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WRC 10 – The Official Game (Rennspiel) – Technik von gestern

Das Leben kann manchmal unfair sein: Da hat Kylotonn nach dem holprigen Start bei seinen offiziellen Rennspielen zur WRC endlich ein überzeugendes Niveau erreicht, schon ist das Aus besiegelt, denn ab 2023 übernehmen die Spezialisten von Codemasters die FIA-Lizenz. Können sich die jetzigen Entwickler angesichts dieser trüben Zukunftsaussichten überhaupt noch dazu motivieren, die Serie mit WRC 10 weiter zu verbessern?

© Kylotonn / Nacon


Das Jubiläum wird gefeiert

Passenderweise wird in WRC 10 auch das 50-jährige Jubiläum der FIA-Rennserie gefeiert. Zu diesem Zweck hält mit dem dazugehörigen Modus die einzig nennenswerte Neuerung Einzug: Ähnlich wie beim wunderbaren art of rally warten hier eine ganze Reihe an Herausforderungen in festgelegten Fahrzeugen, in denen man durch die Geschichte des Motorsports braust und die vorgegebenen Referenz-Zeiten unterbieten muss. Dabei führt die Reise von den Anfängen bei der Akropolis Rally 1973 über die Phase der ungezähmten Gruppe-B-Monster der Achtziger bis hin zur Gruppe A und modernen Klassen der letzten 20 Jahre. Zwar werden die Veranstaltungen nur recht lieblos aneinander geklatscht, doch erfüllen immerhin kleine Info-Texte den Bildungsauftrag. Gleichzeitig öffnet das erfolgreiche Absolvieren der Jubiläums-Events die Tür, mit einem eigenen Team in der Karriere durchzustarten, wobei man den Flitzern im Lackierungs-Editor sogar einen individuellen Anstrich verpassen darf. Sinnvoller wäre es allerdings gewesen, die Stoppuhr bei den Jubiläums-Herausforderungen rückwärts laufen zu lassen anstatt die Fahrer noch weiter über die Etappe zu scheuchen, obwohl sie das gesetzte Ziel schon längst verfehlt haben.   

Lieber Controller statt Lenkrad

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Die zahlreichen Verbindungsfehler wurden leider zu einem gewohnten Bild während unserer Testphase. © 4P/Screenshot
Eigentlich sollte man meinen, dass bei einer Rallye-Simulation ein Force-Feedback-Wheel die erste Wahl bei der Steuerung sein sollte. Das ist bei WRC 10 leider nicht so: Trotz Veränderungen an den Lenkrad-Einstellungen will sich hier im Gegensatz zu Dirt Rally einfach kein überzeugendes Fahrgefühl hinter dem Steuer einstellen und man vermisst nicht nur überzeugende Rückmeldungen, sondern auch die nötige Präzision, um die mitunter engen und kurvenreichen Etappen zu meistern. Vor allem die Asphalt-Abschnitte lassen das Gefühl einer Verbindung zwischen Reifen und Bodenbelag fast komplett vermissen. Tatsächlich ist der DualSense im Vergleich zum Lenkrad die bessere Wahl, selbst wenn das haptische Feedback nicht vom Hocker haut und die eingestreuten Geräusche aus dem Controller-Lautsprecher die Immersion eher stören anstatt sie zu verstärken.

Enttäuschende Technik

Im Kern steckt in WRC 10 trotz des Recyclings eigentlich ein gutes Rallye-Spiel. Was die Wertung aber stark nach unten zieht, ist die erschreckend schwache Technik: Auf der PS5 hat man die Wahl zwischen drei Grafikmodi, wobei der Qualitätsmodus mit seinen höher aufgelösten Texturen angesichts der unterirdischen Bildrate nahezu unspielbar ist und zusätzlich mit zahlreichen Pop-ups von Objekten aufwartet. Letzere springen auch verstärkt beim „ausgeglichenen Modus“ ins Auge, doch am schlimmsten ist das unsägliche Tearing, mit dem man sich bei der hauseigenen KT Engine die Darstellung mit 60fps offenbar teuer erkaufen muss und selbst daran in manchen Situationen scheitert. Eine HDR-Unterstützung sucht man ebenfalls vergebens. Bei diesem enttäuschenden Anblick mag man es kaum glauben, tatsächlich vor einer PlayStation 5 zu sitzen. Nicht ausprobieren konnten wir den 120Hz-Modus, für den man ein modernes TV-Gerät mit HDMI 2.1 benötigt und vermutlich noch mehr grafische Abstriche in Kauf nehmen muss.

Nach Hause telefonieren

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Der Audi Quattro darf in einem Rallyespiel natürlich nicht fehlen – erst recht nicht, wenn das 50-jährige Jubiläum thematisiert wird. © 4P/Screenshot
Einen längst überfälligen Fortschritt gibt es dagegen bei den Bestenlisten zu vermelden: Endlich lassen sich die Ergebnisse nach Rennklassen filtern! Doch auch hier gibt es eine Kehrseite der Medaille, denn während unserer Testphase kam es selbst einige Tage nach der Veröffentlichung zu zahlreichen Verbindungsproblemen, die den Upload der gerade gefahrenen Zeit trotz mehrmaliger Versuche unmöglich machten und die anderen Online-Komponenten negativ beeinträchtigten. Jeder  kann sich selbst ausmalen, wie frustrierend es ist, eine potenzielle Top-Zeit nicht hochladen zu dürfen, weil die Server des Herstellers rumzicken!