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The A500 Mini (Hardware) – Eine alte Freundin für Retro-Liebhaber

Der Amiga 500 war der erste Heimcomputer, der den Spielen so richtig das Laufen beibrachte. Das kleinere Modell des Amiga 2000 für die knappere Haushaltkasse war nicht ohne Grund der meistverkaufte Computer seiner Zeit. Für Retro-Fans und Spieler, die gerne in Erinnerungen schwelgen, gibt es nun eine Mini-Variante mit 25 vorinstallierten Titeln. Wie gut schlägt sich das rund 120 Euro teure Sammlerstück im Dauereinsatz oder als Staubfänger in der Devotionalien-Vitrine?

© Retro Games Ltd / Koch Media

Seiner Zeit weit voraus

Wie heutzutage PlayStation und Xbox die Spielerschaft in zwei Lager spalten, waren es Ende der 80er Jahr Amiga und Atari ST, die für hitzige Diskussionen sorgten. Wobei die „Freundin“, wie der Amiga von seinen Fans liebevoll genannte wurde, aus dem Rennen als klarer Gewinner hervorgehen sollte, wies sie doch die deutlich beeindruckenden Verkaufszahlen auf. Als der Amiga 500 im Jahr 1987 erschien, war für Spiele-Fans die Welt plötzlich eine andere…

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So sieht der A500 Mini verpackt aus. Ziemlich actiongeladen also. © 4P/Screenshot

Ein Blick auf den Monitor genügte, schon war man Feuer und Flamme. Optik, Animationen und die Pracht von 4.096 darstellbaren Farben bei Titeln wie It Came from the Desert, Dungeon Master, Apydia, Lotus Esprit Turbo Challenge oder Defender of the Crown ließen mit Leichtigkeit alles hinter sich, was man bisher von Computerspielen gewohnt war. Dagegen hatte ein damaliger PC mit EGA-Optik nicht den Hauch einer Chance! So gut wie jeder Zocker nahm es damals mit Freude auf sich, ein paar Zeitungen mehr auszutragen, um sich den Amiga irgendwann leisten zu können. Mit einer Speichererweiterung von 512 KB auf 1 MB und einem zusätzlichen Laufwerk war man für ein paar Jahre weit vorne, wenn es um die neusten und coolsten Spiele ging. Eine für heutige Verhältnisse riesige Hacker-Szene, die mit abstrus hübschen Intros beim Spielen einer jeden „Sicherheitskopie“ auf sich aufmerksam machte, sorgte für stetigen Nachschub, ohne dass man sich große Gedanken über den monetären Aufwand für neue Titel machen musste. Das ging so lange gut, bis sich der VGA-Standard am PC durchsetzte, dort Wing- und Strike Commander über den Bildschirm flimmerten und man absolut keine Lust mehr hatte, mit den zehn Disketten von Monkey Island 2 auf dem Amiga zu jonglieren.

Retro hat ein Herz für Retronauten


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Und das steckt drin: Der Lieferumfang umfasst den Nachbau, Gamepad, Maus, HDMI-Kabel und USB-C-Kabel. Den Stecker muss der Nutzer selber auftreiben. © 4P/Screenshot

Jene wunderbare Zeit bringt Hersteller Retro Games nun zurück: Nach dem C64 Mini kommt mit dem A500 Mini eine Zwergen-Variante des erfolgreichen Commodore-Computers, inklusive 25 vorinstallierter Spiele. Mit roten, weißen und gelben Steckern muss man sich natürlich nicht mehr herumplagen, die Ausgabe von Bild und Ton erfolgt über einen HDMI-Anschluss. Auf der Rückseite befinden sich drei USB-Ports, dazu gibt es einen Stromanschluss per USB-C-Kabel, ein entsprechender Adapter für die Stromzufuhr ist nicht im Lieferumfang enthalten. Der erste, echte Downer ist die Entscheidung des Herstellers, beim Eingabegerät auf ein billig wirkendes Plagiat des Gamepads vom Rohrkrepierer Amiga CD32 zu setzen. Da wäre ein fein nachgearbeiteter Competion Pro, am liebsten in durchsichtigem Blau mit silbernen Tasten, die deutlich originalgetreuere und sicher auch bessere Wahl gewesen. Das Gehäuse des kleinen Nachbaus ist dagegen von recht guter Qualität, die Mini-Tasten sind allerdings nicht drückbar; der Rauchergilb, der sich in verqualmten Daddelhöhlen nach ein paar Wochen über das einst eher weißgraue Gehäuse des Amiga 500 legte, ist hier bereits ab Werk aufgetragen. Netter Gag! Zusätzlich zum Gamepad gibt es eine Maus, die fast an das Original heranreicht, aber natürlich nun nicht mehr über ein eingelassenes Bällchen an der Unterseite verfügt.

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Alle Spiele bieten eine praktische Speicherfunktionen. Die hätten sich viele Amiga-Besitzer damals sicher auch gewünscht. © 4P/Screenshot

Die kleine Daddelkiste ist fix aufgebaut, die Inbetriebnahme dauert keine Viertelstund – trotzdem steigert sich die Spannung vor dem ersten Einschalten derweil fast ins Unermessliche. Zwar finden sich unter den 25 vorinstallierten Spielen kaum echte Highlights, trotzdem ist man verdammt gespannt zu sehen, wie sehr der Zahn der Zeit an der damals fabulösen Optik geknabbert hat. Bevor es losgeht, sind noch ein paar Einstellungen im übersichtlich gestalteten Menü des A500 Mini vorzunehmen: Sollen die Spiele mit 50 oder 60 Hertz dargestellt werden? Bildausgabe als Vollbild, mit schwarzen Streifen oder kultigen Scan-Lines als nostalgisches Extra? Der Geschmack des Käufers entscheidet. Für den Test haben wir uns für das Vollformat entschieden, angeschlossen an einen 82-Zoll-Bildschirm, kommt dann das nächste Manko zum Tragen: Für einen Sitzabstand von rund 2,5 Metern sind die Kabel des Gamepads (1,80 m) und der Maus viel zu kurz, da muss also die Kabelverlängerung zum Einsatz kommen, die schon für das SNES Mini herhalten musste. Von so einem Setup, ein „Amiga“ an einem riesigen Bildschirm, hätte man damals nicht einmal zu träumen gewagt.

  1. Dessert Strike... Tortenschlachten gab es bei The Three Stooges. ^^
    Das Problem ist hier ja nicht nur, dass man kein Geld für die Lizenzen hat, sondern dass die zu einem nicht unerheblichen Teil auch gar nicht mehr zu bekommen sind. An wen man sich wenden müsste, um an die Lizenzen für das oben erwähnte Three Stooges zu kommen, weiß nach dem sechsten Verkauf der Rechte inklusive folgender sechsfacher Liquidierung der Firmen, die die Rechte mal hatten, weiß doch kein Schwein mehr.
    Und bevor hier, wie bei Desert Strike, aufkommt, dass das ja keine große Nummer war... das war Cinemaware insbesondere in der Frühphase auf dem Amiga eben doch.
    btw: Sonderlich viele Indie-Klone von Sonic fallen mir jetzt auf Anhieb auch nicht ein. Hätte man beim Mega Drive Mini folglich auch weglassen können.

  2. Akabei hat geschrieben: 29.04.2022 21:48
    Kuttelfisch hat geschrieben: 27.04.2022 10:36 Naja....das man als Anbieter einer Mini Konsole für die Spiele extra zahlt ist ja nicht das Problem des Redakteurs. Zumal Sega, Nintendo und Sony die selben Probleme haben und Trotzdem spiele von Konami, Capcom, Namco und Square Enix darauf anbieten.
    Sega hat sogar Disney IPs auf ihrer Mini Konsole. Also die Lizenzsachen waren machbar gewesen. Ob die Konsole damit teurer gewesen wäre oder der Profit geschmälert wäre ist ja erstmal nicht das Problem des Testers.
    @Chibiterasu: Die Sammlung werde ich mir Mal gönnen^^ Beim Mini warte ich erstmal etwas ab.
    Du wirst lachen, aber im Gegensatz zu den Mini-Konsolen von Sega und Nintendo ist hier sogar kein einziges Spiel des Hardwareherstellers dabei. Das könnte... unter Umständen... die Lizensierung doch ein wenig verkomplizieren.
    Die Disney-IPs gibt es beim Sega Mega Drive Mini bspw. auch nur, weil Sega die Spiele damals selbst entwickelt hat. Warum ist darauf denn trotzdem nichts von EA wie z.B. Desert Strike zu finden? Ganz so einfach ist das mit den Lizenzen vielleicht doch nicht und nicht zu vergessen: Hinter dem Gerät hier steht kein Konzern in der Größe von Sega, geschweige denn Nintendo.
    Den Punkt mit der Größe des Herstellers gebe ich dir. Es ist aber eben trotzdem legitim das zu kritisieren.
    Wenn ich ne Mini Konsole auf dem Markt Werfe und (überspitzt ausgedrückt) kein Geld für Lizenzen habe ist das halt doof und man kann das zumindest locker erwähnen, genauso wie das Out of the Box ne Lösung für das Problem angeboten wird.
    Das Dessert Strike Argument sehe ich aber problematisch: Ja, die Reihe schien damals ne Sache gewesen zu sein, aber weder beim SNES noch Megadrive sähe ich irgendein Grund mit EA darüber zu verhandeln um den Spiel gegenüber das, was auf den Mini-Konsolen tatsächlich drauf ist, den Vorrang zu geben.
    Hatte auch nicht das gefühl das heute noch so groß davon geschwärmt wird außer "hat damals gebockt". Aber...

  3. Kuttelfisch hat geschrieben: 27.04.2022 10:36 Naja....das man als Anbieter einer Mini Konsole für die Spiele extra zahlt ist ja nicht das Problem des Redakteurs. Zumal Sega, Nintendo und Sony die selben Probleme haben und Trotzdem spiele von Konami, Capcom, Namco und Square Enix darauf anbieten.
    Sega hat sogar Disney IPs auf ihrer Mini Konsole. Also die Lizenzsachen waren machbar gewesen. Ob die Konsole damit teurer gewesen wäre oder der Profit geschmälert wäre ist ja erstmal nicht das Problem des Testers.
    @Chibiterasu: Die Sammlung werde ich mir Mal gönnen^^ Beim Mini warte ich erstmal etwas ab.
    Du wirst lachen, aber im Gegensatz zu den Mini-Konsolen von Sega und Nintendo ist hier sogar kein einziges Spiel des Hardwareherstellers dabei. Das könnte... unter Umständen... die Lizensierung doch ein wenig verkomplizieren.
    Die Disney-IPs gibt es beim Sega Mega Drive Mini bspw. auch nur, weil Sega die Spiele damals selbst entwickelt hat. Warum ist darauf denn trotzdem nichts von EA wie z.B. Desert Strike zu finden? Ganz so einfach ist das mit den Lizenzen vielleicht doch nicht und nicht zu vergessen: Hinter dem Gerät hier steht kein Konzern in der Größe von Sega, geschweige denn Nintendo.

  4. Supergucki hat geschrieben: 25.04.2022 17:32 Also dafür melde ich mich sogar wieder bei 4Players an:
    "Wo sind Xenon 2 Megablast, Wings, Indianapolis 500, Indiana Jones and the Fate of Atlantis, Loom, R-Type, Apydia, Turrican, Robocop, FA-18 Interceptor, It Came from The Desert, Lotus Esprit Turbo Challenge, Defender of the Crown, Dungeon Master"
    Xenon 2: hat lizenzierte Musik
    Wings: Cinemaware, Rechte unklar
    Indi 500: Lizenzspiel, müsste neu verhandelt werden
    Indiana Jones: Lizenzspiel, müsste mit Disney neu verhandelt werden
    Loom: Vermutlich nun auch bei Disney
    FA-18: Lizenztitel
    Lotus: Lizenztitel
    It Came from the Desert: Rechtelage unklar
    Defender of the Crown: Rechtelage unklar
    Für alle diese Spiele muss man individuell verhandeln und zahlen. Also völlig logisch, dass die da nicht einfach so dabei sind.
    Also so ein bisschen Hintergrundwissen könnte man doch von den neuen Redakteuren erwarten, oder?
    Erstmal, willkommen zurück.
    100% Zustimmung. Ein leider altbekanntes Problem solcher Kollektionen. Aus dem gleichen Grunde fehlen viele ikonische Spiele in nahezu jeder Collection, Retro-Mini-Konsole oder Diensten. Lizenzen sind bis heute ein Grauen, allein schon durch lizenzierte Musik in Videospielen. Die ganzen Remedy-Schinken oder Rennspiele, die zeitweise schon ausgelaufen sind, nur weil jemand meinte, da unbedingt richtige Mukke einbauen zu müssen, aber bei Sport/Racing ist es praktisch schon Alltag. Da schaltet man als Anbieter sowieso lieber irgendwann die Server ab, um den Nachfolger zu verchecken. Wenn zwischenzeitlich Rechte noch verkauft oder weiterverkauft wurden, blickt spätestens niemand mehr durch. Nur die Spiele sind eben unwiederbringlich weg.

  5. Naja....das man als Anbieter einer Mini Konsole für die Spiele extra zahlt ist ja nicht das Problem des Redakteurs. Zumal Sega, Nintendo und Sony die selben Probleme haben und Trotzdem spiele von Konami, Capcom, Namco und Square Enix darauf anbieten.
    Sega hat sogar Disney IPs auf ihrer Mini Konsole. Also die Lizenzsachen waren machbar gewesen. Ob die Konsole damit teurer gewesen wäre oder der Profit geschmälert wäre ist ja erstmal nicht das Problem des Testers.
    @Chibiterasu: Die Sammlung werde ich mir Mal gönnen^^ Beim Mini warte ich erstmal etwas ab.

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