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Tony Hawk’s American Wasteland (Sport) – Tony Hawk’s American Wasteland

Die Tony Hawk-Serie ist Spielegeschichte: Neversofts mittlerweile sechs Jahre alte Reihe hat nicht nur das Videospiele-Skateboarden revolutioniert, sondern auch die echten Bretter wieder modern gemacht. Nach vielen Höhen (Teil zwei und vier) sowie einigen Tiefen (die Underground-Spiele) findet die Reihe mit »American Wasteland« zu alter Stärke zurück – auch auf dem reichlich spät versorgten PC!

© Neversoft / Activision

Zwei Games zum Preis von einem

Langlebige Serien haben immer das Problem der zweigeteilten Erwartungshaltung: Auf der einen Seite sind da die Fans, die ihr Spiel lieben und für umwälzende Veränderungen nicht zu haben sind. Auf der anderen Seite sind da die Neugierigen, die sich fragen, wieso nicht mal etwas Neues versucht wird und immer wieder dasselbe Spielprinzip vielleicht mit neuer Grafik oder ein paar dazugewonnenen Features wiedergekäut wird. Tony Hawk’s American Wasteland ist mittlerweile der siebte Spross mit dem Birdman auf dem Cover – obwohl die

BMX ahoi: Das Bike steuert sich ganz anders als die Boards.

»offizielle« Wählweise mit dem vierten Teil eingestellt wurde. Was kann dieses Spiel, was andere nicht können – speziell seine Vorgänger? Bringt der Verzicht auf die Nummer oder den »Underground«-Zusatz etwas Neues, oder birgt das Paket Vertrautes in frischer Hülle?

American Wasteland ist in erster Linie ein Schmelztiegel aller bisherigen Tony Hawk-Games: Es vereint die früheren Teile wie gewohnt im »Klassik-Modus«, bietet die ausufernden Personalisierungsmöglichkeiten und den Story-Modus der Underground-Reihe sowie die perfekte Steuerung, die die Serie so populär gemacht hat. »Ja, super – und das ist alles?« höre ich die abwinkenden Nörgler schon rufen. Nein, ist es nicht. Zusätzlich zum Best-Of gibt es eine gigantische Stadt zum Beskaten, viele neue Tricks – und BMX Bikes! Damit baut Tony Hawk eine Brücke zur Mat Hoffman’s Pro BMX-Serie, denn die zugrunde liegende Physikengine entstammt dem BMX-Spiel. Somit habt ihr gewissermaßen gleich zwei Funsportgames zum Preis von einem – das ist doch was!

Eine kurze Geschichte des Skatens

Dreh- und Angelpunkt des amerikanischen Ödlandes ist der Storymodus. Dort entscheidet ihr euch für eines von fünf Landeiern, welches nach Los Angeles kommt, um eine Skate-Legende zu werden. Kaum dort angekommen, werdet ihr von einer Pöblerbande ausgeraubt und landet unsanft auf der Straße. Hilfe gibt es nur von der Punkerin Mindy, die euch unter ihre Fittiche nimmt und in die nächstgelegenen Shops schickt, wo ihr euch einkleidet sowie einen stadtgerechten Haarschnitt zulegt. Sitzt das Outfit, geht es ins Tutorial. Hier bekommt ihr nicht nur die grundlegenden Bewegungen wie Manual oder Reverts beigebracht (diese Übungen müssen sich auch erfahrene Spieler antun, selbst auf dem höchsten Schwierigkeitsgrad), sondern auch die neuen Manöver wie Bert Slide oder Natas Spin sowie das Radeln mit dem BMX-Bike. Anfangs habt ihr so gut wie gar nichts drauf: erst nach und nach eignet ihr euch benötigte Skills an, um die wirklich heißen Tricks zu zünden. Wie in den vorherigen Teilen gibt es im Pausenmenü eine Auflistung der Dinge die ihr tun müsst, um verbesserte Skater-Werte zu erlangen. Außerdem steht dieses mal auch das Geldverdienen auf dem Tagesplan, schließlich wollt ihr euch doch neue Decks, Klamotten oder Frisuren kaufen, oder?

In speziellen Shops könnt ihr euren Skater optisch aufmöbeln.

Die Story wird nicht nur in Echtzeit-Zwischensequenzen präsentiert, sondern hat dieses mal auch tatsächlich Substanz, ist witzig, bringt skurrile Figuren ins Bild und alberne Dialoge ins Ohr, die voller guter Anspielungen (u.a. ein unbeliebter Hollywood-Star namens »Ben Whofleck«) stecken. Im Laufe eurer Skater-Karriere bekommt ihr jede Menge Aufträge von herumstehenden Personen, die euch u.a. mit einem Hund Gassi laufen, Skate-Duelle gewinnen oder Tricks auf Zuruf zünden lassen. Zusätzlich gibt es zur Aufmöbelung eurer Werte noch Sponsoren-Challenges an den lokalen Skate-Shops – jeden Tag eine neue, was dank des beschleunigten Echtzeit-Tagesverlaufs wörtlich zu nehmen ist. Ein am oberen Bildschirmrand befindlicher Kompass weist euch zuverlässig den Weg zum nächsten Ziel, Shop oder Auftraggeber. Leider hat der Story-Modus zwei Nachteile: Erstens ist er sehr leicht. Trotz dreier Schwierigkeitsgrade bekommt ihr die meisten Aufgaben ausführlich vorgekaut und werdet zumeist auch noch direkt vor dem Aufgabenpunkt abgesetzt. Das führt direkt zu Nachteil zwei: Die Story ist ohne große Mühen in weniger als acht Stunden vorbei. Kein echter Nachteil, aber doof ist außerdem, dass ihr euren Story-Skater in keinem anderen Modus verwenden dürft – ärgerlich, wenn ihr ihn mühsam trainiert habt, aber er nach der Geschichte zu nichts mehr zu gebrauchen ist. Umgekehrt ist es übrigens genauso: selbst gebastelte Protagonisten bekommt ihr nicht in der Story unter. Denn wie mittlerweile gewohnt, dürft ihr euch ein rasendes Ebenbild aus etlichen Einzelteilen selbst erschaffen. Außerdem könnt ihr eigene Tricks, Grafiken für die Decks und ganze Levels inkl. Aufgaben basteln. Wie gewohnt gibt es außerdem tonnenweise Bonus-Skater und einige witzige Videos freizuspielen.