Dass die Entwickler von Might & Delight ein gewisses Gespür dafür besitzen, ihren Spielen eine künstlerische Note zu verpassen, haben sie bereits mit dem Natur-Abenteuer Shelter unter Beweis gestellt, in dem man in der Rolle einer Dachsmutter in der Wildnis ums Überleben kämpfen musste. Eike bescheinigte dem Spiel zwar durchaus interessante Ansätze und lobte die künstlerisch wertvolle Kulisse, war vom Spielerlebnis aber ernüchtert.
Mir geht es beim Ballern in The Blue Flamingo ähnlich: Ja, die Kulisse hat schon was – immerhin wurde hier die große Modell-Vorlage von oben abgefilmt. Und so erkennt man ein paar nette Details wie die kleinen Spielzeug-Autos, die aufwändig gestalteten Landschaften mit ihren staubigen Sand-Abschnitten oder beleuchteten Mini-Städten. Dabei scrollt das Bild mit einem minimalen, aber omnipräsenten Ruckeln vertikal von unten nach oben. Auch die Explosionen beim Zerstören der leider zu fantasielosen Gegnerformationen, für die man echte Böller hochgejagt und gefilmt hat, machen etwas her.
Spielerisch belanglos
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Eine Smartbomb ist immer nützlich. © 4P/Screenshot
Zwar gibt es ein Upgrade-System, doch ist dieses bestenfalls rudimentär, da man lediglich seine Hauptwaffe stufenweise erweitern oder sich für die gesammelten Münzen für erfolgreich dezimierte Formationen oder nach Zielübungen weitere Smart-Bombs zulegen kann. Das ist zu wenig – vor allem wenn man bedenkt, welche coolen Optionen bereits Amiga-Klassiker wie Xenon 2, X-Out, der XBLA-Hit Ikaruga oder das kürzlich veröffentlichte Dreamcast-Shoot’em-up Sturmwind geboten haben. Zudem vermisst man beim Abstecher in den Wartungshangar die vermutlich am meisten gewünschte Option: die Möglichkeit zur Reparatur! So startet man in dem fiktiven Wettstreit zwischen Elite-Piloten mit nur einem Schiff, das bei jedem feindlichen Treffer und jeder Berührung meist massiven Schaden einsteckt, den man für kein Geld der Welt minimieren darf. Ja, vielleicht hätte man den blauen Flamingo mit einem Schadensregulator zu schnell bis ans Ende dirigieren können, aber es wäre trotzdem eine willkommene Ergänzung gewesen.
Kein Ohrenschmaus
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Das Gegnerdesign ist leider sehr phantasielos geraten. © 4P/Screenshot
Hinzu kommt die äußerst schwache Klangkulisse: Die gebotenen Jazz- und Latin-Arrangements, die mit einer Live-Band eingespielt wurden, mögen ungewöhnlich sein und heben sich dadurch folglich von der musikalischen Standard-Kost des Genres ab, in der die krachende Action meist von elektronischer Musik begleitet wird. Aber ich hätte mir kaum einen unpassenderen Soundtrack vorstellen können als die Klänge, die mich hier auf meiner Reise begleiten. Klar ist das eine Frage des Geschmacks, aber ich habe es vorgezogen, die Lautstärke in den Optionen runterzudrehen und mir stattdessen einfach die Melodien eines R-Type oder Xenon 2 vorzustellen. Anders ist nicht immer besser. Immerhin hinterlassen die Soundeffekte einen besseren Eindruck, wenn es kracht, zischt und rummst. Schön auch, dass es eine Online-Rangliste gibt, in der man seine Leistung mit anderen Spielern vergleichen kann.