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Trauma Center: New Blood (Simulation) – Trauma Center: New Blood

Dr. Kautz in den OP, bitte! Wenn schon eine medizinische Zocker-Koryphäe in der Redaktion sitzt, sollte man sich nicht zu eitel sein, sie bei einer Notsituation um Hilfe zu bitten. Vor allem nicht, wenn gerade der zehnte Patient unterm eigenen Skalpell den Löffel abgegeben hat. Trauma Center: New Blood ist nichts für schwache Nerven. Falls ihr eine niedrige Akzeptanzschwelle gegenüber frustig schweren Spielen besitzt, solltet ihr lieber die Finger von Pinzette und Tupfer lassen. Oder ihr ruft einen fähigen Freund zur Hilfe, denn neuerdings dürft ihr zu zweit im Patienten herumstochern. Vorhang auf für die zweite Wii-Ausgabe von Atlus‘ Abenteuer im OP!

© Atlus / Nintendo

Insert Coin!

Dank der magenfreundlichen Darstellung fühlt ihr euch aber eher wie in der Spielhalle statt wie in einem Splatterfilm. Statt euch wie in einem Nachrichtenbeitrag über die Gesundheitsreform minutenlange Großaufnamen von Nadeleinstichen anzuschauen, seht ihr nur, wie das obere Teil der Spritze sich aufzieht und entlädt. Alles blitzt, blinkt und klingelt wie bei einem Spielautomaten. Passend dazu könnt ihr mit schnellen Aktionen in Folge Kombos aufbauen und eure Bestleistungen in eine Online-Rangliste hochladen. Das komplette Spiel wirkt insgesamt harmloser als eine Brustvergrößerungs-Reality-Soap im Nachmittagsprogramm. Euer Patient besteht aus transparenten Organen und sogar Blut und Tumore sorgen nicht dafür, dass ihr euer Frühstück ein zweites mal zu Gesicht bekommt.

Auch Robocop schaut für eine OP an seiner elektronischen Bauchspeicheldrüse vorbei.

Falls euch trotzdem die Galle hochkommt, liegt das am arg unausgewogenen Schwierigkeitsgrad. Macht euch darauf gefasst, manche Operationen beinah auswendig zu lernen, bevor ihr sie meistert. Kurz danach schläft euch bei einem kinderleichten Standard-Eingriff fast das Gesicht ein. In der Realität kann euch als Arzt zwar Ähnliches passieren, doch in der Welt der Videospiele sieht gutes Balancing anders aus. Auch die einzelnen Aktionen unterscheiden sichn in punkto Schwierigkeit erstaunlich stark. Beim Skalpellschnitt würdet ihr auch mit 2,0 Promille und verbundenen Augen noch die höchste Bewertung einsacken. Für die Wiederbelebung mittels Defibrilator benötigt ihr dagegen teuflisch genaues Timing. Neben konventioneller Operationen erwartet euch übrigens auch das Bekämpfen einer unerforschten Krankheit und übersinnliche Special-Moves, bei denen ihr z.B. ohne Vorlage  einen Stern auf die Mattscheibe zeichnet. Das Tutorial wird, wie in einem Manga üblich, mit viel Tamtam in Szene gesetzt. Ihr übt die Szene mit dem mürrisch und voller Selbstzweifel vor sich hinbrummenden Dr. Vaughn, bis er schließlich siegreich aus dem inneren Kampf hervorgeht und ihr im Hintergrund Schwertstreiche von legendären Samurai-Kriegern hören könnt.

Dynamisches Duo

Der grandiose Koop-Modus war zweifellos die beste Idee der Entwickler. Zu zweit macht es buchstäblich doppelt so viel Spaß, sich durch die wartenden Patienten zu schneiden, tupfen und nähen. Bei der Ausgestaltung eurer ärztlichen Kooperation lassen euch die Entwickler freie Hand. Ihr fuhrwerkt wie im Einzelspieler-Modus mit dem Cursor am Patienten herum, diesmal allerdings mit zwei Lichtpunkten. Ob ihr Einschnitte vornehmt oder derjenige seid, der für Tupfer, Zange und Bettpfanne sorgt, liegt ganz bei euch.