Wie soll ich mich bloß motivieren? Meine „Ich trink mir RIDE mit viel Astra schön“-Strategie des letzten Jahres hat mir allerhöchstens Kopfschmerzen beschert. Dabei ist es doch ganz einfach: Die Tony Hawk-Serie ist tot! Basta! Shred ist kein Skateboard-Spiel. Vor mir liegt ein weiteres Fitness-Board – die Software ist ein etwas schöneres Wii Skate Fit. Mit Jogginghose, Sneakers und das Handtuch in Reichweite habe ich während der zehn Stunden vor allen Dingen eines: Kalorien verbrannt. Und es hat mir mehr Spaß bereitet als im November-Regen joggen zu gehen. So viel zum Positiven.
Knapp über Augenkrebs-Niveau
Visuell bestätigt Shred jegliche Befürchtungen: Schnell zusammen geschusterte Level-Schläuche mit dem Verzicht auf detaillierte Texturen und ausgearbeitete Umgebungen – dafür aber ein Comic-Shader, der das Grauen mit knallbunten Farben übertüncht. Was frisch wirken soll, ist im Grunde genommen ein aufgeblähter Hefeteig mit viel Sahne drauf, die vom fehlenden Inhalt ablenken soll. Hinzu gesellen sich an jeder zweiten Ecke Clipping-Fehler, fast schon lustige und skurrile Flugkurven, wenn die Zuordnung vom Skater zu den Objekten fehlerhaft berechnet wird; Pop-Ups, die auch mal wenige Meter vor dem Brett das halbe Level herbeizaubern und fast schon deutsche Simulations-Allüren, wenn mein Snowboarder in den Alpen durch den Levelboden stürzt. Na, das nenne ich mal Air-Time!
Die alte neue Art des Skatens
Neben den drei bekannten Modi (Hardcore – direkte Übersetzung, Erfahren – leichte Bahnlenkung, Casual – „Railshooter-Skaten“) haben die Entwickler Robomodo eine Casual Plus-Steuerung integriert, deren dünner Fahrstreifen bewirkt, dass ich zwar Grinds, Punkteboni oder Zeitringe verpassen kann, aber nicht wie
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Was auf dem Screenshot noch ganz hübsch wirkt, wird im Spiel aufgrund der Texturenschwäche zu einem hässlichen Entlein. |
besoffen durch die Gegend eiere. Da der Controller nach wie vor an einem schwerwiegenden Konstruktionsfehler leidet, hat sich an der Steuerung im Hardcore-Modus nichts geändert: Nach wie vor führt der kantige Übergang von der planen Fläche zu den seitlichen schrägen Flächen dazu, dass sanfte Richtungsänderungsversuche entweder in der Hauswand enden oder man das komplette Obstacle verpasst. Nach wie vor fühlt sich das weit entfernt von dem an, was jeder Brettsportler von seinen Gummis in den Trucks kennt. Zumindest hat man dem Skateboard einen transparenten Pfeil vor die Nose gespannt, was durchaus als positive Steuerungshilfe verbucht werden kann. Im Übrigen kann man auch jederzeit zwischen den Schwierigkeitsstufen hin- und herschalten.
Zu den Neuerungen gesellt sich auch eine HUD-Anzeige, die Gewichtsverlagerungen und das Aktivieren der vier Seitensensoren (Grabs) anzeigt. Immerhin konnte ich somit genau verfolgen, wie exakt das Board meine Bewegungen registriert, trotzdem hat die Software meine Verrenkungen oftmals nicht umgesetzt. Außerdem visualisiert das so genannte BSA sehr deutlich, dass der Controller nach Sessions mit 180-Grad-Tricks beim Level-Neustart die Drehung ignoriert und man quasi spiegelverkehrt fährt. Dafür musste ich im Erfahren-Modus verzückt feststellen, dass sich der Frust lediglich durch permanentes Fluchen Gehör verschafft, was wohl daran liegt, dass abrupte Gewichtsverlagerungen in eher moderate Richtungswechsel münden, man aber nicht wie bisher dazu geneigt ist, mit dem Plastikbrett das Sofa zu malträtieren. Aber mein innerer Motivationstrainer ermahnt mich erneut: Die „neue Art des Skatens“ ist tot! Es lebe das Fitness-Casual-Programm!