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The Walking Dead 2 – Episode 1: All That Remains (Adventure) – The Walking Dead 2 – Episode 1: All That Remains

Irgendwie überlebt Clementine den Anfang vom Ende. Den Ausbruch jener Seuche, die Menschen zu hungernden Tieren werden ließ. Doch ihre Reise ist längst nicht zu Ende, denn unmittelbar nach den Ereignissen der ersten Staffel beginnt ein neuer Abschnitt. Er wird an einem Punkt enden, der weit vom Anfang entfernt liegt – das lässt der Einstieg in die nächsten fünf Folgen  bereits durchblicken. Kann Telltale den emotionalen Schwung der Vorgänger aufrecht erhalten?

© Telltale Games / Telltale Games

Im Fluss der Ereignisse

Telltale jongliert gewohnt routiniert mit krassen Bildern und dem ruhigen Blick in die menschliche Seele. Die Autoren führen vielschichtige Figuren ein, die einfach nur ums

Überzeugend gelingt Telltale einmal mehr das Zusammenspiel mit anderen Figuren.
Überzeugend gelingt Telltale einmal mehr das Zusammenspiel mit anderen Figuren. © 4P/Screenshot

Überleben kämpfen. Die aber auch eine versteckte Agenda verfolgen. Als Clementine eine Gruppe Überlebender trifft, erlebt sie nicht nur warmherzige Ruhe, die mir im Umfeld des brutalen Alltags richtig gut tat. Sie wird auch in Diskussionen verstrickt, in denen ganz unterschiedliche Temperamente und Ansichten aufeinander prallen.

Und genau wie in der ersten Staffel fühlte ich mich sofort in diese Unterhaltungen einbezogen. Weil ich mit vielen Antworten und Bemerkungen das Gespräch beeinflusse, bin ich immer ein unmittelbarer Teil der jeweiligen Gemeinschaft. Dieser Erlebnisfluss gelingt Telltale nach wie vor hervorragend. Vor großen Entscheidungen sieht man übrigens keine Hinweise mehr auf das Ergebnis. Ich hatte diese Hilfe ohnehin ausgeschaltet – der Affekt des Augenblicks steht dadurch stärker im Vordergrund.

Noch ist natürlich nicht abzusehen, wie sehr meine Entscheidungen den Fortgang der Ereignisse beeinflussen. Eine schwerwiegende Wahl musste ich bereits treffen, abgesehen davon scheint der Schwerpunkt aber nach wie vor auf der Dynamik im Zusammenspiel der Figuren, nicht im Lenken des großen Schicksals zu liegen. In meinen Augen ist das der richtige Weg. Eingeschränkt fühlte ich mich allerdings immer dort, wo ich Clementine frei bewegen konnte – und trotzdem in eine Richtung gewiesen wurde, obwohl ich mich gerne anders verhalten hätte.

Enge Pfade

Eine größere Handlungsfreiheit hatte ich mir auch beim Absuchen der Umgebung nach Hinweisen oder dem Verwenden von Gegenständen gewünscht:

Trotz Inventar und freiem Bewegen darf Clementine nur wenige feste Aktionsmöglichkeiten nutzen.
Trotz Inventar  darf Clementine nur wenige feste Aktionsmöglichkeiten nutzen. © 4P/Screenshot

Dann laufe ich nämlich nur markierte Interaktionspunkte ab, anstatt durch gutes Beobachten Nützliches oder einfach Interessantes zu entdecken. Die Möglichkeit, ein Gespräch im Raum nebenan zu belauschen oder an der Tür vorbei zu schleichen, ist leider eine Ausnahme. Ich hätte mich auch gefreut, wenn Clementine verschiedene Wege gehen oder ignorieren könnte. Dann würde sich die interaktive Kulisse vielleicht so glaubhaft anfühlen wie das Drama, das darin stattfindet. Aber darauf verzichtet Telltale weiterhin.

Zudem fehlen mir auch diesmal spielerische Herausforderungen abseits der Reaktionsspiele. Wenn ich schon Gegenstände finden und kombinieren muss, sollte sich das nach mehr als dem Abarbeiten eines Stichpunktzettels anfühlen. Immerhin sind die Reaktionstests diesmal fordernder, so dass sie die Dringlichkeit echter Gefahr vermitteln.