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Tearaway Unfolded (Action-Adventure) – Zauberhafte Papierwelt

Vom Handheld auf den großen Bildschirm: Sony und Media Molecule erwecken mit Tearaway: Unfolded die zauberhaften Papierwelten des Vita-Hits auf der PS4 zu neuem Leben. Aber ermöglicht der DualShock-Controller eine ähnlich starke Verbindung zwischen Spiel und Spieler? Wir sind losgezogen und haben zusammen mit dem knuffigen Boten nicht nur böse Schnipsel bekämpft, sondern nach Antworten gesucht…

© Media Molecule / Sony

Optionale PlayStation-Kamera ist Pflicht

Sein volles Potenzial kann die charmant inszenierte Reise durch die Papierwelt allerdings erst mit dem Anschließen einer PlayStation-Kamera entfalten. Auch wenn die Verwendung des Zubehörs nur optional ist, kann ich nicht genug betonen, wie sehr es das Spielerlebnis in diesem speziellen Fall bereichert. Schon alleine das Live-Bild des Spielers als „das Wesen“ in der Sonne zu sehen ist klasse. Darüber hinaus werden hin und wieder auch Fotos aus der realen Welt als Texturen im Spiel „missbraucht“, so dass man der Kulisse noch mehr den eigenen Touch verpassen kann. Sogar das Mikrofon kommt zum Einsatz, wenn man z.B. einer verschollenen Vogelscheuche ein bedrohliches Lachen mit den eigenen Stimmbändern bescheren soll.

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Die Schnipsel sind in die Papierwelt eingefallen! © 4P/Screenshot

Für mich steht fest: Erst im Zusammenspiel mit der PlayStation-Kamera kommt Tearaway auf der PS4 an die Faszination heran, die sich damals auf der Vita eingestellt hat, aber erreicht oder gar übertroffen wird sie aber auch mit der optimalen Ausrüstung nicht. Warum? Weil die Beziehung zwischen Spiel und Spieler auf Sonys Handheld noch enger miteinander verknüpft war durch großartige Mechaniken, die auch für den großen Auftritt auf der Konsole schlichtweg nicht umsetzen ließen. Dazu gehörte z.B., mit dem eigenen Finger die dünnen Papierstellen der Spielwelt zu durchstoßen und durch direkten Kontakt die Gegner zu bekämpfen. Hier wirken die Auseinandersetzungen mit den Schnipseln vergleichsweise fad und es mangelt trotz zunehmender Gegner-Variationen an Abwechslung sowie Herausforderung. Zudem fühlte sich nicht nur das rückseitige Touchpad natürlicher bei der Interaktion mit der Spielwelt an als das Pendant des DualShock-Controllers. Auch das direkte Pusten des Spielers für die Windeffekte war am Handheld persönlicher und natürlicher. Trotzdem muss man festhalten, dass Media Molecule die Fähigkeiten des PS4-Controllers optimal ausnutzt und ins Spiel einbindet. Aber an das großartige Spielgefühl des Vita-Vorbilds kommt man einfach nicht heran.

Kleine Risse


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Objekte lassen sich von der virtuellen Welt in den Controller schleudern – und auch wieder zurück. © 4P/Screenshot

Dazu gesellen sich technische Probleme, die der wunderschönen Papierfassade ein paar weniger schöne Risse bescheren. So wird zwar einen Vielzahl an Schauplätzen geboten, die von grünen Papierwiesen über ein Labor bis hin zu finsteren Höhlen jeweils ein eigenes Flair ausstrahlen und nicht nur aufgrund versteckter Geheimnisse sowie der Suche nach Konfetti zum Erkunden einladen. Doch die sowohl automatische als auch die manuelle Kamera geben immer wieder Anlass für Kritik (…sowie ungewollte Abstürze): Zum einen verschlechtern unerwartete Zooms und  Perspektivwechsel die Orientierung und zum anderen wird der niedliche Protagonist auch bei manuellen Kameraschwenks immer wieder mal von Objekten verdeckt, die nicht ausgeblendet werden. In größeren Arealen wie dem Fischerdorf stößt die Papier-Grafikengine außerdem an ihre Grenzen und es kommt zu kleinen, aber dennoch spürbaren Einbrüchen der Bildrate. Gegen Ende der erfreulich umfangreichen Reise übertreibt man es zudem mit dem inflationären Einsatz der Bewegungssteuerung, wenn ständig Plattformen oder Papierformationen durch Neigung des Controllers verschoben werden müssen, man aber gleichzeitig auch noch verkrampft Tasten bedienen muss.

Die musikalische Begleitung ist ebenfalls Geschmackssache: Trotz toller Momente und manch gelungener Arrangements ist mir der Soundtrack einen ganzen Tick zu schräg. Das mag thematisch zur Papierwelt passen, doch ich empfand viele der Stücke als ähnlich nervig wie die Kauderwelsch-Soundeffekte als Ersatz für die Sprachausgabe, die nur in vereinzelten Sequenzen mit sehr gut besetzten Sprechern ertönt. Doch während man das Geplapper im Stil von „Simlish“ in den Optionen stumm schalten kann, muss man die Musik zwingend „ertragen“. Schon auf der Vita war das Getröte auf Dauer nicht mein Fall und daran hat sich auch auf der PS4 nichts geändert.