Veröffentlicht inTests

UFC Undisputed 2009 (Sport) – UFC Undisputed 2009

Der virtuelle Kampfsport wird dominiert vom Arcade-Prügler. Von Dead or Alive über Tekken und Soul Calibur bis hin zu Virtua Fighter reicht das Programm. Und auch wenn Letzteres mit leichten Simulationselementen auftrumpft, fehlt sie seit Fight Night Round 3: Die realistische Umsetzung von Kampfkunst. Doch mit UFC 2009 Undisputed schickt THQ einen viel versprechenden Vertreter in den Ring, der beweisen muss, dass die letzten Vorschuss-Lorbeeren gerechtfertigt waren.

© Yuke's / THQ

Auch der andere Solo-Modus kann nur kurzzeitig gefallen, ist aber vor allem UFC-Neulingen ans Herz zu legen: Bei den „Klassischen Matches“ bekommt man mit teils umfangreichen Videos aus den UFC-Archiven einen guten Eindruck vom echten Spektakel, bevor man selbst in den Ring steigt und versucht, in derselben Runde wie der Originalfight das identische Ergebnis zu erzielen; also z.B. in der zweiten Runde eine Aufgabe durch einen „Armbar“ zu erzwingen oder aber in der dritten Runde den Sieg per TKO einzufahren.

Der vielfältige Bodenkampf spielt eine große Rolle in den UFC-Auseinandersetzungen.

Das ist so lange interessant, bis man die erste der vollmundig versprochenen „Belohnungen“ einfährt, die nur aus einem kurzen Videoschnipsel des Originalkampfes besteht. Nett, aber nicht mehr und für die Langzeitmotivation eher unerheblich.

Für Gourmets

Ähnlich gelungen wie die Kontrollmechaniken präsentiert sich auch die technische Seite von Undisputed. Vor allem die Darstellung der Athleten kann sich sehen lassen: Die virtuellen Modelle von z.B. Brock Lesnar (kennen einige vielleicht noch aus WWE-Zeiten), Rich Franklin, Frank Mir, dem Ultimate Fighter-Sieger Michael Bisping, Georges St. Pierre und wie sie alle heißen, wurden ihren realen Vorbildern wie aus dem Gesicht gemeißelt. Der Wiedererkennungswert ist enorm hoch und hört erst bei den akkurat nachgebildeten Verhaltensweisen bei der von Octagon-Sprecher Bruce Buffer durchgeführten Vorstellung der Kämpfer sowie ihren Siegesgesten auf.

Auch die reichhaltige Move-Bibliothek wird zu einem enorm großen Teil sauber und geschmeidig animiert abgespult, wobei es von Zeit zu Zeit bei den Übergängen von unterschiedlichen Bewegungsabläufen oder Unterbrechungen der selben zu minimalen Störungen kommt, die man allerdings auch nur dann sieht, wenn man genau hinschaut. Zudem ist das Ausweichen eher unsauber und schwammig.

Doch spätestens wenn im Bodenkampf ein Konter den nächsten jagt und die Athleten flüssig wie Butter in der Sonne von einer Position in die andere wechseln, wird klar, dass das verantwortliche Team von Yukes Osaka (nicht zu verwechseln mit dem Smackdown-Team von Yukes Yokohama)  mit der von Grund auf neu entwickelten Engine einen wahrlich imposanten Grundstein für die Wiederbelebung der lange Jahre brach liegenden und vorher zwar ambitioniert, aber erfolglos umgesetzten UFC-Lizenz gelegt hat.

UFC 2009 Undisputed bietet eines der realistischsten und abwechslungsreichsten Kampfsport-Erlebnisse der letzten Jahre.

Von einer wächsernen Erscheinung der Athleten ist weit und breit nichts zu sehen, die Figuren reagieren bis auf sehr wenige Ausnahmen glaub- und vor allem sehr schmerzhaft auf das Aufeinandertreffen von Armen und Beinen auf Kopf und Körper. Und man hat beinahe schon das Gefühl, dass man die mit Testosteron und Adrenalin gefüllten Körper riechen kann, so überzeugend perlt der Schweiß von Gesicht, Rücken und Armen.

Für Nörgler, Teil 2

Doch auch, wenn der grafische Gesamteindruck insgesamt ein sehr guter ist: Für die nächste Ausgabe haben Yukes und THQ noch einiges zu tun. Nehmen wir z.B. die Wiederholungen. Bereits in der letzten Vorschau musste ich anmerken, dass in den Replays ein Schlag, der den Gegner auf die Matte geschickt oder vielleicht sogar KO geschlagen hat, deutlich nicht getroffen hat. Dieses Phänomen wurde zwar in der Zwischenzeit reduziert, tritt aber immer noch auf und sorgt jedes Mal für deutliche Abzüge in der B-Note. Die Dramatik oder Dynamik des Kampfes an sich werden dadurch nicht beeinflusst, doch die Nachhaltigkeit leidet.

Überhaupt lässt sich beim gesamten Drumherum noch einiges machen. Der gerade mal drei Ringrichter ist man irgendwann ebenso überdrüssig wie der Hand voll Arenen, die sich zudem nur bei genauem Hinsehen unterscheiden oder ewig gleich aussehen – selbst das realistische Boob-Bouncing der mit Standard-Körbchengröße versehenen Octagon Girls ist immer dasselbe.
Und wenn man schon dabei ist, die Atmosphäre und Darstellung noch stärker an die UFC-Fernsehproduktionen anzulehnen, könnte man bitte schön vernünftige Einmärsche einbauen – zumindest optional. Wer einmal auf einem Live-Event war, und mitbekommen hat, wie die Kämpfer sich ihren Weg durch die anfeuernde oder buhende Masse bahnen, denkt zwangsläufig mit Gänsehaut daran zurück. Und diese Gänsehaut könnte sich auch in der virtuellen Form einstellen und schließlich für ein runderes Präsentations-Erlebnis sorgen.

So ein Wirkungstreffer kann in Undisputed sehr schnell zum K.O. führen.

Auch die KI hat noch das eine oder andere Defizit zu bekämpfen. Von Zeit zu Zeit findet man eine Kombo, bei der sich die CPU-Gegner ungeachtet der Auswahl der fünf zur Verfügung stehenden Schwierigkeitsgrade entweder gar nicht oder nur zu behäbig wehren.

Ebenfalls in die Kategorie „Wäre schön wenn…“ fällt das Einfügen eines optionalen wie aktiv steuerbaren Cutmans, den ich zwar in Fight Night Round 3 auch irgendwann ignoriert habe, der aber hier ebenfalls eine Daseinsberechtigung hätte, weil er ein essenzieller Bestandteil des UFC-Zirkus ist.

Wenig zu meckern hingegen gibt es bei der akustischen Umsetzung. Angefangen von brachialer Gitarrenmusik in den Menüs bis hin zu knackigen Geräuschen, wenn Körperteile schmerzhaft aufeinanderprallen hinterlässt Undisputed in dieser Hinsicht einen runden Eindruck. Selbst die Kommentare vor und während der Kämpfe, die von den originalen Kommentatoren eingesprochen wurden, werden trotz zwangsläufig zu erwartender Wiederholungen nur selten langweilig – der Enthusiasmus, mit dem die beiden hier zu Werke gehen, zieht einen unweigerlich immer tiefer in den UFC-Strudel. Zumal es immer wieder Momente gibt, in denen sie sich nicht nur auf die pure Berichterstattung des Kampfes konzentrieren, sondern die eine oder andere Anekdote bzw. Vorgeschichte der Octagon-Athleten preisgeben.