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The Next Big Thing (Adventure) – The Next Big Thing

Die Pendulo Studios schicken Adventure-Freunde auf eine Reise in die Vergangenheit: Das Point-and-Klick-Abenteuer »The Next Big Thing« führt ein ungleiches Journalisten-Pärchen durch das Hollywood der 50er Jahre – allerdings in einer alternativen Variante der Traumwelt, in welcher Menschen und Monster friedlich nebeneinander leben.

© Pendulo Studios / Crimson Cow

Knobeln auf die bequeme Art

Die Aktion ist ein typisches Beispiel für die oft recht konstruiert wirkenden Rätsel. Andererseits sorgt die komfortable Umsetzung dafür, dass auch Anfänger nicht ins Straucheln geraten: In einem übersichtlichen Diagramm kann ich stets alle offenen und erledigten Aufgaben überblicken.

Der masochistische »Poet des Schmerzes« lässt sich nur durch ausgefallene Foltermethoden beeindrucken.

Falls ich trotz des sehr niedrig angesetzten Schwierigkeitsgrades einmal feststecke, liest mir der Erzähler auf Knopfdruck mehrstufige Hinweise vor. Wenn das zu einfach ist, darf man den Schwierigkeitsgrad erhöhen, wodurch Tipps, Hinweise oder sogar die Hotspot-Anzeige sich nicht mehr aktivieren lassen.

Am Tag nach der Party erfährt Dan, dass Liz entführt wurde, kurz nachdem sie Big Albert stellen konnte. Also schlüpfe ich in seine Rolle und erkunde das Anwesen ein wenig näher als am Abend zuvor. Der Studio-Boss hat offenbar den Unmut einiger Mitarbeiter auf sich gezogen, seitdem  er statt Horrorstreifen nur noch familienfreundliche Filme produzieren möchte. Auf seiner Suche trifft Dan unter anderem den »Poet des Schmerzes«. Das masochistische Monster ist gelangweilt von seinen ordinären Alltagsschmerzen und ist auf der Suche nach neuen, inspirierenden Methoden sich zu piesacken.

Schmerzhafte Dialoge

Offenbar fand auch Dialogautor Josué Monchan nicht genügend Inspiration, denn die Dialoge sind eine klare Schwäche des Spiels. Wenn der Schmerzpoet neue Verse vorträgt oder Edgar flache Fäkalwitze zum Besten gibt, kommt das bei weitem nicht so lustig rüber wie z.B. die skurrilen, aber ungemein feinsinnigen Dialoge in The Whispered World. Auch die selteneren, aber passenden Seitenhiebe in Runaway 2 haben mir besser gefallen als die oft bemüht wirkenden Gags. 

Die Bedienung gestaltet sich sehr komfortabel: Die rechte Maustaste schaltet zwischen Anschauen und Benutzen um. Nähert sich der Zeiger dem oberen Bildrand, führt ein kleines Menü zum Inventar…

Einige Pointen gehen außerdem in der deutschen Vertonung verloren. Es wurden zwar bekannte Sprecher wie Rainer Schmitt (Daniel Craig, Nick Nolte) engagiert, doch offenbar fehlte ihnen genügend Zeit zum Einsprechen oder eine gute Dialogregie, denn viel zu häufig werden die falschen Satzteile betont. Die Synchronisation ist zwar weitaus professioneller gelungen als im Negativbeispiel »Edna bricht  aus«, mit etwas mehr Sorgfalt wäre aber deutlich mehr drin gewesen. Einige Charaktere wirken außerdem zu abgegriffen: Die Figur des depressiven Roboters z.B. wurde in Douglas Adams »Per Anhalter durch die Galaxis« deutlich lustiger umgesetzt als hier.

Die Suche nach seiner Kollegin führt Dan auch in einen gigantischen »Tempel der Illsuionen« in ägyptischem Stil. Dort muss der Frauenheld z.B. eine zum Leben erwachte Mumie mit erstaunlich viel Sex-Appeal bezirzen. Neben nicht gerade komplexen Inventar-Puzzles wartet hier auch ein Hieroglyphen-Rätsel, bei dem ich schon etwas mehr um die Ecke denken musste.

Starke Technik

…und zur ausführlichen Aufgabenübersicht.

Die mystischen Gemäuer und andere Kulissen wurden erfreulich detailreich gezeichnet, wirken aufgrund sporadischer Animationen und des braveren Stils aber nicht so lebendig wie z.B. die verschnörkelte Welt von The Whispered World mit ihren flackernden Kerzen, blubbernden 

Kesseln und klappernden Maschinen. Liz, Dan und die zahlreichen Monster bewegen sich aber sehr flüssig und glaubwürdig. Auf ihren Klamotten zeichnen sich sogar feine Schatten ab. Auch die musikalische Untermalung passt stets zum Szenario, hält sich meist aber dezent im Hintergrund: Auf der Party z.B. erklingt gediegene Festmusik durch die geschlossene Tür zum Saal, im Tempel flöten und fideln exotisch klingende Instrumente im Takt einer Rassel.