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Valve Index (Hardware) – Premium-VR Marke Valve

Endlich ist sie da: Valves ganz eigene Antwort auf die Frage nach einem guten VR-Headset: Mit einem Preis von 1079 Euro fürs Komplettpaket gehört die Valve Index bereits ins Premium-Segment für Enthusiasten. Im Test überprüfen wir, ob sie dieses Versprechen halten kann – und wie positiv sich Besonderheiten wie die Spezial-Linsen oder flüssige 144 Hertz aufs Abtauchen in virtuelle Welten auswirken.

© Valve / Valve

Ein Her(t)z für schnelle Kopfbewegungen!

Für ein angenehmes Spielerlebnis sorgen zudem die maximal auswählbaren 144 Hertz Bildwiederholrate; auch 90 – 120 lassen sich in Steams Optionen einstellen. So reagiert das Bild auch bei schnellsten Kopfbewegungen stets hochpräzise. Beim direkten Vergleich mit den nur 72 Hertz der Quest konnten wir zwar kaum spürbare Unterschiede feststellen – unterbewusst könnte die schnelle Aktualisierung aber das Wohlbefinden fördern und Übelkeitsgefühle vermeiden. Nach längeren Spielsessions fühlte ich mich mit Valves Hardware zumindest etwas frischer und entspannter als bei der Konkurrenz.

Zu einem kleinen psychologischen Vorteil werden auch die frei über den Ohren schwebenden Kopfhörer: Einfach Headset aufsetzen, Ohrhörer ein wenig zurecht drehen – und schon vergisst man, dass sie existieren. Zum Glück klingen sie nur leicht mittenlastiger als klassische gute Kopfhörer mit Ohrmuscheln. Satte Bässe, klare Höhen und ein verhältnismäßig ausgewogenes Klangbild liegen hier Welten vor den billigen „Soundschlitzen“ im Kopfband der Quest. Von den angeblichen Vorteilen bei der räumlichen Wahrnehmung habe ich bislang aber nichts bemerkt: Stattdessen kommt mir die Ortung mit guten In-Ear-Ohrstöpseln nach wie vor einen Deut präziser vor – wenn ich mich z.B. im verwunschenen Wald von Moss nach raschelnden oder plätschernden Soundquellen umdrehe.

Schwebender Sound

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Zeit für eine Demontage mit den (fast) eigenen Fingern! © 4P/Screenshot

Trotzdem sind die schwebenden Ohrhörer die insgesamt bisher coolste Soundlösung für VR: Ihr unkompliziertes Handling und das schnelle Aufsetzen sind nicht zu unterschätzende Vorteile. Nebenbei erwähnt sind sie auch meinen eigentlich empfindlichen Kollegen im gleichen Büro überhaupt nicht auf die Nerven gegangen. Seltsamerweise dringen die Klangwellen kaum zur Seite, so dass man ein paar Meter weiter kaum mit unnötigem Gequäke oder Geplärre leben muss – erstaunlich!

Ein angenehmes Detail ist auch das mit fünf Metern (plus einem Meter am „Breakaway Trident Connector“) erfreulich lange Verbindungskabel zum relativ freien Herumstromern auf Roomscale-Spielflächen. Statt einer umständlichen Verbindungsbox gibt es hier nur noch einen Stolperschutz und die drei Stecker (Netzteil, DisplayPort und USB3.0). Noch schöner wäre natürlich eine drahtlose Lösung wie bei der Vive (Pro) mit Wireless Adapter, aber vorerst muss man ohne sie leben. Zur Not darf man aber immerhin eine Stereo-Sicht der echten Umgebung aufrufen. Die Qualität der zwei Frontkameras dürfte für AR-Spielereien zu unscharf sein. Für einen kurzen Blick zu den Kollegen oder anderen Eindringlingen eignet sie sich aber allemal, da man so nicht extra das Headset absetzen muss. Auf Wunsch wird die Außenwelt transparent, hinter dem Schutzgitter des Spielfelds oder in farbiger schemenartiger Predator-Optik dargestellt – interessierte Aliens wird‘s freuen. Außerirdisch wirkt auch das frontale Einschub-Fach für Erweiterungen per USB 3.0: Damit sollen Hardware-Bastler ermutigt werden, Erweiterungen zu entwickeln. So sollen z.B. komplettes Hand-Tracking oder andere Spielereien möglich werden.

Üppige Anpassungsmöglichkeiten


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Schnick, schnack, schnuck! © 4P/Screenshot

Für eine bequeme Anpassung an den persönlichen Schädel sorgen ein mechanischer Einstellhebel für den Augenabstand und das leicht abnehmbare Gesichtspolster mit seinem extrem bequemem Schaumstoffmaterial. Der Stoff rundum am Bügel erzeugt ein anschmiegsames, luftiges Tragegefühl. Zudem lassen sich auch Neigungswinkel, Kopfband und der PSVR-ähnliche Drehknopf am Hinterkopf schön anpassen. Auf die Dauer hat die Vive Pro einen leichten Komfort-Vorteil, da ihre ausgewogene Gewichtsverteilung weniger frontlastig auffällt. Trotzdem fühlt man sich mit der Index auf dem Kopf nicht so stark nach vorne gezogen wie bei der schweren Oculus Quest mit ihrem eingebauten Computer, die nach einigen Stunden den Nacken strapaziert.