Die Qual der Wahl

Es entstehen spannende Rundengefechte. Schade, dass in den Arenen Höhen oder Physik keine Rolle spielen. © 4P/Screenshot
Die lange Reise unter dem blutroten Banner hat uns zusammengeschweißt. Übrigens: Je mehr Ruhm ich über Kämpfe oder weise Entscheidungen anhäufe, desto länger wird das Banner, das dann wie ein stolzer Drache über dem Zug aus Mensch und Tier flattert. Auch wenn man dabei nur durch eine 2D-Landschaft marschiert, hinterlassen die scharf konturierten Ebenen, Wälder und Fjorde ein erhabenes Gefühl – die Karawane wirkt manchmal wie ein Wurm, der sich durch verschneite Gebirge oder riesige Götterstatuen schlängelt. Es gibt eine tolle Szene, in der drei bemalte Bruchstücke erst langsam über den Marsch der Karawane und den Wechsel der Perspektive zu einem Ganzen verschmelzen.
Allerdings darf man leider keine freie Route auf der vergilbten Karte mit all ihren Orten wählen. Nur in bestimmten Situationen kann man mal einen Umweg oder eine Abzweigung nehmen. Jeder Reisetag verbraucht Proviant, wobei die Aufnahme von weiteren Flüchtlingen oder Kämpfern dafür sorgt, dass er noch schneller dezimiert wird. Man kann auf dem Weg durch die malerische Kulisse lediglich einen Befehl geben: Campieren. Dann kann man sich um Aufstieg und Ausrüstung seiner Gefährten kümmern oder trainieren.
Eine lange Reise voller Gefahren

Eine Karawane auf dem Weg durch die malerischen 2D-Kulissen. Im Hintergrund ein Götterstein. © 4P/Screenshot
Denn je nachdem, für welche Antwort ich mich wie im obigen Beispiel entscheide, stirbt entweder meine Tochter, ihr Freund Egil oder niemand. Die Bindung an die Charaktere, die in vielen Dialogen als Zeichentrickfiguren auftauchen und ohne große Mimik lediglich leicht animiert werden – hier ein funkelndes Auge, da nervös am Schildrand trommelnde Finger – ist nach wenigen Stunden bereits stark. Man will keinen Gefährten verlieren, aber The Banner Saga scheut sich nicht, dem Spieler selbst lieb gewonnene Charaktere zu rauben – man fühlt sich fast ein wenig wie in den Sieben Königreichen von George R.R. Martin, wenn einem plötzlich von einem Verräter ein Messer in die Rippen gerammt wird. Wieso hat man diesen Typen damals aufgenommen? Der war doch schon immer komisch! Ja, aber man braucht auch Kämpfer, um die lange Reise zu bestehen.