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The Witcher (Rollenspiel) – The Witcher

Echte Rollenspieler haben’s schwer. All jene, die unter einem Abenteuer mehr als billigen Kloppmist mit Fantasygepansche verstehen, müssen gerade auf dem PC leiden, warten, hoffen. Wo bleiben gute Geschichten und interessante Charaktere? In welche Welten konnten sich Tolkiens Erben in den letzten Monaten stürzen? Egal, was es war: Nichts konnte auch nur ansatzweise die Magie des Genres beschwören. Jetzt versucht es der Hexer…

© CD Projekt / Atari

  Es gibt zwar einige geklonte Figuren, aber das Ansprechen sorgt für unterschiedliches Feedback. Man wird immer wieder um Hilfe gebeten, man bekommt immer wieder etwas über die Intrigen des Ortes mit, man erfährt immer wieder Neues über Alchemie, Monster, Waffen, Tränke & Co. Und während sich all das öffnet, kann man Geralt als Charakter entwickeln – man

Die Story entführt euch über fünf Kapitel in eine düstere Fantasywelt voller Rassenhass, Aberglaube und Gewalt.

kann einen wuchtigen oder schnellen Kampfstil fördern, man kann sich auf Gruppenattacken konzentrieren oder einen der fünf arkanen Hexerwege einschlagen. Die bieten euch von Telekinese über Pyrokinese bis hin zu Giften, Fallen, Lähmung und Schutzeffekten alles, was das magische Herz begehrt. Und all das wird sehr ansehnlich inszeniert.

Klasse Kampfsystem

Wenn es zur Sache geht, macht das Spiel richtig Spaß: Anstatt euch mit Dauergeklicke zu nerven oder einfach nur den gedrückten Mausknopf gelten zu lassen, müsst ihr den Nager hier mit Timing bedienen, um wirklich effektiv zu sein. Überaus elegant sind in der Defensive die Ausweichrollen per Doppelklick auf den Boden – ihr könnt sogar über Gegner hechten und eine schnelle 180-Grad-Drehung machen. Pariert wird übrigens nicht aktiv, sondern automatisch je nach Fähigkeit, die ihr weiter schulen könnt.

Elfen und Zwerge werden verfolgt und deportiert. Sie kämpfen als Rebellen gegen den König. Wollt ihr ihnen helfen oder bereichert ihr euch lieber?

Wenn Geralt ein Monster trifft, erscheint irgendwann ein leuchtender Mauspfeil, den ihr zum richtigen Zeitpunkt klicken müsst, um eine gute oder gar sehr gute Kombination an Schlägen abzuliefern. Klappt das, zeigt der Hexer unheimlich ansehnliche Manöver bis hin zu martialischen Todeshieben: Der Gegner wird geköpft oder kurz umgedreht und von hinten aufgeschlitzt; der Hexer springt hoch und schlägt sein Schwert wie einen Hammer. Der mächtigste Schlag verlangt längeres Drücken und frisst eure Ausdauer – hat man die Geduld, den Ladebalken komplett zu füllen, ist das Ergebnis verheerend.

Gerade diese Choreografien sind es, die immer wieder zum Hingucken einladen – auch, wenn man die einfachen Monster selbst auf dem zweiten von drei Schwierigkeitsgraden fast schon zu problemlos besiegt. Man kann pausieren, um den Kampfstil zu wechseln und das ist taktisch wichtig. Denn während schwer gepanzerte Monster eher den wuchtigen Stil verlangen, solltet ihr Dieben mit dem schnellen begegnen und einer ganzen Horde an Feinden eher mit den Gruppenattacken. Schön ist, dass man komfortabel und ansehnlich Magie einsetzen kann: Ein Druck auf die rechte Maustaste und Flammen oder Telekinese-Stöße begrüßen den Feind. Gerade in den anspruchsvolleren Kämpfen gegen einzigartige Monster kann die arkane Hilfe den Ausschlag geben.

Tränke & Inventar

In der Nacht machen dämonische Kreaturen die Straßen unsicher. Macht euch auch auf Vampire, Werwölfe & Co gefasst.

Der Hexer kann sich vor schweren Kämpfen mit zig Tränken und Brauereien aufputschen: Das geht so weit, dass er in einen Max Payne-artigen Zeitlupenstil verfällt, in dem das Timing der Kombinationen einfacher ist und die eigenen Trefferzahlen explodieren – sehr ansehnlich. Die Rezepte werden zwar gut dokumentiert und wenn man alle Zutaten besitzt sehr schnell gemischt, aber das Inventar bleibt angesichts einer gefühlten Myriade an Substanzen, Pflanzen und Mittelchen chaotisch. Es gibt keine Struktur und keine Sortierfunktion, so dass man all die kleinen und ähnlich aussehenden Zutaten mit der Maus absuchen muss, um herauszufinden, was erst Rohstoff und was schon gebrauchsfertig ist. Immerhin kann man bei einem Wirt alles Überflüssige deponieren.

Gut ist auch, dass es nicht auch einen Wust an Rüstung und Waffen gibt, die auch noch verstaut werden wollen. Man findet bis auf Standardschwerter kaum wirklich Nützliches. Das ist allerdings eher Segen als Fluch, denn der Hexer kommt mit seinem über Tinkturen und Salben noch modifizierbaren Stahl bzw. Silber sehr lange sehr gut zurecht. Hier empfiehlt es sich, die Klinge gezielt mit Ölen auf kommende Feinde einzuschwören: Wer sich auf Friedhöfe begibt, sollte z.B. das „Nekrophagenöl“ nutzen, um den Untoten mehr Schaden zuzufügen. Außerdem kann man Dolche, Äxte & Co jederzeit von seinen Feinden aufnehmen oder auch fiese Bomben einsetzen. Ich empfehle „Drachentraum“: Beim Aufprall brennt alles, was sich im Umkreis bewegt. Oder man nehme „Teufelsbovist“, dann wird alles vergiftet.
     

  1. Wenn Du nach bereits einer Stunde aufgegeben hast, war das zu früh.
    Das Spiel ist alt, die Engine nicht mehr zeitgemäß und das anfängliche Spielprinzip auch nicht. Aber was Witcher damals (und auch in den folgenden Teilen) ausgemacht hat ist die Erzählung und Sinnigkeit der Story. Und da hast Du im ersten Akt - besser gesagt im Anfangsstadium dessen - halt noch nichts gesehen.
    Habe nach Witcher 3 allerdings den ersten Teil auch nochmal durchgespielt und muss zugeben, dass es doch schon sehr gealtert ist. Sogar ich habe mich fast mehr "durchgequält" als es genossen, wie ich es früher mal konnte. Story ist weiterhin klasse und auch toll geschrieben - vor allem wenn man alle drei Teile kennt. Aber die Präsentation ist leider nicht mehr wirklich zeitgemäß, besonders aus technischer Seite.
    Und ohne english-Affinität hast Du noch einen weiteren Stolperstein, der überwunden werden muss. Frustration ist nachvollziehbar.
    Dafür werden Dir ein paar Dinge entgehen, die erzähltechnisch in der virtuellen Spielewelt großartig waren und sind.
    Ich wünschte mir, von W1+2 würde es heutzutage ein interaktives Video geben um sich nur die Story/Stories anschauen zu können ohne sich durch die Spiele krampfen zu müssen. Aber weil diese teils so gut geschrieben sind (english), krampfe ich hier und da trotzdem.

  2. EvilGabriel hat geschrieben:Wirklich immens wichtig, dass du das jetzt noch ins Forum schreibst, neun (!!!) Jahre nach Release.
    Bis zu welchem Zeitpunkt nach Release darf man in deinen Augen Spiele noch kommentieren?

  3. Hab dem Spiel gerade eine volle Stunde lang eine Chance gegeben und war zu Tode gelangweilt. In monotonen Kämpfen zur rechten Millisekunde die linke Maustaste drücken? Kloppmist. Englische Sprachausgabe? Dilettantisch. Dramaturgie? Triss' Titten wackeln in ernsten Gesprächen, als hätte ich BMX XXX eingeworfen. Regie? Fast nicht vorhanden. Fantasyklischees? Ohne Ende. Die glitchy Engine von Bioware tat ihr Übriges.
    Furchtbares Teil, das ich nicht mehr anpacken werde.

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