Hart…und trotzdem amüsant

Trotzdem geht es beim Kampf gegen das Regime weiterhin hart zur Sache: Es werden Gliedmaßen abgetrennt, Körper regelrecht zerfetzt und in Nahkämpfen mit etwas holprigen Animationen Stahlrohre in Schädel gebohrt – das ist definitiv kein Spiel für Zartbesaitete. Und auch bei Folterszenen nimmt man sich nicht zurück, schafft es aber dennoch, das blutige Metzel-Fest hin und wieder mit einer Prise Humor zu würzen, die wesentlich besser in den Spielverlauf eingebettet wurde und weniger aufgesetzt wirkt als im Vorgänger. Wenn sich Antagonist Rudi Jäger nach dem schweißtreibenden Bosskampf mit dem Kultspruch „Mein Leben“ verabschiedet, muss man einfach genauso schmunzeln wie bei Blazkowiczs Verhör auf die Frage nach seinem Kontaktmann. Apropos Bosskampf: Zwar gibt es deutlich weniger Begegnungen mit XXL-Gegnern als in New Order, doch vor allem das spektakuläre Finale ist trotzder auftretenden Glitches mit eingefrorenen Gegnern großartig designt und schafft eine tolle Überleitung zum großen Bruder. Nicht zu vergessen die insgesamt neun Retro-Abschnitte im Design von Wolfenstein 3D, die mit ihren großen Maps und dem klassischen Midi-Gedüdel den Nostalgiefaktor in die Höhe treiben.                   

Die alten Schwächen


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Nazi-Zombies? Langsam ist das Klischee ausgelutscht! Eine nette Variation in der zweiten Hälfte der Kampagne bilden sie aber trotzdem. © 4P/Screenshot
Bei all dem Lob darf man aber nicht vergessen, dass The Old Blood einige Schwächen des großen Bruders übernommen hat – allen voran die lästige Mechanik, Munition, Heilpakete und andere Gegenstände auf Knopfdruck einsammeln zu müssen anstatt einfach drüber hinweg zu laufen (…wie es übrigens bei den echten Retro-Shootern der Fall war). Auch die Tonabmischung ist mir trotz leichter Fortschritte vor allem bei den Waffen generell immer noch zu dünn, wenn man Schwergewichte wie Battlefield oder Call of Duty als Vergleich heranzieht. Immerhin hat man bei der Lautstärke der Sprache jetzt mehr Sorgfalt walten lassen: Bis auf wenige Ausnahmen gehen die Stimmen der gut besetzten deutschen Akteure nicht länger im Effektgewitter unter, sondern klingen laut und deutlich aus den Boxen. Der gute Soundtrack, der sowohl die Schleich- als auch Actionszenen passend untermalt, leidet allerdings unter zu kurzen Schleifen und bricht nach dem Ausschalten aller Gegner oft viel zu abrupt ab.