Die Künstliche Intelligenz der eigenen Mitspieler ist verbessert worden, so dass sich jetzt öfter Spieler anbieten und freilaufen. Auch die Gegner-KI kann ab der zweiten Stufe für herausfordernde Partien sorgen, so dass sich auch ein WM-Turnier gegen den Computer lohnt. Nur die Torhüter neigen zu recht seltsamen Patzern, die es im Vorgänger in dem Maße nicht gegeben hat: Gerade Schüsse auf Kopfhöhe lassen sie schon mal durchsausen, obwohl sie ansonsten elegant in Ecken hechten und Bälle gekonnt abwehren.
Tanz der Vampire
Wenn die Ballakrobaten auflaufen, fühlt man sich unweigerlich nach Transsylvanien versetzt: Bleiche Gesichter und blasse Haut dürften Draculas Schönheitsideal entsprechen, aber die Profifußballer wirken einfach unrealistisch blutleer. Das ist schade, denn die Gesichter überzeugen mit hervorragenden Details und bei den ganz großen Namen wie Beckham, Zidane & Co erreicht der Wiedererkennungswert fast fotorealistische Ausmaße. Dass das nicht bei allen 13.500 Profis der Fall ist und dass auch einige Schönheitsfehler dabei sind – Jan Koller und Deisler lassen grüßen – ist zu verschmerzen.
Schließlich kann man jeden Spieler dank des praktischen Editors einer schnellen Schönheitsoperation unterziehen: Egal ob Gesichtsform, Bart, Augen- oder Haarfarbe – hier lässt sich jeder Charakter formen. Und da man auch die fußballerischen Werte wie Ausdauer, Sprungkraft, Abschluss, Beschleunigung etc. anpassen kann, steht der Erschaffung des persönlichen Fußballgotts nichts mehr im Wege.
__NEWCOL__Und im Animationsbereich hat TIF 2003 ordentlich zugelegt: Konnte man sich beim Vorgänger noch über seltsame Enten-Sprints amüsieren, zeigt der aktuelle Teil sehr weiche und realistische Bewegungsabläufe – sowohl bei Spielern als auch bei den Torhütern. Trotzdem wirken die Sprints und Drehungen noch zu glatt – als würden die Spieler auf Scheiben gleiten. Und leider setzen die Linienrichter zum Watschelspurt an. Dafür sind die Grätschen, Übersteiger und Glanzparaden genau so sehenswert wie die Gesten und Unschuldsbekundungen der Kicker. Im direkten Vergleich zu FIFA 2003 und dem in Japan bereits erhältlichen Winning Eleven 6 müssen sich die Animationen trotzdem geschlagen geben: weniger Vielfalt, weniger Realismus. Nicht sehr ansehnlich sind zudem die hässlichen Pappaufsteller, die das Publikum darstellen sollen. Überhaupt ist die Stadionkulisse trotz bengalischer Feuer und bewegter Zuschauer im Vergleich zur pompösen FIFA-Inszenierung nur Durchschnitt.
Fans hui, Kommentar pfui!!
Können Fangesänge und Stadionakustik noch mit bekannten Chören à la „Ihr könnt nach Hause fahren!“ eine authentische Stimmung beschwören, sorgen die Kommentare schon nach wenigen Spielminuten für Kopfschütteln. Sat1- und Premiere-Moderator Thomas Herrmann will sich zwar kompetent und souverän geben, ist aber ein einziger Reinfall: langweilig, emotionslos und manchmal unpassend. Hier hat Sony wirklich viel Atmosphäre verschenkt. In Sachen Stadion-Feeling und Kommentar liegt man noch weiter hinter Präsentationsmeister FIFA zurück als in der Darstellung der Fußballtempel.