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The Last Campfire (Logik & Kreativität) – Logik und Lagerfeuer

Es muss ja nicht immer das ganze Universum sein: Nach den unendlichen Weiten von No Man’s Sky gönnen sich Hello Games einen Ausflug in die Entwicklung eines kleinen Spiels. The Last Campfire entführt Rätselfreunde für knapp 15 Euro in eine märchenhafte Welt. Kann das Abenteuer für iOS (Apple Arcade), Switch, PS4, One und PC (Epic Games Store) überzeugen?

© Hello Games / Hello Games

Glimmglut auf Rätselreise

Man fühlt sich fast, als würde man mit der kleinen Gestalt names Ember in ein Märchenbuch abtauchen. Ganz alleine befindet man sich als fast erloschene Glut in einer Zwischenwelt, an der Schwelle des Todes. Was soll man hier bewirken? Geheimnisse lüften und anderen helfen, die hier gefangen sind!

Dabei wird man von einer Erzählerin begleitet, die auch die Ängste und Hoffnungen des Kleinen formuliert. Zwar nur auf Englisch mit deutschen Untertiteln, aber so entsteht etwas Hörbuchflair, das zuammen mit dem geschickt eingesetzten Licht und dem putzigen Artdesign umgehend für Stimmung sorgt. Das erinnert nicht ohne Grund ein wenig an Lost Winds 2, denn einige Leute aus dem Team waren beteiligt. Im Einstieg mutet das zwar alles noch an wie ein einfaches Spiel für Kinder in linearer Struktur…

Märchenflair für Groß und Klein

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Die Welt öffnet sich mit hübsch illustrierten Arealen: Kann man genug Rätsel lösen, um die Lagerfeuer zu entzünden? (iPad) © 4P/Screenshot

…aber schon bald überrascht die Regie mit Weite und Vielfalt, so dass fast ein Hauch von Rollenspiel entsteht. Man kann Abzweigungen erkunden, findet Gegenstände und Tagebucheinträge, kann mit anderen Wesen sprechen und hat manchmal eine Dialogauswahl.

Hello Games hat zwar nur ein kleines Spiel entwickelt, aber sich kreative Gedanken gemacht, wie man den Spieler auch in versteckte Winkel locken kann.

So öffnet sich eine charmant inszenierte Welt, die mit den Motiven von Asche, Glut und Licht sowie einem zentralen Lagerfeuer, an dem sich gerettete Seelen sammeln, auf sympathische Art an Dark Souls erinnert. Nur wird hier nicht actionreich gekämpft, sondern auf vielfältige Art, auf dem iPad inklusive haptischer Spielereien auf dem Touchpad, gerätselt, während man immer mehr Wege öffnet.

Abwechslungsreiche Knobelei


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Auf dem iPad werden diese Aktionen aktiv per Touchscreen ausgelöst – man zieht also an der Kette. (iPad) © 4P/Screenshot

Manchmal geht es wie in klassischen Adventures darum, die richtigen Gegenstände zu finden oder zu kombinieren: Man muss also nicht nur das Offensichtliche machen, etwa mit der Fackel die Dornenhecke verbrennen, sondern auch mal überlegen, wie man den Kescher reparieren kann, damit man damit den Schlüssel aus dem Teich bekommt? So geht es manchmal hin und her, weil nicht alles auf Anhieb funktioniert.

Besonders elegant sind die Übergänge in kleine Rätselarenen, von denen es über zwanzig gibt: Wenn man andere Ember trifft, kann man sie retten, indem man quasi in ihrem Kopf einen Weg durch ein Labyrinth bis zum gefangenen Licht findet. Dabei muss man Schalter aktivieren, Hindernisse verschieben, den Wind beachten oder Feuer einsetzen. Was sehr einfach beginnt, gewinnt an Anspruch und bietet einige Kopfnüsse, die logisches Kombinieren erfordern, zumal man weitere Welten nach dem Wald wie etwa den Sumpf oder die Höhlen erst freischaltet, wenn am Lagerfeuer alle befreiten Ember sitzen.

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Vor allem die kleinen Rätselarenen machen Laune: Wie kommt man ganz nach oben? Man muss schieben, tragen und ein wenig um die Ecke denken. (iPad) © 4P/Screenshot

Für Abwechslung während der Erkundung sorgen geheime Orte, die man erstmal öffnen muss, versteckte Ecken mit Kisten und kleine akrobatische Einlagen, wenn man etwa über Seerosen hüpft. Dabei trifft man auf putzig designte Charaktere vom riesigen Frosch über den freundlichen Angler, die einem auch helfen können. Spätestens wenn man den mysteriösen Waldkönig der Vögel trifft, bekommt die Geschichte auch einen unheimlichen Zug und man freut sich richtig auf die kommenden Rätsel.

Auf dem iPad empfehlen wir die Touch-Steuerung, den virtuellen Stick braucht man nicht. Ansonsten gibt es zwischen den Systemen keine nennenswerten Unterschiede. Wer es ganz entspannt mag, der kann übrigens auch im Erkundungsmodus loslegen.