Lobgesang auf ein sterbendes Genre
Das klassische Beat-em-Up gehört eigentlich schon seit langer Zeit unter Artenschutz gestellt: Reinrassige Prügler wie Final Fight oder Streets of Rage, in denen von links nach rechts gescrollt und ohne Frage alles verkloppt wird, was wahnsinnig genug ist, sich dem Spieler in den Weg zu stellen, gibt es eigentlich kaum mehr – heutzutage muss alles ja eine Story, RPG-Elemente, Schleichmissionen und 3D-Schlagmichtotgrafik haben. Wo bleibt die Liebe zum Pixel? Spiele wie die Metal Slug-Serie sind die wenigen
Ausnahmen, an die sich Fans von Retro-Kloppereien krallen können. Und dann kommt Teenage Mutant Ninja Turtles (TMNT), von dem man als Offizielles-Spiel-zum-Film eigentlich nicht irre viel erwartet – und liefert prompt das, wonach man sich so vergebens sehnt!Pixel auf Pixel: Die GBA-Turtles präsentieren sich als Klopper alter Schule.
Keine Plattformen. Keine Puzzles. Keine Schleicherei. Stattdessen reines Kombo-Gedresche mit Kick, Punch, Wurf und Flugknie-Attacke (mit der man wunderbar von Gegner zu Gegner zischen kann) gegen tumbe, aber austeilfreudige Feinde, die nach ihrem Ableben Waffen, Lebensenergie oder etwas Geld hinterlassen. Damit kann man sich zwischen den Missionen mehr Leben, einen etwas stärkeren Panzer oder flottere Füße kaufen. Da der Turtles vier sind, könnt ihr auch, eine entsprechend gefüllte Anzeige vorausgesetzt, immer wieder eine »Bruderattacke« zünden: Ein vor der Mission gewählter Partner hopst ins Bild und teilt kräftig aus. »Das ist ja super!« höre ich da den Enthusiasten rufen »Den kann bestimmt auch mein Kumpel selbst steuern, stimmt’s?« – leider nicht. Kein Mehrspielermodus weit und breit.
Turtle Power!
TMNT folgt den ungeschriebenen Regeln für einen klassischen Sidescroller erstaunlich buchstabengetreu: Am Ende jeder der sieben langen Levels wartet ein knackeschwerer Endgegner, ein »Game Over« bedeutet tatsächlich das Ende des Spiels, gespeichert wird nur zwischen den Missionen. Und das System hat seine Tücken: Denn wie gesagt dürft ihr zwischen den Aufträgen fleißig shoppen und Minigames bewältigen, doch leider ist all das vergebliche Liebesmüh‘, solltet ihr im darauf folgenden Level draufgehen – dann könnt ihr nämlich alles nochmal von vorn machen. Das Kampfsystem ist gleichermaßen simpel wie fruchtbar: Standardmäßig
haut ihr mit einer Viererkombo die Gegner zu Klump, darüber hinaus könnt ihr Feinde in die Luft befördern, nach hinten treten oder euch mit einem Rundumkick etwas Luft verschaffen – all das fließend ineinander übergehend. Diverse Waffen, vom Schwert über die Eisenstange bis zum Ninjastern, erleichtern euch das Leben, außerdem dürft ihr Teile der Umgebung zu Verteidigung einsetzen – Steine, Mülleimer, Kisten oder explodierende Fässer verkürzen die feindliche Lebenserwartung auf ein Minimum.Du bist leider allein: Kein Mehrspielermodus weit und breit.
Was spielerisch schon so oldschool ist, darf technisch keine andere Melodie spielen: Die Soundfront kann sich mit druckvollen Songs und krachenden Effekten problemlos hören lassen! Und die Grafik? 2D-Pixelspaß noch und nöcher! Neben den detailfreudig animierten Schildkröten sehen auch die farbenfrohen Levels und Gegner zumindest in den Augen von Retro-Freunden toll aus, auch wenn nicht die schiere Pracht der Metal Slugs dieser Welt erreicht wird.