Allerdings gibt es auch so richtig nervige Quests, die in Kombination mit dem furchtbar unübersichtlichen Interface gravierende Folgen haben können. In meiner ersten Partie traf ich auf einen Magier, der drohte, so lange Terraforming-Zauber in meinen Welten zu wirken, bis ich einen mächtigen Spruch gefunden hätte. Allerdings brauchte ich für diese Aufgabe viel Gold um mir Informationen von einer Hexe zu kaufen. In den allgemeinen Kriegswirren im Anschluss geriet der Magier völlig in Vergessenheit – bis seine Globalzauber zur Auslöschung ganzer Städte führten. Dies wiederum hatte in einer selbstverschuldeten Wirtschaftskrise den Zusammenbruch meines Reiches zur Folge. Prinzipiell würde ich ja sagen: selber Schuld! Allerdings werde ich in jeder (!) Runde an Portalen ungefragt daran erinnert, dass ich noch eine Quest zu erledigen habe. Warum nicht bei einer so gravierenden Aufgabe?
![[GUI_STATICIMAGE(setid=76082,id=92480765)] [GUI_STATICIMAGE(setid=76082,id=92480765)]](https://dev.4p.de/wp-content/uploads/sites/13/2024/04/92480765-vollbild.jpg)
Als ebenso fragwürdig empfinde ich den Großteil der Benutzeroberfläche, die vor allem mit Ungenauigkeit und Unübersichtlichen Menüs glänzt. Warum muss ich im Forschungsmenü zig mal klicken, um die richtigen Sprüche zu finden? Warum werden Einheiten mal abgewählt und mal nicht? Wieso funktioniert der Zauberspruch-Marker nur manchmal? Und wieso muss ich teilweise NEBEN ein Symbol klicken, damit die Aktion ausgeführt wird? Hier wirkt Warlock 2 unfertig – auch weil manche Texte nicht richtig eingebunden sind oder viele Symbole in den spartanischen Menüs wie Platzhalter aussehen.
Sinnlose Diplomatie, schwache Religionen
Ebenso fragwürdig, weil völlig sinnlos, ist die Diplomatie. Viel mehr als Bündnisse schließen, Ressourcen bzw. Forschung tauschen oder Krieg erklären ist mit den dumpfbackigen KI-Kollegen nicht drin. Da es keinen Diplomatiesieg gibt und die KI sich ohnehin nicht sehr geschickt anstellt, habe ich bald darauf verzichtet überhaupt diplomatisch vorzugehen. Zudem funktioniert das System teilweise gar nicht: In einer Partie wurde ich von einem Computerspieler jede zweite Runde gefragt, ob ich nicht sein Verbündeter sein möchte. Dass ich jedes Mal (!) auf ja klickte, hielt ihn nicht davon ab es immer wieder zu versuchen. Allerdings schaffte es dieser Spieler auch nicht, von seiner Weltenscherbe herunterzukommen. Falls die Intention war, einen totalen Vollidioten zu programmieren, ist Ino-Co Plus diesem Ziel sehr nahe gekommen.
Auch die Religionen sind eher überflüssig – obwohl die Idee zunächst überzeugt. Ich kann in jeder Stadt den Schrein von einer der acht Gottheiten errichten. Dies verschiebt meine Sympathie sowohl im Pantheon als auch bei den Mitspielern und ermöglicht mir den Zugriff auf neue Zaubersprüche. Während die Symphathie aufgrund der vermurksten Diplomatie eh zu vernachlässigen ist, sind auch die Zauber den Aufwand nicht wert und finden sich in anderer Form auch unter denen, die ich jederzeit erforschen kann. Zwar können auch einige neue Einheiten gebaut werden, aber hier wäre viel mehr drin gewesen.
Visuell einfach – taktisch simpel
![[GUI_STATICIMAGE(setid=76082,id=92480776)] [GUI_STATICIMAGE(setid=76082,id=92480776)]](https://dev.4p.de/wp-content/uploads/sites/13/2024/04/92480776-vollbild.jpg)
Auch taktisch erreicht man nicht die Tiefe von Age of Wonders. Kämpfer vorne, Schützen hinten, Magier als Unterstützung: viel mehr Taktik ist nicht notwendig. Ja, es muss auf die Immunitäten von Feinden geachtet werden, Flugeinheiten können nicht von Schwertkriegern angegriffen werden, Veteranen schlagen Frischlinge und möglichst hat man noch einen seinen vier Helden dabei, die individuell mit gefundenen Artefakten ausgerüstet werden können. Das war es aber auch schon. Ansonsten zählt die Übermacht und Übersicht, etwa um angeschlagene Kämpfer zurückzuziehen.
Auch die Kulisse kann nicht mit der Konkurrenz mithalten. Sowohl Civilization 5 als auch Age of Wonders überflügeln die betagt und steril wirkenden Städte, Landschaften und Einheiten mühelos. Schatten, Effekte und Oberflächen wirken nicht zeitgemäß und viele Menüs sehen aus wie Platzhalter. Es fehlt ein schlüssiges Artdesign, welches die einzelnen Elemente zusammenhält. Immerhin: eine vorbildliche Einbindung von Modifikationen und der mitgelieferte Editor könnten in diesem Zusammenhang einige der Probleme beheben.