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TPCast (Hardware) – Kabellose Zukunft der Virtuellen Realität?

Endlich wird VR kabellos: Mit der frisch veröffentlichten Hardware-Erweiterung TPCast können Besitzer der HTC Vive frei übers Spielfeld spazieren, ohne sich wie ein angeleinter Hund zu fühlen. Ein ganz eigenes, freies Spielgefühl – das allerdings auch Schattenseiten besitzt. Wir haben uns das Kästchen für den Test auf den Kopf geschnallt, das Ende des Jahres übrigens auch für Oculus Rift erscheinen soll.

© Beijing TPCast Technologies Limited Company / Beijing TPCast Technologies Limited Company

Die Macht des Unterbewusstseins

Es gibt allerdings ein paar Faktoren, welche das kabellose Spiel mit TPCast auf Dauer weniger komfortabel machen: So erhitzt sich z.B. die Empfänger-Einheit. Nach etwa einer Viertelstunde wird es bereits ein wenig wärmer unter dem Kopfband und nach einer Dreiviertelstunde erinnerte das Gefühl bereits an ein aufgeheiztes Smartphone, auf dem man ähnlich lange ein grafisch aufwändiges Spiel gezockt hat. Man verbrennt sich noch nicht, unangenehm wird es aber trotzdem, so dass ich spätestens nach 45 Minuten eine Pause einlegte. Wer anders als ich keine Glatze hat, bemerkt den Effekt natürlich nicht so intensiv – ich habe meist zur Abschwächung irgendwann ein zusammengefaltetes Tuch zwischen Empfänger-Kästchen und Kopfband gesteckt. Auch der Akku in der Hosentasche erwärmt sich auf Dauer ziemlich stark – oder besser gesagt nicht der Akku selbst, sondern das schmale Adapterkästchen, an das man die Power-Bank mit zwei USB-Anschlüssen stöpselt.

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Die Power-Bank und ihr Adapter im Fokus. © 4P/Screenshot

Ein weiterer Störfaktor ist psychologischer Natur: Laut momentanem Stand der Forschung geht man offenbar davon aus, dass die verwendete 60Ghz-Frequenz des Signals trotz hoher Datenrate (bei TPCast bis zu 2K) nicht die Gesundheit gefährdet, weil sie Haut und Knochen nicht durchdringen können soll. Auch der Hersteller bestätigte uns auf Nachfrage, dass sie harmlos sei. Die Hardware wurde passend dazu auch von den entsprechenden US- und EU-Behörden und vom TÜV Rheinland vorm Verkauf überprüft. Die Geräte geben beim Betrieb allerdings leise Piepstöne von sich. Wenn man die Hand nah vor das Sendekästchen hält, fühlt man sogar ein leichtes Kribbeln auf der Haut. Unterbewusst bleibt also ein leicht mulmiges Gefühl, weil man ständig daran erinnert wird, in einem massiven Datenstrom zu stehen und direkt über dem Gehirn eine Empfänger zu tragen. Auch meine Kollegen waren erstaunlich skeptisch, wenn ich ihnen anbot, TPCast auszuprobieren. Die üppige Akkuleistung reicht für mehrere Stunden (offiziell bis zu fünf). Man sollte allerdings nicht vergessen, die Power-Bank über Nacht ans Ladegerät oder einen USB-3.0-Port zu hängen, da die Ladezeit bei 2 Ampere bis zu zehn Stunden hinziehen kann. Oder man besorgt sich einfach einen Ersatz-Akku für den schnellen Wechsel.

Die Konkurrenz schläft nicht

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Man muss aufpassen, sich nicht zu verbrennen: Das rät zumindest die etwas ungünstig übersetzte Anleitung. Beim Hersteller scheint also durchaus ein Bewusstsein dafür zu bestehen, dass sich die Hardware auf Dauer unangenehm aufwärmt. © 4P/Screenshot

Auch diverse Konkurrenzunternehmen arbeiten momentan an Drahtlos-Lösungen für bislang stationäre VR-Headsets. Das prominenteste und am weitesten fortgeschrittene dürfte „DisplayLink XR“ sein, welches das Gewicht seines Transmitters noch etwas weiter hinten am Kopf platziert – zudem befindet sich hier der Akku bereits im gleichen Kästchen statt in der Hosentasche. Im Gegensatz zu TPCast kommt kein WirelessHD, sondern den WiGig-Übertagungsstandard zum Einsatz. Damit soll auch duales 4k bei 120 Hertz möglich werden. Ähnlich wie bei der Konkurrenz dürfe allerdings nichts zwischen die Sichtlinie der Transmitter kommen. Wir hatten beim Betrieb von TPCast übrigens noch keine Probleme damit, dass Arme oder durchs Büro gehende Kollegen im Weg waren.