Veröffentlicht inTests

Undercover – Operation Wintersonne (Adventure) – Undercover – Operation Wintersonne

Spätestens nach der Niederlage bei Stalingrad war der Zweite Weltkrieg für die Deutschen nicht mehr zu gewinnen. Den „Endsieg“ hätten allenfalls noch „Wunderwaffen“ bringen können, auf die die Naziführung vergeblich hoffte. In Undercover: Operation Wintersonne von Sproing Interactive geht es um eine Waffe, die den Alliierten ganz besonderes Kopfzerbrechen bereitete. Kann das Spionage-Abenteuer wie eine Bombe einschlagen oder wird es von seinen Mängeln entschärft?

© Sproing Interactive / dtp

Gespräche

Die Dialoge bei Undercover sind leider nicht sehr prickelnd, denn was ihr fragt, ist ohne Bedeutung. Die normalen Multiple Choice-Gespräche sind wenig ansprechend und dienen ohnehin nur der bloßen

Gequasselt wird viel unter den Agenten, aufschlussreich ist allerdings das Wenigste davon. 

 Informationsbeschaffung. Wollt ihr, dass euch ein Charakter einen Gegenstand überreicht, müsst ihr ihn schon ausquetschen. Ihr müsst allerdings schon alles fragen, um ein Ergebnis zu erzielen. Wer hier mehr über die anderen Charaktere erfahren will, hat schlechte Karten. Ein wenig spannender wird es immer dann, wenn eine Zwischensequenz in Spielgrafik weitere Details des Bombenprogramms verrät.

Immerhin sind alle Gespräche vertont, was recht beachtlich ist. Die deutsche Sprachausgabe wurde professionell aufgenommen, die ganz bekannten Stimmen sind aber nicht zu hören. Die Synchronsprecher schaffen es dennoch nicht, den farblosen Figuren mehr Leben einzuhauchen. Über das übliche Agentengequatsche hinaus, ist wenig geboten. Ein wenig spannender wird das zähe Zusammenspiel der Charaktere, als die umstrittene Spionin Anne auf den Plan tritt. Wenigstens ist nun ein Schüsschen Sex dabei…

Naziherrschaft light

Schauplätze wie Berlin oder Haigerloch sind authentisch wiedergegeben, auch wenn ihr bisweilen meinen könntet, dass Deutschland gar nicht von einem Terrorregime regiert wird.  Hakenkreuze wird der Geschichtsinteressierte vergeblich suchen, denn sie wurden aufgrund unserer Rechtslage durch ein schematisches eisernes Kreuz auf weiß-roter Flagge ersetzt. Das, was in amerikanischen Spielfilmen wie Indiana Jones gezeigt werden darf, muss hier leider draußen bleiben. Ein Bild Hitlers wurde z.B. zur Abbildung irgendeines Militärbonzen umgedeutet. Das sind Mankos, die man natürlich nicht den Entwicklern ankreiden kann.

Insgesamt wird der Schrecken allerdings auch erzählerisch nicht greifbar, da Ort und Zeit auswechselbar bleiben. Ob das Abenteuer nun in

Nazis mit gesetzlichem Weichspüler: Hakenkreuze konnten die Macher nicht darstellen, was unecht wirkt.

Tokio, Rom oder Moskau, im Ersten Weltkrieg, im Kalten Krieg oder im Iran unserer Tage spielt, ist letztlich völlig zweitrangig. Obwohl Wehrmachtssoldaten, Nazi-Schergen und SS-Offiziere vorkommen, dient das alles nur als bloße Staffage für die maue Agentenstory. Hier fühlt ihr euch also wirklich wie in einem billigen Abenteuerfilm.

Zweckgrafik

Die Grafik ist der für Point&Click typische Mix aus 2D-Hintergründen und davor agierenden 3D-Figuren, ohne allerdings große Highlights zu setzen. Im Gegensatz zu Sokals prächtigen Adventures ist die Darstellung ganz und gar unkünstlerisch und dient allein dem Zeck, die Objekte und Akteure abzubilden. Sogar die Prachtbauten in Berlin oder die Idylle in der deutschen Provinz sind bemerkenswert unspektakulär geraten. Daran ändern auch gelegentlich Effekte wie Schatten nichts. Immerhin trifft das Spiel den Stil der 40er-Jahre ganz gut, wenn man von Annes allzu männlichem Auftreten mal absieht. Sie wäre der Gestapo sicher aufgefallen in einem Staat, der Doktrin ausgab, dass die Frauen an den Herd gehörten.

Die Zwischensequenzen sind selten. Nicht jede gelungene Aktion wird von einer Filmsequenz gekrönt, wie das bei Tunguska der Fall war. Die Nahaufnahmen sind zudem nicht sonderlich gelungen, was an den Animationen der Akteure liegt. Aus der Nähe betrachtet machen die 3D-Charaktere nicht immer eine gute Figur, da sie unförmige Hände haben und sich eckig bewegen.