Mal was anderes Kann eine Schlacht Spaß machen, die so ausgetragen wird? Ja!
Normalerweise funktioniert eine Schlacht in einem rundenbasierten Strategiespiel eigentlich so, dass man entweder selbst kommandieren darf oder das Gefecht automatisch simuliert wird. In jedem Fall ist der Ablauf vorgegeben, bei dem meist die richtige Taktik über Sieg und Niederlage entscheidet. Wie wäre es, wenn man, statt die Einheiten hin- und herzuschieben, einfach ein Minispiel austragen würde? Man zockt mit dem virtuellen Feind ein munteres Spielchen à la „Vier gewinnt“, bei dem man Spielsteine in die richtige Reihenfolge bringen muss. Wer mindestens drei Token in eine Reihe zaubert, der lädt damit die Energie seiner antiken Streiter auf, bis die Comicarmee zum Zuschlagen bereit ist.
Das macht vor allem Spaß, weil man überlegen muss, denn nicht alle Steine taugen zum Aufladen. So braucht der General eine andere Art von Steinen wie Fußkämpfer, Bogenschützen oder Reiter. Und der Feind lädt seine Armee in der gleichen Weise auf, wobei er dieselben Token verwendet. Benötigen nun beide viele rote Steine für die Infanterie, werden die schnell knapp, obwohl immer wieder Nachschub von oben regnet. Wer vier gleiche Steine schafft, der darf noch mal ran, und bei fünf gibt es gar eine Bombe, mit der man den Gegner schwächen kann. Ein wenig erinnert das ans geniale Might & Magic: Clash of Heroes, auch wenn es bei Tiny Token weniger magisch zugeht. Denn schließlich befinden wir uns in uralten Zeiten und nicht im Fantasyland.
Strategie für Große
![]() |
Ob Römer, Griechen oder Perser, die Völker sind allesamt steitsüchtig. Verhandelt wird daher nur im Vorspann. |
So bunt und witzig es daher kommt, es handelt sich doch um ein waschechtes Strategiespiel, das alles beinhaltet, was ein solches Spiel für gewöhnlich haben muss. Da gibt es fünf antike Großmächte: Rom, Griechenland, Persien, Ägypten und Karthago, die um die Macht ringen. Natürlich müssen diese Völker eine Chance im Überlebenskampf haben, der dort vor der Stadt beginnt, wo sie beheimatet sind. Bis auf die Perser, deren Hauptstadt aus Platzmangel am Mittelmeer liegt. Alles ist gut ausgeglichen; die römischen Legionäre sind wesentlich kampfstarker als andere, dafür haben ihre Feinde gute Reiter, Streitwägen oder Kriegselefanten.
Wie beim richtigen Strategiespiel gibt es auch hier verschiedene Modi, die aber alle auf der Karte des Mittelmeeres spielen. Die Kampagnen samt Einführung sind noch vergleichsweise einfach zu gewinnen, während es bei den Missionen schon eher zur Sache geht. Hier sind die Feinde deutlich zahlreicher, was das Ganze spannender macht, auch wenn es immer dieselbe Welt bleibt. Zudem lässt sich in den Missionen der Schwierigkeitsgrad einstellen, was in der Kampagne nicht geht. Leider hat sich unter Windows XP ein fieser Fleck mitten auf der Karte eingeschlichen, der aber nicht das Weiterspielen verhindert, da er sich umschiffen lässt. Grundsätzlich läuft das Spiel unter Windows 7 aber etwas zuverlässiger und stabiler.
Gnadenlose Feinde
![]() |
Auf der Weltkarte wird einem nix geschenkt, da hier nur Stärke zählt. |
Dass die Puzzlekämpfe letztlich Spaß machen, liegt nicht nur am durchdachten Konzept, sondern auch daran, dass die KI richtig gut ist. Da wird einem nichts geschenkt, denn die Computergenerale bewegen sich gnadenlos auf einen zu. Wer da nicht aufpasst, der wird schnell abserviert. So greift die KI gnadenlos die Hauptstadt an, was direkt zum Untergang des Reiches führen kann. Hier sind Perser etwas benachteiligt, denn neben ihnen sind gleich die Ägypter, die gern unvermutet in Palästina einmarschieren. So heißt es als Perser immer gut die Stammlande schützen und mit einer Mauer versehen, die ohne Truppen allerdings nichts bringt. Immerhin ist man vor Barbaren geschützt, da sie nicht angreifen und nur der Besatzung dienen. Das Ganze erinnert schon ein bisschen an Asterix, was Römer, Germanen oder Ägypter anbelangt.
Wer nun aber denkt, dass er in Italien besser behütet sei, ist schief gewickelt, denn auch hier können jederzeit Truppen landen, die von Schiffen abgesetzt werden. Insbesondere die Karthager sind auch über See aktiv, wenn sie mal nicht mit der Eroberung des Hinterlands beschäftigt sind. Auch den Griechen kommt man schnell nahe, da sie sich oft über den Balkan ausbreiten und plötzlich in Norditalien anklopfen. Dort treffen griechische Hopliten, Reiter und Bogenschützen auf römische Hastati, Velites und Kavallerie. Bei einem glorreichen Sieg können sich die Römer eine gute Machtbasis schaffen und vielleicht sogar auf Hellas vorstoßen, um Athen zu bedrohen.
Ab und an bremst auch ein Zufallsereignis den Vormarsch, etwa wenn die Truppen betrunken sind oder heim wollen. Dann muss man eine Kombination herausfinden, was aber grundsätzlich kein Problem darstellt. Schafft man es dennoch nicht, sitzt man eine Runde fest. Ähnlich flugs geknackt sind die Schlösser, die bisweilen die Schätze schützen.