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Vor Beginn einer Mission wählt man den Typ und die Startplätze seiner Truppen. |
Keine Kasernen, kein Holz, kein Stein: Under Siege verzichtet komplett auf den Basisbau oder Rohstoffe und konzentriert sich ähnlich wie der Klassiker Myth auf das reine Management der Truppen. In die eigenen Recken kann man im Laufe der Kampagne also sein Herzblut und sein Geld investieren. Entweder kauft man sich bei Verlusten frische, aber unerfahrene Kräfte hinzu oder man steigert die Werte der überlebenden Veteranen – gerade Letzteres sorgt für Motivation, wenn Krieger nicht nur Feinde provozieren, sondern nach einem Aufstieg auch effizienter attackieren können. Die Story wird in statischen Comicszenen präsentiert.
Wer seine Leute verheizt, wird nicht mal das erste Kapitel überstehen und muss vielleicht von vorne beginnen, denn man kann alte Schlachten nicht nochmal schlagen. Nur wer von Anfang auf seine Leute aufpasst, was angesichts des Schwierigkeitsgrades eine schweißtreibende Sisyphosarbeit ist, wird mit der Zeit immer stärkere Gefolgsleute rekrutieren können. Es gibt typische Klassen wie Krieger, Bogenschützen, Schamanen oder Magier, aber für Fantasy auch ungewöhnlichere wie den schweren Kanonier oder watschelnde Bombenfrösche. Hinzu kommen pro Typ bis zu zwei, mitunter angenehm untypische Spezialfähigkeiten, die man auf Knopfdruck aktiviert – hier heilen z.B. die Schützen oder gar Bomben in einem bestimmten Radius. Obwohl man insg. nur neun Truppentypen unter seine Fittiche bekommt, sind diese gut ausgewählt, da man sie alle kombinieren und ihre Sonderaktionen vom Feuerpfeil bis zur Verlangsamung immer gebrauchen kann.
Komfortable Steuerung, schwache Story
Auch hinsichtlich der Steuerung haben die Seed Studios gute Arbeitet geleistet – das Gamepad wird optimal genutzt. Man kann seine Truppen, die meist in Dreiergruppen oder als mächtige Kreaturen auch mal solo auftreten, sehr komfortabel auswählen und bewegen: Die Lassomethode wird über einen Kreis simuliert, der sich bei Knopfdruck immer weiter ausdehnt und fast alle Krieger auf einem Bildschirm umfassen kann – ideal für eine große gemischte Gruppe. Innerhalb dieser orientieren sich bei einem Gefecht automatisch die Fernkämpfer nach hinten; sehr schön.
Die nordisch angehauchte Story um eine Rebellion und den tapferen Widerstand wird ähnlich erzählt wie in Fire Emblem: Zwischen den Aufträgen erscheinen Comicfiguren, die ohne Sprachausgabe miteinander reden und die Lage sondieren, es gibt im Laufe der fünf Kapitel auch einige Wendungen. Die Geschichte kann allerdings nicht an die epische Sogkraft anknüpfen, den die oben erwähnte Reihe mit ihren Konflikten zwischen den Völkern und all den Intrigen entfaltet. Hier wird alles etwas biederer, etwas weniger stimmungsvoll erzählt, so dass man schon nach wenigen Kapiteln kaum mitfiebert und die Helden schnell vergisst. Obwohl das Figurendesign durchaus seine Reize hat, will die Mischung aus klassischer Fantasy und Steampunk mit Roboterwesen nicht so ganz aufgehen. Die Musik plätschert zudem eher belanglos als episch im Hintergrund. Aber all das wäre für ein Strategiespiel noch kein Beinbruch.