Face“ (Fan-Favorit) ist, versucht man sogar, den Spieler dazu zu bewegen, spektakulär zu kämpfen. Auch hier wird das „Sports Entertainment“ gut umgesetzt. Allerdings wird dadurch die individuelle Spielweise nur selten unterstützt. Meist spielt man so, wie es am sinnvollsten ist, um möglichst viele Entwicklungspunkte und VC (Virtual Credits) einzusacken. Diese kann man für Steigerung der Grundwerte, neue Fähigkeiten, Specials wie den Ringrichter ablenkende Manager oder Training mit Superstars ausgeben, damit man deren Spezial-Bewegungen oder Finisher freischaltet und für sich verwenden kann. So kommt man wenigstens ansatzweise in eine motivierende Schleife, die unter dem Strich allerdings um einiges interessanter hätte ausfallen dürfen. Im Gegensatz zu den Konsolen-Wrestlern darf man sich am PC über ein erweitertes Inhaltspaket freuen: Die Download-Inhalte des Season Pass (u.a. neue Showcase-Kampagnen) gibt es hier gratis. Allerdings muss man sich noch gedulden, da diese Inhalte erst in den nächsten Wochen nachgeliefert werden.
Stillstand
WWE 2K15 bietet auf dem PC die gleichen (im Vergleich zu älteren Wrestlingspielen reduzierten) Inhalte wie auf den HD-Konsolen. Man darf im 2K Showcase an zwei der interessanteren Fehden der WWE-Geschichte teilnehmen, wenn man entweder die Geschehnisse um CM Punk und John Cena oder die um Shawn Michaels und Triple H nachspielt. Wer noch nie mit einem WWE-Spiel zu tun hatte, wird damit auch seine helle Freude haben. Gut inszeniert, angereichert mit Original-Videos sowie mit einigen Herausforderungen versehen, entfaltet das neue Kampfsystem auch hier seinen Reiz und sorgt dafür, dass sich das Geschehen trotz identischer Abläufe oder Vorgaben anders spielt als auf den „alten“ Konsolen.
Wer jedoch entweder bei WWE 13 oder bei WWE 2K14 mit der Attitude-Ära bzw. 30 Jahren WrestleMania konfrontiert wurde, wird diese beiden Fehden nur als nettes Update wahrnehmen, das hinsichtlich Atmosphäre nur selten an die ähnlich gelagerten Szenarien der letzten Jahre herankommt. Auch die sich dynamisch verändernde sowie vom Spieler beeinflussbare bzw. editierbare WWE-Welt steht hier zur Verfügung und profitiert trotz inhaltlicher Stagnation von den neuen Steuerungs-Optionen, ohne jedoch ein komplett neues Spielgefühl erzeugen zu können – bewährte Kost ohne Überraschungen. Und davon ist auch das Kommentatoren-Duo Michael Cole/Jerry Lawler nicht ausgenommen. Wie gehabt sind die beiden enthusiastischer als in den letzten Jahren, wiederholen sich hier aber auch noch schneller. Von der Kommentar-Qualität eines NBA 2K kann man im Wrestling-Ring vorerst nur weiter träumen.
Die Grafik finde ich eigentlich recht gut. Mich stören eher die Altlasten im Kontersystem, die massive Content-Reduktion und die lahmen Reaktionszeiten dieses Ablegers.
Den Grafikfehlern kann man entgehen, wenn man die Tiefenschärfe ausstellt. Zumindest hatte ich dann keine Grafikfehler mehr. Diese Funktion ist wohl verbuggt.
Ansonsten macht mir das Spiel echt Spaß, da ich keine Konsole hab, hab ich mehr sehr gefreut, dass es endlich wieder ein Wrestlingspiel auf dem PC gibt und hab gleich zugeschlagen. Hoffentlich bringen sie die Nachfolger dann auch für den PC.
WWE 2K15 ... Sieht ehr aus wie WWE 2K12.
Bin ich der einzige, der hier denkt, dass die Grafik maximal PS3 Niveau erreicht? Auch ist das Gameplay / die KI unfassbar eintönig, der Onlinemodus funktioniert bei mir gar nicht - solch eine hohe Wertung wundert mich hier schon.