Den kenne ich doch?
Eines kann man der Team-Ninja-Entwicklungsabteilung von Publisher Koei Tecmo sicherlich nicht vorwerfen: Mit insgesamt drei spielbaren Demos haben die Japaner ihr neues Schnetzel-Epos schon recht früh zum Ausprobieren vorgestellt und damit eine breite Brust bewiesen. So muss kein Spieler die Katze im Sack kaufen oder weiß gar nicht, was ihm im Spielverlauf blühen könnte. Im Kern wissen Kenner der Nioh-Serie natürlich sowieso, was in Wo Long: Fallen Dynasty zu erwarten ist – dass als Titel dennoch nicht Nioh 3: China Edition gewählt wurde, sorgt nach ausgiebiger Spielzeit für Fragezeichen. Zwar kommt Wo Long aufgrund einiger Design- und Mechanik-Entscheidungen bedingt auch für Genre-Neulinge in Frage, ob das gleich eine gänzlich neue Marke rechtfertigt, ist aber nur teilweise nachvollziehbar.
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Schon zu Beginn wähnt sich der Spieler in einem wiederkehrenden Albtraum: ein brennendes Dorf, Leichen, Chaos und Blut überall. Die gelben Turbane sind in die chinesischen Provinzen eingefallen und sorgen unter der Bevölkerung für Leid und Tod. An der Seite der Aggressoren, die mit dem ruchlosen Einsatz von blankem Stahl für Entsetzen sorgen, finden sich – natürlich – auch wieder dämonische Mitstreiter, die zusammen mit den Soldaten und Kriegsherren für eine böse Sache kämpfen. Da ist es nur gut, dass ein wehrhafter Spieler zum Gamepad greift, um a) die eigene Peripherie aufs Spiel zu setzen und b) dem brutalen Umtrieb ein Ende zu bereiten. Nach der Erstellung eines Recken im bekannten Editor gilt es, sich ersten Fußsoldaten und stolpernden Zombies zu stellen, um so schnell es geht eins mit der neuen Spielmechanik zu werden.
Du sollst parieren!
Leichter Schlag, schwerer Schlag, Ausweichen, Blocken. Die typische Abfolge im Leben einer Soulslike-Spielfigur. Der namenlose Held in Wo Long verfügt auch über die Fähigkeit, gegnerische Angriffe mit perfektem Timing zu kontern – auch das ist hinlänglich bekannt, nahm in den Spielen der Ninja-Gaiden-Erfinder aber noch niemals zuvor eine derart zentrale Rolle ein. Nur per Parry können die verschiedenen großen, kleinen und ganz großen Gegner in einen Schockzustand versetzt werden, der eine krachende Superattacke ermöglicht, welche den Lebensbalken des Fieslings empfindlich tangiert. Das gilt umgekehrt natürlich auch in ähnlicher Form: Schnödes Blocken oder das Verpeilen eben dieser Maßnahme lässt den orangefarbenen Balken unterhalb der eigenen Gesundheitsanzeige stetig ansteigen. Ist er voll, sieht auch der Freiheitskämpfer Sterne und bietet dem Gegner ein großes Fenster für meistens endgültige Hiebe. Zum Glück sorgen in Anzahl und Wirkungsgrad auflevelbare Heiltränke für Linderung – zu Beginn des Spiels stehen dem Spieler allerdings nur drei läppische Schlückchen des Drachen-Gebräus zur Verfügung.
Der Weg bis zum ersten Boss ist bis auf einen etwas zu moralgestärkten Tiger relativ locker machbar – ihr kennt
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das Spiel: Gegner möglichst einzeln anlocken, draufhauen, parieren, Drops einsammeln und …der nächste bitte! Die paar Soldaten und Zombies sind kein Hindernis, ein unterwegs aufgegabelter CPU-Mistreiter hilft, so es seine Augenbinde zulässt. Ah! Da hinten, das ist doch ganz sicher die Arena des ersten Bosses. Also noch fix den Speicherpunkt aktiviert und rein da. Doch, was ist das? In den ersten fünf Versuchen segnet der Spieler schneller das Zeitliche, als er „Wo Long“ sagen kann. Hier haben die Entwickler also ganz bewusst den ersten Türsteher platziert, der es dem Spieler förmlich einprügeln soll, wie und wann mit dem Parier-Manöver zu verfahren ist. Das ist aufgrund des viel zu einfachen Vorspiels im Dorf schon eine echte Hürde, ungeduldige Naturen bekommen bereits an dieser frühen Stelle ihr Fett weg.