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Warhammer 40.000: Inquisitor – Martyr (Rollenspiel) – Ketzerjagd auf Konsolen

Als Neocore Games im Juni nach langjähriger Entwicklungszeit das Action-Rollenspiel Warhammer 40.000: Inquisitor – Martyr endlich veröffentlichte, blieben die Konsolenjäger außen vor. Doch jetzt dürfen sich auch PS4- und One-Spieler in der düsteren Galaxie austoben und teils von Hand gestaltete, teils zufällig generierte Missionen bewältigen. Im Test verraten wir, ob sich die Wartezeit ausgezahlt hat.

© NeocoreGames / NeocoreGames / Games Workshop / Bigben Interactive (Konsolen)

Düster und ambitioniert

Mit den drei Teilen der Incredible Adventures of Van Helsing sowie dem alles zusammen fassenden Final Cut hat Neocore seine Spuren im vornehmlich von Diablo & Co dominierten Action-Rollenspiel hinterlassen. Die Erfahrung, die man mit der Reihe in jeglicher Hinsicht gewonnen hat, möchte man nach dem passablen PC-Auftritt jetzt auch auf Konsolen mit einem blutig-düsteren Abstecher in das von Games Workshop entwickelte Universum von Warhammer 40.000 ausspielen. In einem Bereich ist dies weiterhin außergewöhnlich gut gelungen: Das Artdesign ist mitunter fantastisch und überzeugt nach wie vor. Die abwechslungsreichen Areale spiegeln überzeugend die Atmosphäre wider, die man von dem technischen mit organischen Elementen verbindenden sowie von starken Neo-Gothik-Einflüssen  durchzogenen Quellmaterial erwartet. Düster, brachial und in vielen Bereichen enorm detailliert, schafft Neocore hier visuell eine der überzeugendsten Umsetzungen des Tabletops. Figurendesign, Ausrüstung sowie mit Lichteffekten spielende sowie häufig zerstörbare Umgebungen wirken wie aus einem Guss und sorgen vom ersten Moment an für viel Stimmung.

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Neu auf Konsolen: Der lokale Ko-op-Modus, der allerdings nur halbherzig umgesetzt wurde. © 4P/Screenshot

Allerdings zeigt sich die zwar gelegentlich etwas grob wirkende, aber dadurch umso stärker zu 40K passende Kulisse technisch nicht immer einwandfrei. Auch damit setzt sich eine Tradition der Neocore-Titel fort, die erst im Laufe der Zeit mit entsprechenden Patches alle Engine-Probleme hinter sich ließen. Auf Konsolen ist dies allerdings noch problematischer, da die technische Optimierung der Hauptgrund für die kontinuierlichen Verschiebungen war. Und ausgehend vom gegenwärtigen Status möchte ich gar nicht wissen, wie es zum eigentlich geplanten Release im Frühsommer ausgesehen hat. Denn vor die Standard-PS4 sowie –Xbox-One bzw. One S haben weiterhin mit Problemen zu kämpfen. Da hier eine vergleichsweise geringe Auflösung genutzt wird, gibt es immer wieder hässliche Kanten und ein etwas unruhiges Bild, das trotz der Auflösungseinschränkung immer noch mit unsauberer Bildrate läuft. Doch auch abseits dessen kann man visuelle Unstimmigkeiten wie flimmernde Texturen oder Grafikbugs entdecken.  Diese Probleme tauchen zwar glücklicherweise nicht ständig auf, aber stören umso mehr, wenn sie ihre Fratze zeigen.

Premium-Performance?


Auf PS4 Pro sowie Xbox One X hat man die Wahl zwischen Qualität (einer 1440p-Auflösung) sowie Performance (1080p), volle 4K werden auf Konsolen zumindest derzeit nicht angeboten. Durch die höhere Auflösung sieht die Kulisse auf den Premium-Systemen insgesamt besser aus und in 1080p werden Bildratenprobleme auf ein akzeptables Minimum reduziert. Doch spielt man mit der Option „Qualität“, muss man jederzeit damit rechnen, dass die Engine wieder Schwierigkeiten mit der Bildrate hat. Nicht in dem Maß wie auf den „kleinen“ Systemen, aber dennoch gelegentlich für einen kurzen Moment störend. Obwohl die Steuerung mit Kreismenü für die wichtigsten Funktionen zwischen den Missionen und einer allgemein guten Knopfbelegung in verschiedenen Varianten gelungen ist (man kann nicht selbstständig neu belegen), gibt es ein gravierendes

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Wirklich problemfrei läuft Inquisitor nur auf den Premium-Konsolen in 1080p-Auflösung. Vor allem die Standard-Systeme, aber auch gelegentlich die PS4 Pro sowie One X mit 1440p-Auflösung haben mit Grafik-Schluckauf zu kämpfen. © 4P/Screenshot

Manko, das auf den Standard-Systemen für ein Abrutschen der Wertung in den „Befriedigend“-Bereich sorgt und auch auf PS4 Pro und Xbox One beinahe dafür gesorgt hätte, den „Gut“-Stempel zu verlieren: Die Zielerfassung.

Zwar kann man im Rahmen der Zielaufschaltung komfortabel durch alle Angreifer in der Nähe wechseln, wobei im Zweifelsfall in der Sichtlinie befindliche Gegner die Projektile „abfangen“. Doch nutzt man diese Hilfe nicht und verlässt sich auf die Automatik, wirft einem Martyr immer wieder Knüppel zwischen die Beine. Statt den nächsten Gegner anzuvisieren, wenn man einen erledigt hat, wird beinahe willkürlich weitergeschaltet. Und hat man eine Kiste oder ein anderes Objekt in der Nähe, mit dem man interagieren kann, passiert es zu häufig, dass die Figur auf dieses Objekt losläuft und die Angriffe abbricht. Daran kann man sich zwar weitgehend gewöhnen, doch trotzdem passiert es über den gesamten Spielverlauf, dass man von Zeit zu Zeit von der nächsten Aktion negativ überrascht wird, da sie den Angriffsfluss unnötig unterbricht. Allerdings konnte mich keines dieser Mankos davon abhalten, trotz Kenntnis und technischer Überlegenheit der PC-Variante erneut zig Stunden in die Konsolenversionen zu investieren.