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Valentino Rossi The Game (Rennspiel) – Moto GP trifft Fahrerlegende

Was? Schon wieder ein neues Rennspiel von Milestone? Gefühlt schmeißen die Italiener mittlerweile jeden Monat irgendein mittelprächtiges Werk auf den Markt oder kündigen schon vorsorglich das nächste unvermeidliche Ergebnis ihrer Fließbandarbeit an. Jetzt kommt also Valentino Rossi: The Game, eigentlich der jüngste Ableger der Moto-GP,-Reihe, in dem der mehrfache Champion in den Mittelpunkt gerückt wird.

© Milestone /

Vertrautes Gefühl

Hinsichtlich der Fahrphysik bleibt alles beim Alten: Erneut hat man die Wahl zwischen drei Stufen und darf abseits der Profi-Einstellungen optional auf Hilfen wie gekoppelte oder automatische Bremsen sowie eine Lenkunterstützung zurückgreifen. Automatisches Ducken, die Einblendung der Ideallinie in Kurven oder über die gesamte Strecke und die Automatik-Schaltung lässt sich dagegen genauso für alle drei Stufen aktivieren wie die bewährte Rückspulfunktion, um Fehler rückgängig zu machen. Während die Standard-Einstellung stark in Richtung Arcade tendiert, hat man bei der Profi-Physik alle Hände voll zu tun, die Zweiräder halbwegs auf der Strecke zu halten. Die Steuerung ist hier extrem sensibel und erfordert spätestens in der Moto-GP-Klasse enorm viel Gefühl am Gaszug und bei der Lenkung. Die Einstellung Semi-Pro markiert den idealen Mittelweg zwischen beiden Extremen – hier fühlte ich mich am wohlsten und war auch konkurrenzfähig unterwegs.

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Mit einer Auswahl zwischen drei Stufen und zahlreichen Hilfen sollte bei der Fahrphysik für jeden etwas dabei sein. © 4P/Screenshot

In den Rennoptionen stehen neben Rennlänge, KI-Schwierigkeit und Wetter außerdem Reifenabnutzung, Schadensmodell und Strafsystem zur Wahl. Genau wie in Rennspielen wie Forza Motorsport lautet der Deal auch hier: Je weniger Hilfen man benutzt, desto höher fällt die Prämie an VR-Punkten aus, die man u.a. in das Freischalten der riesigen Auswahl an Ausrüstungsequipment investieren kann, das von Helmen über Handschuhe bis hin zu Stiefeln reicht. Der Fahrer-Editor ist aber einmal mehr kaum der Rede wert, denn bis auf die übliche Auswahl an Portraits, Anpassungen von Farben und Schriftarten auf dem Anzug wird nicht viel geboten.

Große Unterschiede beim Fahrgefühl sind mir im Vergleich zu Vorjahr nicht aufgefallen – was nicht unbedingt schlecht ist, denn zumindest die Motorräder fahren sich ganz ordentlich, was man von den Boliden auf vier Rädern nicht unbedingt behaupten kann. Hier fällt es mir trotz oder wegen Milstones WRC-DNA schwer, ein Gefühl für die Wagen zu entwickeln. Auch mit den zickigen Geländemotorrädern kam ich nicht auf Anhieb zurecht, doch nach einer kleinen Eingewöhnungszeit rutschte ich trotz der leicht schwammigen Steuerung halbwegs souverän durch die Kurven und lernte den angenehmen Kontrast zu den Asphalt-Rennen durchaus zu schätzen. Schön auch, dass man komplette Rennwochenenden inklusive Training und Qualifikationsläufen absolvieren und beim Setup wieder an den Bikes herumschrauben darf.  

Immer schön zusammen bleiben


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Die Ausflüge auf den Flat-Track mit Geländemotorrädern liefern einen angenehmen Kontrast zu den Asphaltpisten. © 4P/Screenshot

Seltsam erschien mir nur, dass ich mich vom letzten Startplatz überraschend schnell durch das Feld pflügen, mich danach an der Spitze aber trotzdem nur selten von den Verfolgern absetzen konnte. Was war da los? Der Verdacht auf ein kräftiges Gummiband lag nahe und wurde bestätigt, als ich ein Rennen zuerst am Limit fuhr und es nach dem Neustart bewusst langsamer angehen ließ. Ergebnis: Die KI war im zweiten Rennen trotz identischer Voraussetzungen (gleiche Strecke, gleiche Bedingungen, gleicher mittlerer Schwierigkeitsgrad) mal eben zwischen sechs und acht Sekunden pro Runde (!) langsamer unterwegs. Ein ähnliches Phänomen zeigte sich in anderen Rennen, in denen die KI-Biker plötzlich deutlich schneller unterwegs waren als bei ihren Quali-Zeiten, weil ich mein Tempo im Rennbetrieb ebenfalls erhöht hatte. Anders sieht es aus, wenn man den Schwierigkeitsgrad erhöht: Auf den beiden höchsten Stufen ist vom Gummiband nichts mehr zu spüren und die Konkurrenz gibt ordentlich Gas.

Nur bei Regen hat die KI offenkundig Probleme, denn selbst auf dem höchsten Schwierigkeitsgrad kriechen die übervorsichtigen Piloten im Schneckentempo über die nasse Strecke. Ich sehe bei dieser Stufe auf trockenen Pisten eigentlich kein Land, kann mich unter dieser Bedingungen aber selbst in der flotten sowie anspruchsvollen Moto GP innerhalb von drei Runden vom letzten Startplatz zum Sieg vorkämpfen und mich dabei sogar noch ordentlich von den Verfolgern absetzen. Verkehrte Welt! In niedrigeren Klassen fällt außerdem auf, dass sich die Auswirkungen der Nässe auf die Fahrphysik in Grenzen halten und kaum von den trockenen Bedingungen unterscheiden, was das Grip-Niveau angeht.      

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