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TIS-100 (Logik & Kreativität) – Zeitreise für Programmierer

Minimalismus im Extrem: Auf einer schwarz/weißen Oberfläche erlebt man kein Abenteuer, löst keine Rätsel. Man programmiert die Lösung komplexer Aufgaben. Statt einer Erfolgsmeldung folgt eine Statistik über den Rechenaufwand des fertig geschriebenen Programms. TIS-100 fordert die grauen Zellen. TIS-100 ist Arbeit. Wo steckt da der Spaß?

© Zachtronics Industries /

#IGNORE MANUAL

Man muss nicht Assembler „sprechen“, um den TIS-100 zu verstehen, das Tessellated Intelligence System. Man muss allerdings bereit sein, die frei erfundene Maschinensprache des fiktiven Computers zu lernen. Eine Einweisung gibt es nicht, nur eine 14-seitige PDF-Datei, das Handbuch des Rechners aus den 80er Jahren. Am besten legt man die Seiten frisch getackert neben die Tastatur.

Auf der Anleitung klebt nicht nur ein Zettel – eine Nachricht über Onkel Randys plötzliches Verschwinden und die Frage, was es mit dem TIS-100 auf seinem Schreibtisch auf sich hatte –, sie erklärt auch die wichtigsten Befehle der Programmiersprache. Die Anweisungen schreiben Zahlenwerte in den Speicher, addieren Variablen, verschieben sie von einem Knoten in den nächsten.

Bis zu 15 Befehle können in einem solchen Knoten ausgeführt werden und durch die richtigen Befehlsketten müssen Ausgangswerte so manipuliert und bewegt werden, dass die ausgeschriebenen Ergebnisse vorgegebene Zielknoten erreichen. Dann öffnen sich neue Herausforderungen sowie Notizen mit Hinweisen auf die Geschichte um Onkel Randy.

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Aus wenigen Befehlen können komplexe Programme entstehen. © 4P/Screenshot


MOV 84 DOWN

Programmierer haben beim Lösen dieser Aufgaben alle Freiheiten. Im einfachsten Fall – oder weil ihnen keine bessere Lösung einfällt – könnten sie einen Wert durch ein Labyrinth an Knoten schieben, bis er den Output erreicht. Eleganter ist natürlich das Verschieben ohne Umwege.

Aber welche Befehlskette errechnet innerhalb eines Knotens das geforderte Ergebnis, so dass der Weg über einen zweiten nicht notwendig ist? Eine Statistik vergleicht die Effizienz des Programms mit denen anderer Spieler; es zählt die Anzahl der benötigten Programmschritte, Knoten und Befehle. Echte Cracks beißen sich daran die Zähne aus. Sie optimieren noch, während andere ihre unhandliche Lösung längst abgehackt haben.

Und wenn sie nicht nur sich selbst, sondern auch ihren Kollegen cleveres Low-Level-Programming entlocken wollen, dann schreiben sie gar eigene Herausforderungen: Editoren ermöglichen das Erstellen eigener Programme und Aufgaben.

HCF