„Spacist! Chairist! Racist!“ – diese Worte fallen auf dem Weg durch die Schließmuskel von Fleischland (die übrigens mit Nippeln geöffnet werden) im Sekundentakt. „Warum stapelst du Boxen? Wo ich herkomme ist sowas rassistisch!“, ätzt ein Standard-Scherge, als ich versuche, eine Leiter aus Kisten zu bauen. „Wieso schleimst du dich jetzt ausgerechnet beim Chairopean ein, Trover?“, bohrt kurze Zeit später unser Boss nach. Gute Frage. Schließlich ist gerade herausgekommen, dass mein geschätzter Partner gestern noch hemmungslos Sprüche über meinen Mangel an Mobilität geklopft hat. Das scheint eben so üblich zu sein bei seinem sportlichen Volk der Augenhöhlenmonster. Ich als Chairopean bin dagegen an den Weltraumrollstuhl gefesselt, während Trover vor meinen Augen durch das Action-Adventure hüpft und Gegner aufmischt.
Auch abseits von Aufreger-Themen ist die Fluchrate exorbitant: „F-Worte“ habe ich irgendwann nicht mehr mitgezählt, weil ich sonst schnell im vierstelligen Bereich gelandet wäre. Es gibt sogar die Möglichkeit, eine zensierte Fassung zu starten, die aber um ein Vielfaches weniger lustig ausfallen dürfte. Fans von Rick and Morty dürften in etwa einschätzen können, auf welche Art von Humor sie sich einlassen. Grafisch protzen die glatten Oberflächen, Figuren und Hintergründe nicht gerade mit Details, trotzdem ist der Ekelfaktor gar nicht so niedrig – z.B. wenn Fiesling Glorkon seine sexuellen Vorlieben in minutiösen Details schildert. Noch unbehaglicher ist natürlich der Umstand, dass er in seinem Wahn das komplette Universum auslöschen könnte.
Zu viel Information!
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An Orten wie der grünen Shleemy World oder der obligatorischen Industriezone gibt es einen angemessen bizarren experimentellen Electro-Soundtrack zu hören. © 4P/Screenshot
Außerdem baut er dadurch eine telepathische Verbindung zu mir auf, mit der ich ihn durch die Levels steuere. Meine Rolle erinnert an die Beobachter aus Moss oder Ghost Giant. Auf meinem schwebenden Hightech-Stuhl kann ich nur ruckartig von Warp-Knoten zu Warp-Knoten zischen. Oder ich „schwuppse“ für einen besseren Überblick in drei Stufen in die Höhe. Ein sehr komfortables, übelkeitsarmes System, das mich als Spieler zudem schön ins Geschehen einbindet. Von dort aus steuere ich Trover mit dem Analogstick und den Knöpfen meines galaktischen Controllers, damit er mit seinem Lichtschwert auf allerlei grantige Gegner eindrischt.
Spielerisch leichte Kost
Schade, dass sich seine einfachen Attacken und Kombos im Laufe des Spiels nur leicht aufrüsten lassen, z.B. mit einer Ausweichrolle. Ab und zu wird es auch nützlich, mit Hilfe der Telekinese ein paar fallen gelassene Waffen in die Gegnermeute zu schleudern. Allgemein wagen es die Entwickler nicht, dem Spieler komplexe Mechaniken zuzumuten: Ein paar Kisten-Puzzles hier, ein kleines Suchspiel mit Alien-Säuglingen dort – alles in allem durchaus unterhaltsam, aber nicht gerade übermäßig anspruchsvoll. Boxen werden direkt mit der präzisen Blick-Steuerung in Position gebracht. So gelangt man meist schnell zu sich streitenden Gegnern auf Burgzinnen oder platziert Findlinge in ein paar Wandnischen, damit Trover sie als Plattformen benutzen kann. Leider fühlt sich die Sprungsteuerung einen Deut weniger griffig präzise an als bei Astro Bot Rescue Mission oder Lucky’s Tale, so dass man hier leichter mal vom Rand einer Plattform glitscht.
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Ein hundsgemeiner Kerl, dieser Glorkon! © 4P/Screenshot